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Kapitel 15: In der Spalte des Felsens

 

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Er versteckte meine Seele in der Spalte des Felsens,
der beschattet ein trockenes, durstiges Land …

Er versteckte mein Leben in den Tiefen seiner Liebe;
und bedeckte mich dort mit seiner Hand1

Dieses Kapitel als Hintergrund für die kommenden Ereignisse zu schreiben war sehr schwierig, jedoch notwendig. An anderen Stellen, wo ich über meine persönlichen Erfahrungen schrieb, habe ich generell Details aus offenkundigen Gründen vermieden: es ist schmerzhaft, sich daran zu erinnern.

Zusätzlich bin ich bin immer darüber besorgt, ob die Leser sich bei persönlichen Angelegenheiten entweder langweilen oder abgeneigt sind und deshalb habe ich versucht, nur die wichtigsten Punkte anzusprechen, die später in der Diskussion wieder aufkommen werden, während ich auch versuche, es so kurz wie möglich zu halten.

Ertragen Sie es bitte mit mir, und wenn Sie finden, dass es für Sie nicht von Interesse ist, dann steht es Ihnen natürlich frei, erst später, wenn es wieder um universellere Themen geht, weiterzulesen. Jedoch hat mir meine Erfahrung gezeigt, dass vieles von dem, was ich hier erzählen werde, nicht ausschließlich nur auf mich zutrifft.

An dem Punkt in meiner Geschichte, wo wir zuletzt stehengeblieben sind, entschied ich, dass ein Hirn zu besitzen unter Umständen nicht das Schlechteste war, auch wenn der ‘Glaubenstrip’ es zu einem großen Maß nur als ein Opferstück verwendet, das hypnotisiert werden kann, damit es durch zerebrale Verwirrung wie eine Brezel verdreht und als Rechtfertigung von theologischem Unsinn verwendet werden kann.

Ich erinnere mich, dass ich eines Tages eine Freundin in ihrem Büro besuchte. Auf ihrem Schreibtisch war ein Aufkleber mit der Aufschrift: “Gott erschafft keinen Mist.” Das traf mich. Es traf mich auf komische Weise, weil ich gerade an dem Punkt stand, wo ich kämpfte, frei von der Hypnose zu werden, die uns sagt, dass menschliche Wesen unfähig sind, ihr Hirn zu gebrauchen, um Gott entdecken und verstehen zu können, und sie deshalb nur ihren Glauben haben müssen; und natürlich auch die heiligen Schriften – welche dies auf den verschiedenen Glaubenstrips auch immer sein mögen.

Wie oft hörte ich Predigten darüber, dass das Gehirn einzig und allein das Instrument des Satans sei. Sicherlich, wenn wir über das Bewusstsein des Räubers sprechen, können wir sehen, wie das die eine Seite der Medaille ist. Aber nichtsdestotrotz war es mir ziemlich klar, dass alles, was auch immer existiert, innerhalb des Geistes Gottes existiert – wer oder was er/sie/es auch immer sein mag – und deshalb auch eine Rolle im Finden von Gott spielt.

Durch das Lesen dieses kleinen Aufklebers wurde mir sonnenklar, dass ich so tief in den Glaubenstrip gefallen war, dass ich wirklich schon Angst vor dem Denken hatte. Ich schämte mich wegen meiner Neigung, Fragen zu stellen und fühlte mich wegen meiner Anlage, logisch analysieren zu können, außerordentlich schuldig. Eine der üblichen ‘hypnotischen Suggestionen’ auf dem Weg des Mönchs ist, dass Denken nicht erlaubt ist. Denken führt zu Fragen, und das ungeschriebene 11. Gebot ist: “Du sollst nicht hinterfragen!” Mit plötzlicher Klarheit dämmerte es mir, dass wir alle als ein Teil der Schöpfung ein Gehirn haben – ein erstaunliches Organ. (Ich weiß, dass sich die Leser mittlerweile schon sicher sind, dass ich die langsamste Schülerin aller Zeiten bin!) Aber egal, dieses Faktum, dass uns Gott unser Gehirn aus einem Grund gegeben hat, führte zum nächsten Gedanken: sollten wir unsere Gehirne nicht auch dazu verwenden, Gott zuentdecken, anstatt damit den offensichtlichen Unsinn über Gott zu rechtfertigen, den uns Leute, die eindeutig nicht viel zur Verbesserung des Weltzustandes getan haben, gaben? Jene Leute, die eigentlich als die Schöpfer des Systems betrachtet werden können, das uns in dieses Schlamassel, in dem wir uns heute befinden, gebracht hat, indem sie ihre Gehirne nicht benutzten?

Ungefähr zur selben Zeit geschah etwas sehr eigenartiges. Ich dachte damals nicht, dass es eine Entführung gewesen war. Erst im Nachhinein betrachtet sehe ich Hinweise, was es tatsächlich gewesen sein könnte. Aber es gibt auch andere Erklärungen.

Wie schon gesagt, lebten wir in einer Hütte. Einer sehr kleinen Hütte. Mit unseren Betten, Ablagen und einer kleinen kombüsenartigen Küche war sie bereits voll. (Wenn ich etwas aus dieser Zeit gelernt habe, dann wie man eine Küche perfekt einrichtet!)

Mein Bett war ein normales Doppelbett, mit einer Seite an die Wand geschoben. Zwischen dem Fußende des Bettes und der Babywiege war nur ein sehr schmaler Zwischenraum. Ich schlief auf der Innenseite, an der Wand. Der einzige Weg aus dem Bett heraus war, rückwärts aus dem Bett zu kriechen, oder ich musste meinen Ex bitten aufzustehen, damit ich seitlich rauskommen konnte. In meinem damaligen Zustand war die Option Herauskriechen eher schwierig und wenn ich einmal im Bett lag, dann steckte ich dort sozusagen die ganze Nacht über fest.

Eines Nachts weckte mich etwas auf. Ich weiß nicht genau, was es war. Es war wie ein Ton, ein tiefer, brummender Ton, wenn man so will. Ich war sehr schläfrig – fühlte mich fast betäubt –, und so war es nicht leicht, meine Augen zu öffnen. Aber ich dachte, dass ich diese nächtliche Störung überprüfen sollte und so zwang ich mich, meine Augen zu öffnen und ich setzte mich im Bett auf, um mich umzusehen. Ich bemerkte das Seltsamste, das ich bis zum damaligen Zeitpunkt in meinem Leben gesehen hatte, und dasich bis heute nicht genau erklären kann.

Ich sah Licht. Aber es war kein gewöhnliches Licht. Es war fast ein ‘festes’ Licht. Es durchdrang die Hauswände und es schien, als ob überall auf der Wand Risse und kleine Löcher waren. Natürlich kam es auch durch das Fenster herein, aber diese nadelartigen Strahlen, die durch die Wand hereinfielen, waren wirklich seltsam. Sie waren fast fest, so wie Eiszapfen oder Kristallsplitter.

Als ich das sah, war ich natürlich ein wenig verblüfft. Ich konnte mir nicht ausmalen, welches Licht stark genug sei, dass es durch die Risse in den Wänden, die in jeder Hinsicht nahezu mikroskopisch waren, scheinen könne. Nicht einmal das Sonnenlicht schaffte das, obwohl ich schon wusste, dass die Hütte solch feine Risse hatte. Der ganze Raum war augenscheinlich mit diesen kreuz- und quer laufenden Lichtstrahlen gefüllt.2

Als ich nun dieses äußerst seltsame Licht gesehen hatte, was habe ich mir da gesagt? Ich rationalisierte, dass es ein paar Freunde meines (Ex)-Mannes sein mussten, die ihm einen Streich spielten und dabei in einem Konvoi von schmutzverschmierten Trucks rund um die Hütte fuhren und dabei mit den auf den Fahrerkabinen montierten Suchscheinwerfern voll aufgedreht auf die Hütte strahlten!

Das einzige Problem dabei war: Mein (Ex)-Mann hatte keine Freunde mit dreckverschmierten Trucks und Suchscheinwerfern!

Doch damit mich dieses kleine Detail nicht weiter beunruhigte, entschied ich, dass es doch seineFreunde seien, die ihm einen Streich spielten, und außerdem war ich zu müde um darüber lachen zu können, also solle er doch aufwachen und sie heimschicken! Wie konnten sie es wagen, mitten in der Nacht herzukommen und ihre Spielchen zu spielen, wo er doch morgen zeitig in die Arbeit musste? Und außerdem brauchte ich wegen meinem angeschlagenen Gesundheitszustand meinen Schlaf!

Und das machte ich auch. Ich zog einfach die Decke über meinen Kopf und schlief wieder ein!

Meine nächste Erinnerung ist, dass ich Schmerzen hatte. Keine speziellen, aber ich war von den vielen Monaten der Genesung von meiner Schwangerschaft (in der ich, wie ich schon sagte, wegen der Folgeerscheinungen einer Beckenverletzung über nahezu sechs Monate bettlägerig war) immer noch so schwach, dass mich jede Bewegung am ganzen Körper schmerzte. Der Schmerz hatte seinen zentralen Ausgangspunkt im Unterleib, von wo er in meinen Rücken ausstrahlte; fast so wie die ersten Anzeichen von Geburtswehen.

Der Schmerz weckte mich. Das Groteske beim Aufwachen war, dass mein Gesicht neben den Füßen meines (Ex)-Mannes lag! Ich lag verkehrt im Bett. Darüber hinaus war mein Nachthemd von den Knien abwärts nass. Es war ein schmerzhaftes Unterfangen, mich im Bett aufzusetzen, mich an die Wand zu lehnen und meine Beine in die richtige Position zu bringen, damit ich die Füße zur Bettkante brachte, um aufzustehen und das Problem herauszufinden, aber ich schaffte es. Ich stand einfach da und versuchte mir zu erklären wie mein Nachthemd nass werden konnte. Ich erinnere mich, dass ich fast hysterisch war, als ich darüber nachdachte, weswegen ich mich zwang, damit aufzuhören. Ich zündete mit einem Streichholz eine Lampe an, damit ich etwas Trockenes zum Anziehen finden konnte. Als ich das nasse Nachthemd auszog, bemerkte ich, dass es mit kleinen schwarzen Flecken übersät war – der Samen des Bahiagrases, das kniehoch hinter unserer Hütte wuchs.

Wie erklärte ich mir das? Eine erneute Reaktion von Hysterie kam über mich, die ich wieder zu unterdrücken versuchte. Ich sagte mir, dass ich aufgestanden und zum Badezimmer gegangen war, wo mein Nachthemd in den Wassereimer hineingehangen haben musste, der uns als WC-Spülung diente (ich hatte auf den Einbau von fixen sanitären Anlagen bestanden, auch wenn wir sie ‘per Hand’ bedienen mussten), nur dass ich es vergessen hätte. Ich versuchte nicht einmal zu erklären, wie ich wieder verkehrt ins Bett gekommen war.

Das war meine Erklärung für mich selbst. Sie machte überhaupt keinen Sinn, da ich nie in meinem Leben, weder vorher noch nachher, in der Nacht aufgestanden war und mir völlig unbewusst darüber war, was ich tat. Ich weiß noch, wie ich das Nachthemd in einem Knäuel in den Wäschekorb warf, weil ich es nicht ansehen wollte; und als ich es schließlich wusch, tat ich das schnell und eilig, als ob ich etwas vor mir verstecken wollte.

Nun, diese Erklärung funktionierte natürlich nicht – wenn man meinen körperlichen Zustand und die logistische Leistung, aus dem Bett und wieder hinein zu kommen, bedenkt. Aber das machte mir nichts aus. Es war meine Erklärung und ich akzeptierte sie. Den Teil davon, den ich nicht erklären konnte, kehrte ich ‘unter den Teppich’ und vermied darüber nachzudenken. Ich musste das so tun. Was hätte ich sonst machen können? Es gab einfach keine rationale Erklärung, die Teil meiner Welt war; und das produzierte in mir das Gefühl von innerer Panik und etwas, das wohl Wildtieren widerfahren muss, wenn ihr Blick an den Scheinwerfern eines entgegenkommenden Autos festgefroren ist.

Ich frage mich, wie viele Menschen ähnliche Erlebnisse haben und es sich auf solche Weise ‘erklären’?

Ab da begann sich mein Herz zu verschlechtern und ich begann unter mehr Symptomen zu leiden, als nur unter den beschriebenen Auswirkungen und Herzflimmern. Ich hatte jede Woche Angina-Attacken, wobei beide Arme betroffen waren, obwohl sich die Schmerzen meist auf der linken Seite konzentrierten. Damals trat auch ein altes Problem wieder auf – Endometriose – was nahezu andauernde Schmerzen verursachte. (Schlussendlich bekam ich eine Laparoskopie und eine Kürettage nach der Diagnose von ernster Adenomyose.)

Und dann waren da noch die Kopfschmerzen. Es waren solch monströse Schmerzen, dass jeder Atemzug eine Höllenqual war. Nichts konnte diesen Schmerz lindern – kein Medikament, keine Therapie, keine Lösung, nichts. Der Schmerz begann eigenartig mit einer Schwellung an meinem Kopf, genau gesagt am okzipitalen Grat, am Hinterkopf, wo der Schädel auf dem Nacken sitzt. Es schwoll manchmal auf die Größe eines Golfballes an, und von dort strahlte der Schmerz in immer größer werdenden Wellen aus, bis er mich wie ein Stahlhelm, der mir den Kopf zusammendrückte, ergriff, und ich dachte, ich müsse meinen Schädel zertrümmern, weil ich nicht mehr wusste, wie ich sonst diesen Wahnsinnsschmerz beenden könnte. Der einzige Weg es zu ertragen, und nicht mehr an eine Erleichterung denken zu müssen, war, vollkommen ruhig in der Dunkelheit zu liegen und so seicht wie möglich zu atmen, um jede Bewegung aufs Minimum zu reduzieren. Das ging immer ungefähr eine Woche so, mit jeweils nur Nickerchen, bis ich dann schließlich in einen tiefen Erschöpfungsschlaf fiel – auch verursacht von der Anstrengung, mich selbst unter dieser Qual zusammenzureißen –, aus dem ich schmerzfrei erwachte, in panischer Angst wartend auf die nächste, unvermeidliche Attacke.

Als ob das nicht schon genug gewesen wäre, hatte ich auch noch mit permanenten Ohrinfektionen zu kämpfen, die so massiv waren, dass die betroffene Seite meines Kopfes so anschwoll, dass mein Gehörgang völlig verschlossen war und dabei den Abfluss der Flüssigkeiten versperrte. Und diese Flüssigkeiten begannen dann gleichzeitig mit einer von meinem Trommelfell ausgehenden Eruption unglaublicher Schmerzen auszubrechen, die mich, wenn ich stehen hätte können, auf die Knie gebracht und um Gnade hätten winseln lassen!

Das Interessante bei diesen regelmäßigen ‘Explosionen’ meines Ohres war, dass sie ohne Vorwarnung auftraten. Es gab kein sich aufbauendes Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war – ich wachte einfach mit geschwollenem Kopf und Schmerzen auf und dann entwickelte sich im Laufe eines Tages die Angelegenheit zu einer kritischen Situation, die ärztliche Versorgung benötigte.

Im Nachhinein muss ich über die Ärztin lachen (obwohl es für diejenigen, die so etwas erfahren müssen, überhaupt nicht lustig ist!), die eine Probe von der Flüssigkeit in meinem geschwollenem Ohr entnehmen wollte. Sie kam mit einem Baumwolltupfer und wollte ihn in den angeschwollenen Gehörgang einführen, um die Probe zu entnehmen. In dem Moment, als sie das Ohr berührte, übertrug sich die Explosion des Schmerzes sofort auf meinen Arm, und mein Reflexschlag schleuderte sie fast quer durchs Zimmer! Sie verstand sofort, dass ich nicht scherzte, als ich meinte, dass es sehr schmerzhaft sei! Wenn jemand glaubt, ich sei ein Jammerlappen, dann muss ich noch erwähnen, dass ich damals vier Kinder hatte, und ich bei der Geburt eines Kindes geschnitten werden musste – irrsinnige Schmerzen – aber ich jammerte niemals laut, schrie nicht, sondern stöhnte höchstens nur leise. Ich meiner Familie wurde Schmerz mit Würde ertragen, nicht mit Klagen. Ich war auch nicht jemand, der einen Arzt mit Problemen überschüttete.

Ich löste das Problem, indem ich, in Verbindung mit meiner Lektüre und meinen endlosen Notizen darüber, noch mehr meditierte. Ich hatte noch nicht völlig meine Suche, alle Gefühle in der Liebe zu Gott zusammenzufassen, aufgegeben und deshalb war Meditieren meine tägliche Beschäftigung – manchmal mehr als einmal pro Tag.

Für mich ist Meditation ein zweifacher Prozess. Ich lernte später, dass einige Pfade meine Methode zu meditieren als “Meditation mit Saat” bezeichnen. Der Prozess beginnt mit einer Konzentrationsübung bzw. einem Fokussieren auf eine Idee oder ein Bild. Ich denke das ist einigermaßen üblich.

Ich machte schnell Fortschritte in den Meditationsübungen, wie ich später herausfand, als ich einige fortgeschrittene Texte zum Thema las. Natürlich hatte ich damals nicht wirklich einen Führer und ich hatte die Meditation eigentlich nie als Methode studiert, außer dass ich Bücherüber diesen Weg an sich gelesen hatte.

Es gibt zwei grundlegende Arten zu meditieren: mit Saat und ohne Saat. Das heißt, entweder etwas zu haben, auf das man sich fokussiert, oder zu versuchen, den Geist völlig zu leeren. Es ist anfangs generell produktiver, mit Saat zu meditieren. Abhängig von dem jeweiligen Typ des Meditierenden wird die Saat unterschiedlich sein. Wenn man eine visuelle Person ist, wird es besser funktionieren, ein Bild im Geist zu haben. Wenn man eine auditive Person ist, wird es besser funktionieren, wenn man einen Satz hat und ihn im Geist ‘hört’. Wenn man kinesthetisch ist, klappt es am besten, ein Gefühl zu haben oder ein Gefühl zu erreichen.

An dem Punkt, an dem man beginnt, etwas Erfolg darin zu haben, das innere Geschwätz zu stillen, kann man auch damit experimentieren, die Saat zu verändern oder zu kombinieren. Sie können eine visuelle und auditive Saat, oder eine gefühlsmäßige und eine visuelle Saat, oder eine auditive und ein gefühlsmäßige Saat, oder alles auf einmal probieren.

Meine persönliche Vorliebe liegt in einem Satz, bei dem ich die Buchstaben, aus denen die Worte zusammengesetzt sind, ‘sehen’ kann, wo sie auftauchen und sich danach auflösen. Damit habe ich sowohl Gedankeninhalt als auch ein visuelles Bild und ich kann leicht mit ein wenig Absicht ein Gefühl und ein Geräusch hinzufügen. Ich kann visuelle, auditive und Gefühlselemente auch verwerfen und mich einfach auf den Inhalt konzentrieren.

Atmung ist aus vielen Gründen sehr wichtig. Sehr langsames, kontrolliertes Atmen mit Zählen, um den Prozess zu beginnen, ist sehr effektiv. Atmen Sie durch die Nase ein und durch den Mund aus. Sobald das Atmen (zählen Sie dabei, um die Atmung zu regulieren) tief, langsam und regelmäßig wird, beginnen Sie entweder Ihren Satz, Ihr visuelles Bild, oder was immer Sie als Saat ausgesucht haben. Das Atmen soll so weitergehen, wie Sie es festgelegt haben.

Die Aufgabe besteht anfangs darin, Ihrem Geist mehrere Aufgaben zu geben, auf die er sich mit Absicht fokussieren soll und diesen Fokus so lange beizubehalten wie Sie können. Sobald Sie bemerken, dass Sie den Fokus verloren haben, wenn Ihr Geist wandert und andere Gedanken daherkommen, bringen Sie Ihren Geist einfach zurück zum Fokus und seien Sie nicht verärgert, dass Sie Ihre Konzentration verloren haben. Die meisten Menschen können sich nicht länger als zwei oder drei Minuten auf eine einzige Sache konzentrieren. Darum ist es sinnvoll damit zu beginnen, sich auf das Atmen zu konzentrieren und die Atmungen zu zählen, um eine spezifische Tiefe und Frequenz zu erreichen. Wenn Sie für eine Zählzeit von 6 einatmen, für eine Zählzeit von 3 den Atem anhalten, ausatmen für eine Zählzeit von 9, und wieder auf 3 den Atem anhalten, und Sie dies für mindestens 25 volle Atmungen am Stück tun, haben Sie einen respektablen ersten Schritt erreicht.

Eine andere sehr nützliche Technik liegt darin, ein Gedicht oder ein längeres Zitat zu finden, das man als Atmungsvorlage und -inhalt benutzt. Das “Vater Unser” ist zum Beispiel sehr nützlich dafür.

Rezitieren Sie in Ihrem Geist beim Einatmen “Vater unser im Himmel”, während Sie daran denken, dass das “himmlische Königreich” bzw. “himmlische Vater” der höhere Intellekt ist. “Geheiligt werde Dein Name” beim Ausatmen, während Sie daran denken, dass dies der Teil von Ihnen ist, der heilig ist und den Sie durch sich selbst zu manifestieren wünschen. “Dein Reich komme, Dein Wille geschehe” beim Einatmen, während Sie daran denken, dass Sie eine Verbindung zu Ihrem höheren Selbst – das wahre Sie – zu erreichen wünschen. “Wie im Himmel so auf Erden” beim Ausatmen, während Sie Einkehr darüber halten, dass, sobald das niedere Selbst ausgeglichen und integriert ist, der Wille des Geistes, des “himmlischen Königreichs” in Ihr Leben kommen kann.

Sie müssen nicht das gesamte Gebet sprechen, das obige ist eine ausreichende Saat. Aber wenn Sie das ganze Gebet sprechen wollen, denke ich, wissen Sie nun worum es hier geht. Sie können Worte visualisieren, über den Inhalt nachdenken, es fühlen, währenddessen die Worte selbst als die Zähler für Ihren Atem dienen.

Manche Menschen erlangen sehr gute Resultate mit dieser sehr einfachen Saat, andere Menschen benötigen mehr Komplexität. Noch einmal, es geht darum, etwas zu haben, auf das man sich fokussieren kann und diesen Fokus absichtlich beizubehalten. Es ist mehr oder weniger eine Übung des Willens und der Absicht, das Formen eines ‘psychischen Muskels’. Sie werden möglicherweise überrascht sein über die Hartnäckigkeit des inneren Geschwätzes und sein Widerstand gegen diese Konzentration auf einen Punkt.

Nichtsdestoweniger war nach nur drei Monaten Praxis das Ergebnis dieser Beschäftigung, pro Meditation bis zu drei Stunden ‘abzudriften’, und als ich wieder zu mir kam, fühlte es sich so an, als ob überhaupt keine Zeit vergangen war. Das einzige Problem dabei war: ich brachte aus diesem Zustand scheinbar nichts zurück. Ich wusste nicht, was vor sich ging war, wo mein Geist war, was mein Bewusstsein tat, oder sonst irgendetwas. Ich bemerkte nur, dass ich viel friedvoller und in der Lage war, mit den Schwierigkeiten in meinem Leben umzugehen, aber es war doch auch noch frustrierend, nicht in der Lage zu sein, etwas ‘Konkretes’ von diesen Bemühungen zu erlangen. Die C’s haben vor kurzem dieses ‘Abdriften’ kommentiert:

2009-08-05

F: (L) Was ist dieses Abdrift-Phänomen3?

A: Siehe vorherige Antwort [“Menschen sollten sich erinnern, dass die hermetische Maxime in mancher Hinsicht in beide Richtungen gehen kann. Jene, denen es bestimmt ist, sich selbst in der Zukunft zu ‘begegnen’, können das nun auf Grund dieser Anstrengungen mit größerer Leichtigkeit tun. Wir sagten einmal, dass ‘du in der Zukunft’ kosmische Programme ‘umschreiben’ kannst … das gilt auch für andere. Sie lernen jetzt die Programmiersprache.”] und seht es als ein ‘Zeit’ verbringen mit dem höheren Selbst/Lehrer anstelle als Verschwenden der Fähigkeit durch Dissoziation in nutzlose Illusionen. Erinnert euch auch, dass die ‘Zeit’, die in diesem Prozess verbracht wird, diese ‘Seelenfähigkeit’ so nutzt, wie sie ursprünglich gedacht war; es belastet die Seele sehr, verkörpert zu sein.

Dies erinnert an etwas von Gurdjieff:

”[…] Der einzig richtige Weg zu objektivem Bewusstsein führt über die Entwicklung des Bewusstsein seiner selbst. Wenn ein gewöhnlicher Mensch künstlich in den Zustand objektiven Bewusstseins gebracht und nachher auf seinen gewöhnlichen Zustand zurückgebracht wird, dann wird er sich an nichts erinnern und für eine Weile denken, dass er sein Bewusstsein verloren hätte. Aber auf der Stufe des Bewusstseins seiner selbst kann ein Mensch Augenblicke des objektiven Bewusstseins haben und sich ihrer erinnern.”

[…]

“Das Vorhandensein dieser höheren Zentren in uns ist ein größeres Rätsel als die verborgenen Schätze, welche die Menschen, die an das Geheimnisvolle und Wunderbare glauben, seit den ältesten Zeiten gesucht haben.”

“Alle mystischen und okkulten Systeme erkennen das Bestehen höherer Kräfte und Fähigkeiten im Menschen an, trotzdem sie in vielen Fällen das Bestehen dieser Kräfte und Fähigkeiten nur in Form von Möglichkeiten zugeben und von der Notwendigkeit sprechen, diese im Menschen verborgene Kräfte zu entwickeln. Unsere Lehre unterscheidet sich von vielen anderen dadurch, dass sie behauptet: die höheren Zentren sind im Menschen vorhanden und sind voll entwickelt.”

Es sind die unteren Zentren, die nicht entwickelt sind. Und es ist gerade dieser Mangel an Entwicklung oder das unvollständige Funktionieren der unteren Zentren, was uns daran hindert, von der Arbeit der höheren Zentren Gebrauch zu machen.

“Wenn wir die Zentren unseres gewöhnlichen Bewusstseins absichtlich und nach Belieben mit dem höheren Denkzentrum in Verbindung bringen könnten, so würde uns dies in unserem gegenwärtigen Allgemeinzustand überhaupt keinen Nutzen bringen. In den meisten Fällen, wo ein zufälliger Kontakt mit dem höheren Denkzentrum stattfindet, wird ein Mensch bewusstlos. Das Hirn weigert sich, die Flut von Gedanken, Gefühlen, Bildern und Ideen aufzunehmen, die plötzlich auf es hineinbrechen. Und anstelle eines lebhaften Gedankens oder eines lebhaften Gefühls entsteht im Gegenteil eine vollständige Leere, ein bewusstloser Zustand. Das Gedächtnis behält nur den ersten Augenblick, wenn die Flut auf das Hirn einströmt, und den letzten Augenblick, wenn die Flut weicht und das Bewusstsein zurückkehrt. Aber sogar diese Momente sind so voll von ungewöhnlichen Schattierungen und Farben, dass nichts von den gewöhnlichen Empfindungen im Leben damit verglichen werden kann. Das ist gewöhnlich alles, was von sogenannten ‘mystischen’ und ‘ekstatischen’ Erfahrungen übrigbleibt, die eine zeitweilige Verbindung mit einem höheren Zentrum darstellen. Nur ganz selten geschieht es, dass es einem besser vorbereitetes Hirn gelingt, etwas von dem, was es in der Ekstase fühlte und verstand, zu begreifen und im Gedächtnis zu behalten. Aber selbst in diesen Fällen erinnern und übertragen das Denk-, Fühl- und Bewegungszentrum alles auf ihre eigene Weise, übersetzen vollständig neue und nie früher erfahrene Empfindungen, übertragen Dinge in die weltliche dreidimensionale Form, die völlig außerhalb der Grenzen der weltlichen Maßstäbe liegen; auf diese Weise entstellen sie natürlich jede Spur dessen, was von diesen ungewöhnlichen Erlebnissen im Gedächtnis bleibt. Unsere gewöhnlichen Zentren können bei der Wiedergabe der Eindrücke der höheren Zentren mit einem blinden Mann verglichen werden, der von Farben spricht, oder einem tauben Mann, der von Musik spricht.”4

Normalerweise meditierte ich – aus praktischen Gründen – auf dem Bett liegend. Einige Menschen können das nicht, weil sie sehr leicht dabei einschlafen, aber für mich war das kein Problem. Ich konnte in der Meditation ‘abdriften’, ein wenig später wieder zurückkommen und, wenn es Abend war, gleich darauf einschlafen. Generell war es so, dass jede Einschlafposition für mich unangenehm war, und ich ohne zuerst zu meditieren nur sehr schwer einschlafen konnte.

Eines Nachts, nach einem besonders schwierigen Tag in dieser Situation (ich kann mich nicht erinnern, warum ich damals so unglücklich war; wahrscheinlich war es nur eine Kombination aus den andauernden Schmerzen, dem Kampf, sie zu beenden, die Sorge um die Kinder und dem Gefühl, komplett alleine in meiner Ehe zu sein), geschah etwas. Ich verwendete standardmäßig unangenehme Gedanken und Unglück als Nahrung für das meditative Feuer. Das Gefühl von Liebe und Frieden angesichts von großen Schwierigkeit zu erlangen war ein Teil der Herausforderung – und ihr Zweck.

Ich legte mich ins Bett und wartete, bis mein (Ex)-Mann schlafen ging. Seine Einstellung zu meinen Übungen war oberflächlich gesehen tolerant; aber wenn es ihm bewusst war, was ich tat, schaffte er es immer, irgendetwas Abwertendes darüber zu sagen oder zu tun. Wenn er dachte, dass ich für die Meditation Ruhe wollte, dann schaffte er es immer genau in dem Moment Lärm oder sonst eine Störung zu verursachen, für die er sich dann reichlich entschuldigte, um daraufhin damit weiterzumachen, immer wieder.

Nachdem er eingeschlafen war, begann ich mit meinen Atemübungen. Diesen Teil des Prozesses schaute ich mir von meinen Hypnosetherapien ab. Es war äußerst praktisch. Später erfuhr ich, dass diese Übungen aus der Hypnosetherapie wiederum von bestimmten Meditationstechniken abgeleitet worden sind.5

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, was passierte. Alles, woran ich mich erinnern kann, ist der Beginn der Atemübungen, die vor dem Eintauchen in die kontemplative Phase der Meditation stattfinden. Was dann geschah, schien eine Art von großem ‘Sprung’ gewesen zu sein, den ich verursachte.

Das nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich durch eine Empfindung zurück ins Bewusstsein geworfen wurde, die ich nur als eine ‘rumorende Turbulenz’ in meinem Unterleib beschreiben kann. Es war so kraftvoll, dass ich es zuerst wirklich körperlich spürte – wie eine kochende Bewegung meiner Organe, die gleich zu explodieren drohten. Ich spürte instinktiv, dass sich in mir etwas bewegte und dass es sich aufwärts bewegte. Ich bekam Angst, dass etwas Verrücktes und Seltsames mit mir passierte, das ich überhaupt nicht kannte. Ich wusste, dass ich aus meinem Bett heraus musste, bevor ‘es’ geschah, obwohl ich keine Ahnung hatte, was ‘es’ war.

Panisch hielt ich meinen Hals mit beiden Händen fest, weil ich ein Zusammenziehen der Muskeln im Halsbereich spürte, während eine Energiewelle nach der anderen hochkam, wie heißer Dampf, der aus einem Vulkan aufsteigt, bevor er ausbricht. Ich kämpfte mich aus dem Bett, hielt mich mit einer Hand an der Wand fest und mit der anderen hielt ich meinen Hals, während ich meine Zähne zusammenbiss, damit ich mit dem, was immer auch aus meinem Hals kommen würde, nicht meinen (Ex)-Mann und meine Kinder aufweckte. Nach allem was ich wusste, würde mir in Kürze ernsthaft schlecht werden! Es gab eine gewisse Ähnlichkeit zwischen diesem Gefühl und dem, was man hat, wenn man sich übergeben muss.

Ich huschte auf die Veranda, wo eine Gartenliege stand und kollabierte auf ihr, gerade als das ‘Herausströmen’ begann.

Ich wünschte ich könnte es besser beschreiben, aber es gibt einfach keine passenden Worte dafür; außer die gewöhnliche Beschreibung, die nicht einmal in die Nähe der Essenz und Intensität des Ereignisses kommt. Aus mir brach eine erschütternde Reihe von völlig archaischen Schluchzern und Schreien hervor, die aus einem Platz in der tiefsten Seele kamen und die keine Beschreibung zulassen.

Diese Schreie wurden von Bildern – Visionen – begleitet, oder besser gesagt, sie waren in ihneneingebettet; vollständige Szenen mit allen darin liegenden Emotionen, die augenblicklick vermittelt wurden. Es war, als ob das “Leben vor den Augen” abläuft. Aber in diesem Fall waren es keine Szenen aus diesem Leben. Ich sah ein Leben nach dem anderen. Ich wusste, dass ich in jeder Szene beteiligt war, dass die Ausschnitte, die ich sah, Abzüge anderer Leben waren, und ich erfuhr mich selbst als all diese Menschen.

Und die Tränen! Mein Gott! Sie flossen. Ich hatte keine Ahnung, dass der menschliche Körper in der Lage ist, solche Mengen von Flüssigkeit so schnell zu produzieren!

Wenn es nur eine Stunde gewesen wäre, in der ich einen Weinanfall gehabt hätte, dann würde ich nicht darüber berichten, sondern hätte es als “nur eines dieser Dinge” abgetan, so wie PMS. Aber das hatte ein Eigenleben! Es dauerte an, ohne aufzuhören, über fünf Stunden lang!

Ich hatte überhaupt keine Kontrolle darüber. Wenn ich versuchte, es einzudämmen, zu stoppen oder in meinen Geist in eine andere Richtung drängte, gewann sofort das innere Gefühl des explosiven Ausbruchs die Oberhand, alle Muskeln meines Körpers verkrampften sich und ich verlor wieder die Kontrolle über mich. Ich konnte nur dasitzen, wie ein ‘Instrument von Trauer und Klage’, und mir sprichwörtlich das Herz wegschluchzen, wegen jedem Horror in der Vergangenheit, an dem ich offensichtlich teilgenommen hatte, oder den ich vielleicht bezeugte. Ich glaube, dass ich mir sogar einiger dieser Szenen nur bewusst war und nicht direkt daran teilgenommen hatte. Und einige Szenen waren wirklich schrecklich.

Plagen und Seuchen und Tod und Zerstörung. Eine Szene nach der anderen. Geliebte Menschen stehen im einen Augenblick da, und im nächsten liegen sie zerschlagen in ihrem eigenen Blut. Raubgier, Plünderungen; Flüsse von Blut; Gemetzel, Blutbäder, Massaker – in all ihren Formen – liefen vor meinen Augen ab; Holocaust und Hölle; Wut und brennender Zorn, Blutdurst und Rage, Mord und Untergang; all dies war um mich herum, überall wo ich hinsah. Böses über Böses, verdrehte, zerstückelte Körper. Und der Schmerz der Jahrhunderte, die ungeweinten Tränen von Jahrtausenden, die Schuld, Reue und Buße fluteten durch mich durch; sie schmolzen, tauten und lösten den Steinblock, der mein versteinertes Herz umschlossen gehabt hatte; sie wuschen die Schmerzen weg – einen Ozean von Tränen.

Zur gleichen Zeit wie diese Befreiung der Welten der angesammelten Schuld und des Leides vieler Lebensspannen, hörte ich wieder ‘die Stimme’ im Hintergrund, beruhigend wie immer, gelassen wie immer, die immer wieder sagte: “Es ist nicht deine Schuld. Es ist niemandes Schuld. Es ist nicht deine Schuld. Du wusstest es nicht.” Und ich verstand etwas sehr tiefes.

Ich verstand, dass es keine “Ursünde” gibt. Ich verstand, dass der Terror und das Leid, das die Menschheit hier im Leben auf der Erde erfährt, nicht das Ergebnis eines “Fehlers”, eines “Irrtums” oder einer Verirrung sind. Es sind keine Bestrafungen. Man kann daher auch nicht von ihnen “errettet” werden. Ich verstand, dass jede Situation von schrecklichem Leid und herzzerreißender Grausamkeit das Resultat von Ignoranz ist.

Es ist leichter, dies zu verstehen, wenn man Kreuzzüge oder die Inquistion betrachtet. Man kann den Pfad der verzerrten Logik nachverfolgen, die vom Gedanken der “Liebe zu Gott” zu dem Gedanken führen, diese Sicht Anderen “zu ihrem eigenen Besten” aufzuzwingen. Und das kann auch, im Extremen, zu Folter und Mord führen, sogar bei einer Person, die wahrhaftig liebt! Vergessen wir einen Augenblick jene, die solche Weltanschauungen für ihre eigenen Ziele und politischen Manöver6 gewalttätig missbrauchen. Denken wir kurz an die Ehrlichkeit der Gefolgsleute solcher Philosophien. Dieses Folgen des Bösen, das als Gutes getarnt ist, ist aufIgnoranz aufgebaut. Und sogar jene, die offenbar auf Macht und Selbstbereicherung aus sind, handeln aus ihrer Ignoranz heraus – aus ihrer Angst und dem Hunger ihrer Seele, der nicht befriedigt werden kann. Es ist nur eine Frage des Maßstabs, doch am Ende ist es ausschließlich Ignoranz.

Als der Energiefluss, die Bilder und Tränen endlich zu versiegen begannen, verspürte ich ein Gefühl von warmer, heilender Flüssigkeit in mir, das in seiner Leichtigkeit fast schon luftig und so wunderbar war, dass ich mich bis heute an dieses durchdringende, belebende Feuer der Liebe für die gesamte Schöpfung erinnere. Es war zur selben Zeit ekstatisch, verzückend und jubelnd zugleich. Ich war in dem Wunder versunken, erstaunt und gleichzeitig fassungslos über diese Vision der Welt.

Die C’s haben diese Meditation kommentiert:

2009-06-20

F: (L) Okay. Gibt es irgendetwas das wir tun können?

A: Wenn du deine Technik, die du benutzt hast, um emotionale Reinigung zu erlangen, mit anderen teilen könntest, würden vielleicht viele Menschen davon profitieren, inklusive die zwei zur Debatte stehenden Individuen.

F: (L) Welche Technik ist das?

A: Erinnerst du dich an eine ganze Nacht voll reinigender Tränen?

F: (L) Ja. Nun ja, das war einfach nur eine Meditationstechnik, die ich entwickelte. Ich atmete in einer bestimmten Weise und wiederholte bestimmte Dinge in meinem Geist als ich atmete, und ich tat es jede Nacht. Merkwürdige Dinge begannen zu geschehen.

A: Merkwürdig in der Tat! Du bist instinktiv auf eine uralte Technik gestoßen, die unübertroffen in ihrer Effizienz ist. Warum also nicht teilen?

F: (Joe) Verteil die Perlen, Laura! (L) Ich dachte einfach nie, dass es irgendwie besonders wäre – es hat einfach bei mir gewirkt! Ich meine, wie kann so etwas gegen dieses Art of Living Kriya [ein berühmtes indisches Atemprogramm] ankommen?

A: AoL ist für Anfänger und Roboter!

F: [Gelächter] (L) Und warum wart ihr dann so enthusiastisch, als C*** uns vorschlug, es uns beizubringen? Ich meine, er fragte, ob er es uns beibringen soll, und ihr habt “Ja” geantwortet, mit sieben Ausrufungszeichen!

A: Brachten euch dazu, es zu probieren und feuerten dein Denken an, nicht wahr?!

F: (L) Also ging es nicht darum, dass diese Methode ‘die beste’ oder die einzige oder die oh so großartigste war. Es ging darum, unsere Aufmerksamkeit auf die Idee des Atmens, oder die Kontrolle des Atems als ein Mittel, das emotionale Heilung bewirkt, zu lenken. Ist es das?

A: Absolut!X7

F: [Gelächter] (L) Kürzel. Hmm …

A: Erinnere dich, dass deine Methode eine kraftvolle ‘Saat’ beinhaltete.

F: (DD) Saat? (L) Ja, das ist in Bezug auf Meditation mit oder ohne Saat. (Joe) Was war die Saat? (L) Sätze, die ich in meinem Geist benutzt habe. (Allen) Waren diese Sätze speziell für dich, d.h. etwas, das jemand sich selbst ausdenken muss? (L) Nun, ich weiß nicht, waren diese Sätze speziell für mich?

A: Sie waren super-kraftvoll!

F: (C) Waren sie wie Gebete? (L) Ja, und es war wirklich komisch, weil ich damit begann, das Vater Unser zu benutzen. Dann entschied ich, dass ich damit nicht glücklich war, weil es nicht offen genug war. Es hatte Assoziationen mit spezifischen religiösen Dingen, und so schrieb ich es um. Ich werde … es war so in etwa wie … (DD) Hast du diese Worte als Vorlage benutzt? (L) Ja. (Joe) Ich sagte das Vater Unser in einer abgewandelten Form. Nachts, wie ein Mantra, sagte ich es immer und immer wieder … (L) Hast du es in Verbindung mit Atmung gemacht? (Joe) Nicht bewusst. (L) Naja, weißt du, ich tat das. Es war willentlich kontrolliertes Atmen. Ich tat das jede Nacht, monatelang. (DD) Wie hast du geatmet? (L)Sehr ähnlich zu dem, was C*** lehrt, was sie den “Siegeratem” nennen. (Joe) War es ein Ein- und Ausatmen durch die Nase? (L) Einatmen durch die Nase, ausatmen durch den Mund. (Joe) Weil ich dachte, der Siegeratem sei seltsam, als wir den Kurs machten, weil da war alles durch die Nase. (A**) Ja, das war es, was gefehlt hat. (L) Ja, ich habe durch die Nase ein- und durch den Mund ausgeatmet. Es war einatmen und zählen, Atem anhalten und zählen, ausatmen und zählen. Und es war sehr kontrolliert … es war sehr ähnlich zu dem, was sie diesen “Ujjayi-Atem” oder “Siegeratem” nennen. Das war mir irgendwie vertraut, weil ich das jahrelang gemacht habe. (C) Und während du es gemacht hast, hast du gesagt … (L) Ich wiederholte diese Sätze, und jeder Satz war so geschaffen, dass das Ein- oder Ausatmen dem Satz exakt entsprach. Für den ersten Satz also atmete ich ein, und atmete beim zweiten Satz aus, etc. Und mein Vorhaben war es, das zwanzig Mal zu tun, weil ich ungefähr immer bis zehn oder zwölf kam und dann einfach den Körper verließ oder so ähnlich, einfach abdriftete. Und nach einer gewissen Zeit, in der ich das tat, hatte ich dieses … ich weiß nicht, ich kam damit zu mir zurück … ich weiß nicht, ob ich es eine Kundalini-Erfahrung nenen will oder nicht, aber ich fühlte, dass da dieses gewaltige Ereignis von Reinigung war, das sich über Stunden und Stunden dahinzog. Ich habe es schon beschrieben. Etwas passierte. Aber wie auch immer, so lief es ab. Ich fand es also sehr effektiv. Ich weiß nicht, was ich jetzt fragen soll. (Joe) Das was du gerade beschrieben hast, geht es darum?

A: Ja und eine weitere exzellente Technik, die zwar für andere Zwecke, ist, was du “Kraftatmung” nennst.

F: (L) Oh, meine “Kraftatmung”. (C) Was ist das? (L) Für mich ist es einfach energetisierend. Der schnelle Schritt, den man auf einem Fitnesstrainer hat, begleitet von einer speziellen Art und Geschwindigkeit des Atmens. Das ist diejenige, die nicht auf den Kopf sondern auf den Körper abgestimmt ist. Das eine ist wie Intellekt und Herz, und Kraftatmung ist wie das Bewegungszentrum und das Herz … Man lässt sich von der Bewegung des Körpers hinbringen, wo man hingehen soll.

A: Erinnerst du dich, was diese Technik bewirkt hat?

F: (L) Oh ja! (Joe) Was hat sie bewirkt? Bist du geflogen? Superkräfte? (A**) Das war die Sache mit den Vorleben, nicht wahr? (L) Ja, ich bin im Sportstudio in eine Erinnerung eines früheren Lebens gegangen. (Joe) Wo, hier? (L) Nein, in Florida. Mein Gott … Aber ich denke, wenn Leute das tun, sollten sie jemanden dabei haben.

Also, es gibt anscheinend einige Möglichkeiten, diese emotionalen Angelegenheiten anzuzapfen, über die ihr sprecht, die sich irgendwie von dieser Art of Living Sache unterscheiden?

A: Ja, und wahrscheinlich viel effektiver, wenn mit Vertrauen genutzt. AoL ist wie die ‘Diät Cola’ der Atmungstechniken … nur eine Kalorie.

Das Gebet, das ich benutzte, nannte ich “Gebet der Seele” und lautet wie folgt:

Oh göttlicher kosmischer Geist
Heiliges Bewusstsein in aller Schöpfung

Getragen im Herzen
Beherrscher des Geistes

Retter der Seele
Lebe in mir heute

Sei mein tägliches Brot
So wie auch ich Brot an andere gebe

Hilf mir,
im Wissen um alle Schöpfung zu wachsen

Lichte meine Augen
so dass ich sehen kann

Kläre meine Ohren
so dass ich hören kann

Läutere mein Herz
so dass ich die Heiligkeit wahrer Existenz

zu wissen und lieben vermag
Göttlicher kosmischer Geist

Nun, das Ergebnis dieses Ereignisses war ein Zustand von anhaltender ‘Erhöhung’ oder ‘liebevollen Frieden’, der für sehr lange Zeit anhielt. Man kann sogar sagen, dass die Auswirkungen bis heute anhalten, weil ich danach nie wieder in der Lage war, andere zu verurteilen, egal wie verrucht ihre Handlungen waren und sind. Ich konnte verstehen, dass alles sogenannte “Böse” und “Schlechte” eine Manifestation von Ignoranz ist und dass es niemanden gibt, egal wie heilig oder erhöht sich manche Menschen in diesem ihren Leben fühlen mögen, der nicht zu anderen Zeiten an anderen Orten angesichts des aus ihrer Hand vergossenen Blutes eines anderen Menschen gefeiert hat. Die ursprüngliche Leugnung der Verantwortung durch Kain, als er gerufen hatte, “Bin ich der Hüter meines Bruders?!”, betrifft uns alle.

Aber es gibt auch noch einen weiteren wichtigen Punkt. Ignoranz ist eine Wahl, und es ist eine Wahl, die aus einem Grund getroffen wird – um zu lernen und zu wachsen.

Und dieses Verständnis führte zu einem anderen: zu lernen, wie man wirklich wählt; auf dieser Stufe der Realität fähig werden zu lernen, was Ignoranz ist und was nicht, was Wahrheit, Schönheit und Reinheit ist. Natürlich verstand ich dabei auch, dass es sich wie in Jesus Ausspruch verhält: dass manche Dinge äußerlich hell und glänzend erscheinen, aber innen sind sie schmutzig und zerfallen. Ich meine dabei nicht, dass ich die Negativität als etwas zu Verurteilendes betrachtete. Ich verstand klar ihren Zweck und ihren Platz als ein Zustand des Lernens – aber ich war tief inspiriert, soviel ich nur konnte über diese Welt zu lernen, damit ich Dinge des Lichts am Besten manifestieren könnte.

Ich war über diese ‘Enthüllung’ so aufgeregt, dass ich sofort zur Kirche laufen wollte, um es allen zu erzählen. Damals hatten wir nur mit den Mitgliedern der Kirchengemeinde Kontakt, und mit sonst niemandem. Ab und zu kam bei uns jemand vorbei um zu sehen, warum wir mehr oder weniger ‘ausgetreten’ waren. Diese Besuche gaben mir die Möglichkeit, ein wenig mit jemandem über das ‘Sprießen’ meiner spirituellen Erfahrung zu sprechen. Bei jedem dieser Gespräche wurde ich gerügt, als ob ich von Satan hinters Licht geführt worden wäre. Mein Gott, war ich naiv!

Ich dachte viel darüber nach. Ich fragte mich, ob das stimmen könnte, ob das ganze Drama mit den Visionen, der Pastor und seine Handlungen – der Wolf im Schafspelz – wirklich nur für mich eingerichtet und dramatisiert worden war, um mich zu betrügen. Und ich war schon wieder im Dilemma. Auf der einen Seite, wenn sie Recht hatten und ich betrogen wurde, war vielleicht meine Seele in Gefahr. Aber wenn sie falsch lagen und ich Recht hatte, was bedeutet das dann für die Basis des gesamten Christentums? Falls sie nicht Recht hatten, wenn sie in solch einer fundamentalen Frage falsch liegen könnten, wie könnte dann irgendetwas, was sie auf diesem Grundirrtum aufgebaut haben, richtig sein?

Das stresste mich, weil ich, während ich dazu bereit war, meine christliche Einstellung ‘anzupassen’, noch nicht darauf vorbereitet war, die gesamte Angelegenheit aus dem Fenster zu werfen. Letztendlich war dieser Glaube in all den Jahren des Studiums und der Nachforschungen immer im Hintergrund präsent. Wenn ich überhaupt die Existenz eines Gottes in Frage gestellt hätte, dann wäre es etwas anderes gewesen. Aber falls ich entschied, dass das Christentum einfach falsch wäre – grundsätzlich falsch, weil es keine Ursünde gab, von der man errettet werden müsse –, dann gäbe es auch keinen Grund für einen Retter, und dann wäre das wiederum etwas anderes. Es kam einer Entscheidung gleich.

Dieses Problem zu lösen war eine Angelegenheit von mehreren Jahren. Deshalb werde ich es dabei belassen. Was wichtig ist, ist die Tatsache, dass ich nach dieser Erfahrung die Sünde nicht mehr im selben Licht betrachten konnte. Wenn ich über Mörder und Gewalttäter las, dann wusste ich, dass ich in der Vergangenheit an solchen Dingen auch beteiligt gewesen war, durch meine Ignoranz. Wenn mich jemand verletzte, dann wusste ich, dass auch ich verletzte. Ich konnte nicht mehr länger urteilen oder irgendjemand wegen irgendetwas kritisieren, weil ich wusste, dass ich, an irgendeinem Ort in irgendeiner Zeit, mich selbst verurteilte. Es war ein Lernprozess und mit jeder Erfahrung wuchs ich. Ich lernte, etwas nicht mehr zu tun, indem ich es tat. Und das ist in einem sehr realen Sinn der Grund für Schmerz und Leid. Es ist wie ein automatisches Leitsystem, das den Menschen auf dem Weg des Lernens hält. Der Trick dabei ist jedoch, zwischen dem Weg zu unterscheiden, der sofort physische Bequemlichkeit bringt und dann zu großen psychischen oder seelischen Schmerzen führt, und dem Weg, der zeitweilig physisch unbequem sein mag, aber dann zum Frieden des Herzens führt.

Ich denke man kann sagen, dass ich auf eine Weise einen guten Teil des ‘Weges der Liebe’ gegangen war, aber das war nicht so einfach. Ich war immer noch ein normales menschliches Wesen, das versuchte, in der ‘echten Welt’ zu funktionieren, mit echten Kindern und echten Erlebnissen; und ich musste irgendwie ein Gleichgewicht zwischen dem Wissen herstellen, dass sich jedermann auf irgendeiner Stufe seines Lernens befindet und dem Vermeiden, ein Teil ihrer Lektionen zu sein. Das brauchte Zeit. Hätte ich keine Kinder gehabt, dann hätte ich mich wohl einfach von der Welt zurückgezogen und den Rest meines Lebens mit Studieren und ekstatischen Übungen verbracht.

Was aber tatsächlich in der ‘echten Welt’ des Alltags geschah, war eine Reihe von Ereignissen, die man mehr oder weniger als gewöhnlich bezeichnen könnte, aber im Lichte der vorangegangenen Vorfälle – in Verbindung mit meinem inneren Zustand und meinen inneren Bewegungen – können wir sie eher als ‘wunderbar’ betrachten. Wir könnten es sogar als eine direkte Reflexion der Veränderung meiner Perspektive bezeichnen.

Plötzlich wurde meinem (Ex)-Mann ein kongenialer Job angeboten. Dies deshalb, weil der Inhaber der Firma, der ihm den Job angeboten hatte, Hilfe benötigte, da er ‘plötzlich’ entschied, seinen Betrieb zu erweitern und mit der Arbeit nicht mehr nachkam. Er dachte da besonders an meinen Ex, fragte herum, um seine neue Adresse herauszufinden und fuhr zu uns aufs Land, um ihm das Angebot zu unterbreiten. Ich habe damals diese äußerlichen Ereignisse nicht mit meinem veränderten Zustand in Zusammenhang gebracht, ich war einfach nur froh. Unsere Hauptsorge, von der Hand in den Mund zu leben, war gelöst.

Dann entschied ein Freund, der einen Betrieb mit einer Flotte von Lastwägen führte, dass es an der Zeit sei, neue Trucks zu besorgen – vielleicht um steuerliche Absetzpositionen zu erhalten – und er bot uns einen Gebrauchtwagen (mit sehr wenig Kilometern) um ein Fünftel seines Marktwerts an.

Wir bauten einen Anbau an unsere Hütte und verdoppelten so unseren Lebensraum, installierten Elektrizität und Wasserleitungen und kehrten langsam wieder in die ‘reale Welt’ zurück. Ich hatte zwar schon mein Piano und meinen Schmuck, den ich von Freunden und Familienmitgliedern in den Jahren vor meiner Hochzeit geschenkt bekommen hatte, verkauft, aber wenn ich das nicht getan hätte, hätten wir nichts zu Essen gehabt und auch nicht Weihnachten mit den Kindern feiern können.

Ich begann wieder als Hypnotherapeutin zu arbeiten, womit ich während meines ‘Glaubenstrips’ aufgehört hatte und lernte Techniken zur Geistbefreiung.

Damals ‘wachte’ auch meine Mutter aus ihrem ‘Bann’ auf und sie realisierte, wie schrecklich sie sich benommen hatte. Es war aber zu spät, um unsere Firma zu retten, oder das Haus wiederzubekommen, das sie verkauft hatte, um ihren ‘Freund’ glücklich zu machen. Sie gab mir jedoch das Haus zurück, das ich von meinen Großeltern geerbt hatte und aus dem sie uns ein paar Jahre zuvor, als meine Grußmutter starb, delogiert hatte. Zwischenzeitlich hatte sie dieses Haus kräftig mit einer Hypothek belastet, so dass ich nicht glaubte, dass ihre Motive rein selbstlos waren, da ich das Haus, nachdem sie es mir wieder überschrieben hatte, nur mehr verkaufen konnte. Aber ich war zumindest in der Lage, die Mittel, die nach Abzug der Hypothek übrig blieben, zu verwenden, um ein Haus zu kaufen, das für unsere wachsende Familie groß genug war. Alles Weitere in diesem Zusammenhang ist für unsere Geschichte nicht relevant und so werde ich darüber nicht weiter berichten.

Bevor wir in das neue Haus umzogen, geschah wieder etwas. Ungefähr drei Jahre nach der Geburt meines vierten Kindes entschied eine alte Freundin von mir, die die Ereignisse meines Lebens von außerhalb beobachtet hatte – ohne zu urteilen oder zu kommentieren – dass ich eine ‘kleine Auszeit’ brauche und einen Urlaub machen solle. Ich war niemals länger als ein paar Tage von meinen Kindern getrennt – wenn, dann nur durch Spitalsbesuche – und ich fühlte mich bei dem Gedanken an eine Trennung nicht wohl, aber die vorgeschlagenen ‘Ferien’ waren so verlockend, dass ich kaum widerstehen konnte.

Meine Freundin und ihr Mann besaßen eine Ferienwohnung in North Carolina und wir verfolgten schon lange die Arbeit von Al Miner, der eine Wesenheit channelt, die sich selbst “Lama Sing” nennt. In Maggie Valley gab es ein Treffen der vielen Leute, die an dieser Arbeit interessiert waren, organisiert von einem Arzt und seiner Frau, die enge Freude von Al waren. Es würde Vorlesungen, Gruppenmeditationen, gemeinsames Abendessen, usw. geben. Es klang nicht nur nach Spaß, sondern auch nach einem Pfad, der irgendwohin führte, obwohl mir nicht klar war, wohin. Ich stimmte zu, hinzufahren.

Auf dem ‘Symposium’ lief alles so wie man sich es von solchen Events erwartet. Die Leute behaupteten Auras sehen zu können, liefen mit ekstatischen Gesichtausdrücken herum – auf eine Art und Weise, die die ‘wundervollen anwesenden Energien’ zeigte – und die Gespräche waren sowohl lebendig als auch interessant.

Dann hielt die Frau des Arztes – das Paar, das die Veranstaltung gesponsert und organisiert hatte –, die, wie ich vermute, eine Psychotherapeutin oder eine Beraterin war, eine Rede über die vielen Menschen, die im Augenblick mit “reinkarnativen Erinnerungen” an den Holocaust konfrontiert sind. Das hatte eine ungewöhnliche Wirkung auf mich; es erzeugte wieder einen unkontrollierbaren Schwall an Weinanfällen. Ich musste den Raum verlassen und mich auf die Damentoilette zurückziehen, bis der Vortrag zu Ende war. Ich dachte wirklich, ich hätte meinen Verstand verloren, denn nichts hatte mich bislang so in der Öffentlichkeit berührt! Was war das? Nicht nur, dass ich unter Menschen mein Herz nie zur Schau stelle, ich tanze nicht einmal in der Öffentlichkeit, weil ich immer fühlte, dass es für mich nicht passte!

Aber dann, am letzten Tag des Symposiums, kam das Kopfweh wieder. Meine Freundin ging zu einer Gruppenmeditation und ich blieb im verdunkelten Motelzimmer zurück, mit kalten Handtüchern und Eis auf meinem Kopf, um die Schwellung zurückgehen zu lassen. Glücklicherweise war die Schwellung am nächsten Morgen soweit genesen, dass ich packen, mit den anderen gemeinsam das Abschiedsfrühstück einnehmen und wieder einigermaßen normal funktionieren konnte.

Beim Frühstück bemerkte eine der Damen an unserem Tisch, dass das Kleid, das ich während der Gruppenmeditation am Vortag getragen hatte, “sehr hübsch” gewesen sei. Ich sah sie überrascht an und meinte, dass ich nicht dort gewesen sei, weil ich krank war. Sie blickte mich an und sagte: “Aber ich habe Sie klar gesehen und ich verwechsle Sie nicht!”

Meine Freundin versicherte ihr, dass ich im Bett war und so schauten wir uns alle an und nach einer peinlichen Stille begann das Geplapper wieder. Ich aber war deswegen ziemlich verwirrt.

Auf dem Symposium trafen wir auch zwei ältere Damen, die jedoch sehr rüstig und äußerst unterhaltsam waren, und mit denen es nett war zu plaudern. Eine Dame hatte Erfahrung mit Hypnose und fortgeschrittenen Meditationstechniken. Meine Freundin und ich luden sie in die Ferienwohnung ein, wo wir noch ein paar Tage bleiben wollten, bevor wir heimfuhren. Sie willigte ein und wir wollten Spaß haben, in einer nahen öffentlichen Mine nach Steinen suchen und einfach nur eine ‘Weiberparty’ feiern.

Nachdem wir den ganzen Tag durch die Berge gefahren waren, erreichten wir das Haus, das ziemlich abgeschieden und am Ende einer alten Forststraße gelegen war, am Rand des Nantahela National Forest. Es war so friedvoll, angenehm und perfekt für unsere ‘experimentellen’ Meditationen.

Unsere neue Freundin (nennen wir sie June) richtete eine ‘geführte’ Meditation ein, die von musikalischen ‘Klängen’ auf Kassette begleitet wurde. Wir suchten uns bequeme Plätze und die Anweisungen begannen. Ich erinnere mich an den Atemteil und das ‘Einstimmen’ in die Klänge, aber ab diesem Zeitpunkt schien mein inneres Bewusstsein seine eigenen Pläne zu haben.

Ich fühlte mich aus meinem Körper enthoben – und ‘schwupp’! – ‘schwebte’ ich plötzlich vor einer Felsenwand eines hohen Berges. Aber es war eine Art ‘Riss’ bzw. ‘Spalt’ im Felsen. Ich wusste irgendwie, dass nur sehr wenige Menschen durch diese enge Öffnung durchkommen konnten und ein Versuch, hinein zu kommen, ohne ‘eine derjenigen zu sein, die das können’, würde in einem ‘Schock’ enden, aber ich entschied es zu versuchen. Ich ‘zielte’ irgendwie willentlich darauf ab und das Nächste, an das ich mich erinnern kann, war, dass ich auf der anderen Seite des Felsens am Rand eines wunderschönen Tales herauskam. Da waren grüne Wiesen und wilde Blumen von unglaublicher Leuchtkraft und ‘Lebendigkeit’. Die Gräser wiegten sich im Windhauch hin und her, und es schien, dass dieser Hauch eine Art von ‘bewusster’ Zärtlichkeit für die Gräser, und das Wiegen der Gräser eine Art von ‘bewusster’ Antwort auf diese Zärtlichkeit war; wie eine Katze die schnurrt, wenn sie gestreichelt wird.

Ich fand mich in einer Art Körper wieder und begann durch das Gras zu gehen, das meine Schritte ‘empfing’ und meine Füße und Beine zärtlich streichelte, während ich mit jedem Schritt mit ihm verschmolz. Es ‘zog’ mich irgendwie weiter, ich ging nicht ‘hindurch’. Nicht weit entfernt stand ein gestreiftes Zelt, es wehten Fahnen auf Fahnenmasten in dem ‘bewusst zärtlichen’ Windhauch, doch das Zelt stand auf der anderen Seite eines kleinen Flusses. Ich wusste, dass ich zu diesem Zelt ging, obwohl ich nicht das Gefühl hatte, hingehen zu ‘müssen’. Ich war neugierig, wie es sich anfühlen würde, wenn ich ins Wasser des Flusses stieg.

Ich betrachtete das Wasser; es war kristallklar und es sprudelte im hellen ‘Sonnenlicht’, obwohl da nicht wirklich eine Sonne am Himmel vorhanden war. Man könnte sagen, dass das springende und tanzende Licht auf dem Wasser eine Art ‘bewusstes’ Wechselspiel zwischen dem umgebenden, intensiven Licht und dem Wasser selbst war.

Ich machte einen Schritt ins Wasser und bemerkte dabei, dass ich barfuß war und scheinbar eine Art von weißem Untergewand mit einem gestreiften Übergewand trug, welches ich mit meinen Händen vom Wasser hochzog. Ich war überrascht, dass die fließende Bewegung des Wassers so schnell war und ich fühlte eine ‘Verschmelzung’ mit meinen Füßen. Ich kann dieses Gefühl nur als ‘köstlich’ für meine Füße beschreiben! Ich war von den glitzernden, juwelenartigen Steinen am Grund des Flusses fasziniert. Sie waren glatt und funkelten doch konstant mit der Bewegung des Wassers über ihnen. Ich ging durch den Fluss mit dem Bewusstsein, dass dies eine intensive Erfahrung war, die eine tiefe Bedeutung hatte. Als ich das andere Ufer erreicht hatte, war ich sowohl froh, dass ich diesen ‘Test’ bestanden hatte, als auch dankbar, dass die Erfahrung vorüber war.

Ich erreichte das Zelt. Zwei Männer saßen unter einem ‘Vorzelt’ – mit offenen Seiten, wie eine Veranda –, auf einem Teppich, der auf der Wiese bis vor das Zelt ausgebreitet war. Sie waren genauso angezogen wie ich. Das Zelt war mit demselben Muster gestreift wie unsere Übergewänder; die Farben der Streifen waren Rot, Weiß und Schwarz, jeder Streifen hatte eine dünne Begrenzung aus Lapislazuli-Blau.

Einer der Männer sagte zu mir: “Wir warten schon lange auf dich. Es ist eine Freude, dich wieder zu sehen.”

Aus irgendeinem Grund fand ich das nicht sonderbar. Ich hatte das Gefühl, dass dieses ‘Treffen’ vor sehr langer ‘Zeit’ arrangiert worden war. Ich verbeugte mich und erwiderte den Gruß. Dann sagte der zweite Mann: “Er ist drinnen.” Auch das war nicht unerwartet. Ich senkte meinen Kopf um ins Zelt einzusteigen, und da stand ein Mann drinnen, ein alter Mann mit ‘junger’ Haut, so wie schimmerndes Porzellan. Sein Ausdruck, als er mich sah, war absolute Freude und Befriedigung. Er umarmte mich innig und küsste mich auf beide Wangen. Tränen kamen aus seinen Augen. “Wir werden zuerst das Brot brechen”, sagte er. Wieder war das keine Überraschung für mich, und ich fragte mich auch nicht, was “zuerst” bedeuten könnte, obwohl ich es nicht wusste!

Wir setzten uns auf den mit Teppichen ausgelegten Boden des Zeltes um einen kleinen Tisch. Die beiden Männer kamen von draußen mit Milch und Brot herein. Es stand schon ein goldener Kelch auf dem Tisch, der mit etwas wie Wein gefüllt war. Der alte Mann brach den großen Brotlaib in gleich große Hälften und wir bekamen jeder ein Stück. Wir tauchten es in die Milch und aßen es. Dann nahm er den Kelch, hielt beide Hände darüber, blies einmal darauf, trank davon und gab ihn mir. In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass mich alle beobachteten und ich wusste, dass das Trinken ein weiterer Test war. Ich trank und in allen Gesichtern zeigte sich Freude.

Dann stand der alte Mann auf und ging durch eine Tür in einen ‘inneren’ Raum des Zeltes; ich wusste, dass ich folgen sollte. Das tat ich. In diesem Raum stand eine goldene Truhe in der Größe einer großen Brotdose. Er ging hin, öffnete sie und nahm eine große Halskette heraus. Nun, diese Halskette war das seltsamste Ding, das ich je gesehen hatte. Sie war aus vielen goldenen Kugeln gemacht, die wie auf einer Perlenkette aufgereiht waren, nur, dass die kleinste Kugel die Größe einer Murmel und die größte die Größe eines Ping-Pong Balls hatte. In der Mitte war eine goldene Figur, gesetzt mit einem größeren Stein. Die Figur stellte zwei eingedrehte Hörner dar, ähnlich den Hörnern eines Widders, die auf der Seite des flachen Untergrunds angebracht waren, auf der auch der Stein montiert war. Diese flache Oberfläche war sehr seltsam, da sie sowohl ‘kreisförmig’ als auch ‘dreieckig’ war. Wie sie beides zugleich sein konnte weiß ich nicht, aber es war so. Der ‘kreisförmige’ Teil schien eine Funktion des Steines zu sein, der rund wie ein in die hälfte geschnittener Tischtennisball war. Die Eigenschaften des Steines faszinierten mich. Wenn man sich eine Kombination von einem Diamanten und einem Opal vorstellt, hat man eine Vorstellung davon, wie der Stein war. Er war milchig kristallin, hatte blitzendes Feuer und Farben wie ein Opal, und doch strahlend und durchscheinend wie ein Diamant. Die ‘lebendige’ Natur dieses Steines war offensichtlich und ich hatte Ehrfurcht vor ihm.

Der alte Mann drehte sich zu mir und sah mich lange und sorgfältig an – er suchte in meinen Augen nach etwas. Er hielt die Halskette in beiden Händen, hob sie in die Höhe und sagte schließlich: “Verstehst du?” Ich antwortete “Ja”. Und dieses Verständnis wurde in dem Augenblick in meinem Geist ‘geöffnet’ und es bedeutete, wenn ich den Stein akzeptierte, gab es ‘Konsequenzen’. Die Konsequenzen waren, dass jede Falschheit in mir sich ‘gegen mich’ wenden würde und das Instrument, mit dem ich funktionierte – d.h. den physischen Körper meiner gegenwärtigen Inkarnation – zerstören würde. Es würde dabei nichts ausmachen, wenn die Falschheit unbeabsichtigt geschieht. Ich wurde damit belastet, nur nach der Wahrheit zu suchen und nur die Wahrheit zu sprechen, ohne die Freiheit des subjektiven ‘Wunschdenkens’.

Indem ich es akzeptierte, wurde mir mit diesem Verständnis eine enorme Verantwortung und ein Risiko übergeben. Ich war ernüchtert, ehrfürchtig inspiriert und hatte sogar ein wenig Angst. Doch die Angst ging rasch vorbei. “Du akzeptierst?”, fragte der alte Mann. “Ich akzeptiere”, antwortete ich und beugte meinen Kopf, um den Stein zu empfangen. Er legte die Kette vorsichtig um meinen Hals und richtete sie so ein, dass der Stein genau auf meinem Brustbein platziert war.

Ich wurde wieder umarmt und aus dem inneren Raum in das Zelt hinausgeleitet, wo die beiden Männer warteten. Als sie den Stein sahen, lichteten sich ihre Gesichter vor Freude, sie klatschten mit ihren Händen und verbeugten sich, als ich vorbeiging. Ich signalisierte ihnen mit meinen Augen, dass ich wusste, dass ich in diesem Reich nicht mehr länger sprechen konnte.

Das nächste, an das ich mich erinnerte, war, dass ich June hörte, wie sie meinen Namen immer wieder aus großer Entfernung rief. Wie eine Rakete schoss ich durch den Felsspalt und war wieder über dem Berg, wo das Haus stand, in dem sich mein sterblicher Körper befand, und dann war ich wieder in meinem Körper, wie wenn ich von einem dunklen Tunnel in das Licht dieser Welt zurückkehrte. Ich öffnete meine Augen und meine Freundinnen lachten, als sie mich anschauten, weil ich “eingeschlafen” war!

Ich versuchte zu erzählen, dass etwas Außergewöhnliches geschehen ist, aber ich brachte kein Wort heraus. Ich bemerkte, dass ich diese Erfahrung nur in ganz gewöhnlichen Begriffen schildern konnte, die dem wahren Erlebnis in keinster Weise gerecht wurden. Meine Freundinnen machten sich bereits darüber lustig, also entschied ich, nicht darüber zu sprechen und das meiste für mich zu behalten. Sie fragten, als ich versuchte den Stein zu beschreiben, was dieser Stein denn gewesen sei, und das einzige, das mir dazu einfiel war, dass er “der sprechende Stein” genannt wurde.

Ich sollte erwähnen, dass ich, kurz nachdem ich mit meinen Meditationsübungen begonnen hatte, eine seltsame Anomalie zu erfahren begann. ‘Dinge’ gingen in meiner Gegenwart ohne ersichtlichen Grund kaputt. Trinkgläser, Glühbirnen, und so weiter. Ich versuchte, dies mit den “schnellen Temperaturschwankungen” zu erklären, wie es eben auftritt, wenn man kochendes Wasser in ein Glas leert, aber das stimmte auch nicht immer, vor allem im Sommer. Wieder etwas, das ich unter den Teppich kehren konnte.

Aber auf der Heimfahrt von den Bergen dachte ich über diesen Stein nach, und wie ich wohl diese ‘Umstände’ meiner Existenz in meine Beziehung mit meinem (Ex)-Mann einbringen würde, und genau in diesem Moment explodierte das Heckfenster des neuen Autos meiner Freundin mit einem lauten Kracher, wie durch einen Kanonenschuss. Sie schaute in den Rückspiegel und ich wendete meinen Kopf; wir sahen beide das Fenster an. Es war milchig und hatte tausende kleine Sprünge. Und genau in dem Augenblick begann es zu regnen. Wir schauten in alle Richtungen, aber es war kein anderes Auto zu sehen und auch kein passender Ort, um etwas auf uns abzuschießen. Und tatsächlich schien es auf dem Fenster keinen Einschlagpunkt zu geben. Das ganze Fenster war immer noch in einem Stück, aber völlig mit Sprüngen und Rissen übersät. Deshalb konnten wir nicht hindurchsehen.

Na toll! Da waren wir, hatten noch ca. 650 Kilometer zu fahren, ein zersprungenes Heckfester und einen Haufen Gepäck und Andenken auf dem Rücksitz. Aber das Fenster schien zu halten und so fuhren wir weiter, jedoch langsamer. Später wollten wir die Situation überprüfen und als wir an einer geschlossenen Tankstelle vorbeikamen, bogen wir ab, um nachzusehen. In dem Moment als wir über die Auffahrtsschwelle fuhren, fiel das Fenster in tausend kleinen Glasscherben auf den Rücksitz!

Wir konnten nun nichts weiter tun, als eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden, das Auto über Nacht zuzudecken und dann unter Tags wieder weiterzufahren. Wir fanden ein Motel, dessen Besitzer uns freundlicherweise das Auto über Nacht in seiner Garage unterstellen ließ. Am nächsten Tag fuhren wir zum erstbesten Händler in der nächsten Stadt und ließen das Fenster reparieren.

Das Auto wurde repariert, aber die Mechaniker waren ratlos. Sie wussten nicht, wie ein Fenster plötzlich von selbst zerspringen kann.

Ein ähnlicher Zwischenfall ereignete sich kurz nachdem ich wieder zu Hause war. Wir hatten ein neues Schlafzimmer an unsere Hütte angebaut, die nun langsam zu einem Haus wurde, und dieses Zimmer war an beiden Seiten mit großflächigen Fenstern, ca. 1,20 x 2 Meter groß, ausgestattet. Das Haus stand in der Mitte eines Wäldchens, und es war, als ob wir den Wald im Schlafzimmer hatten. Das Kopfende des Bettes war gegen eine dieser Fensterwände gestellt. Ich liebte dieses Zimmer, besonders wenn es regnete.

Ich meditierte auf meinem Bett und mein (Ex)-Mann kam ins Haus und vergaß dabei die Tür mit dem Insektengitter abzufangen, damit sie nicht ins Schloss krachte. Als die Tür zukrachte, fühlte ich eine innere ‘Erschütterung’ und dann weiß ich nur noch, dass das Fenster beim Kopfende des Bettes zerbrach, genauso wie das Fenster im Auto meiner Freundin ein paar Monate zuvor. Wieder war es thermisch vorgespanntes Glas, und so dauerte es einen Augenblick bis die kleinen runden Scherben, zuerst langsam, dann alle auf einmal, über mir zusammenfielen.

Ich muss nicht extra erwähnen, dass damals mein (Ex)-Mann noch vorsichtiger wurde, an meiner ‘Kette zu reißen’. Er war bereits wegen der Dutzenden zerbrochenen Glasscheiben, Glühbirnen, die schon zerbrochen waren, sehr behutsam geworden, aber das war eine neue Stufe der ganzen Angelegenheit. Wer weiß? Vielleicht dachte er, dass ich eine Hexe sei? Es schuf eine große Distanz zwischen uns, weil es ihm Angst machte.

Ich muss zugeben, dass ich auch manchmal ein bisschen Angst hatte. Ich wusste nicht, was mit mir und um mich herum geschah. Ich wusste nur, dass ich auf einer Art ‘Pfad’ war und nichts anderes tun konnte, da es seltsamerweise anders unmöglich war. Ich stellte es mir als eine Art ‘über das Wasser gehen’ vor. In meinem Kopf war ich inmitten eines riesigen Ozeans und es gab einen bestimmten Pfad für mich, aber jeder Schritt war sowohl ein Akt von Vertrauen genauso wie von vernünftiger Betrachtung von Wahrscheinlichkeiten. Ich hatte eine ziemliche Ahnung, wo die ‘Unterstützung’ unter der Wasseroberfläche versteckt war, aber ich durfte sie nicht in Anspruch nehmen, bevor ich nicht meinen Fuß zum nächsten Schritt vorwärts bewegt hatte. Ich wusste, dass meine Schritte in jedem Augenblick keine Unterstützung bekommen konnten und ich dann in den Wellen versinken würde.

So viel zu seltsamen Erfahrungen während der Meditation.

Springen wir jetzt ein paar Jahre nach vorn, in die Zeit der Episode der “fliegenden schwarzen Bumerangs”, die im Kapitel “Autobiographischer Hintergrund” von Die Welle reiten nacherzählt ist. Die Leser werden bemerken, dass keine meiner Erfahrungen das Ende meiner Entwicklung war. Die Dinge geschahen in Stufen und graduell über die Jahre hinweg. Das impliziert natürlich, dass der Prozess weitergeht. Wie ich in Amazing Grace schreibe, brach damals mein physisches System völlig zusammen. Die Funktion meines Körpers war ohnedies über Jahre hinweg prekär, aber nun wurde sie zum Hauptproblem.

Ich zwang mich durch reinen Willen weiterhin, zu funktionieren (der Weg des Fakirs?), aber ich konnte schon sehen, dass der Trend meines körperlichen Zustandes abwärts ging und ich wusste, dass ich, wenn ich nichts dagegen unternahm, sterben würde. Ich wusste, dass ich sterben würde, weil der Wille in mir schrittweise durch die ständigen Schmerzen erodiert wurde. Ich konnte nicht mehr länger als ein paar Minuten in einem Stück auf meinen Füßen stehen, weil die Schmerzen in meiner Beckengegend und dem unteren Rücken alle meine Muskeln verkrampfen ließen, was bei längerem Stehen in einem spastischen Anfall endete, da mich meine Muskeln nicht mehr unterstützten. Die Muskeln, die benötigt werden, um den Körper aufrecht zu halten, vom Sitzen ins Stehen überzugehen, und die Beine zum Gehen zu bringen, waren betroffen. Alle Tätigkeiten, die diese Muskeln benötigten – so gewöhnlich sie auch waren – waren eingeschränkt. Ich brauchte Hilfe, um mich hinzusetzen und um aufzustehen, mich niederzulegen und aufzustehen, im Badezimmer, hinein und heraus aus der Badewanne und so fort.

Wenn ich jedoch ruhig dasaß und nicht versuchte, mich zu bewegen, ging es mir gut. Und da mein Gehirn noch nicht tot war, las ich weiter und studierte, um meinen Geist abzulenken, und ich vereinbarte Hypnosesitzungen. Mein (Ex)-Mann betrachtete mich als Simulantin. Er beklagte, dass ich tat, was “ich tun wollte”, d.h. dass ich las oder Hypnosesitzungen für andere Menschen abhielt, aber ich nichts für ihn tat, d.h. seine körperlichen Bedürfnisse bedienen. Ich war deshalb verletzt und tief betroffen, da ich mich, wenn ich nicht gelesen und meine Arbeit gemacht hätte, völlig sinnlos gefühlt hätte; ich hätte einfach dahinvegetiert.

Es gab Zeiten, wo ich wünschte, keine Familie zu haben, die gebrochen oder verletzt wäre, wenn ich alles beendet hätte. Meine Angina war ein derart permanenter Zustand, dass ich wirklich schon Fantasien von einem Mann mit einer Axt hatte, der ins Haus einbricht und mir meinen Arm abhackt und mir dabei Erleichterung verschafft. Der Arzt war darüber erstaunt und meinte, dass es ein Nervenleiden sei und dass eine Handwurzeloperation alles lösen könnte. Er konnte natürlich nicht erklären, warum die Schmerzen in meinem Oberarm und im Brustbereich lagen, aber wie dem auch sei; ich war verzweifelt und ließ mich operieren.

Als ich nach der Operation aufwachte, die an meinem linken Handgelenk durchgeführt werden sollte, waren beide Handgelenke bandagiert wie Boxhandschuhe. Ich war völlig außer mir! Wie sollte ich noch irgendetwas mit solchen Händen tun? Und der Schmerz war nahe dem Schlimmsten, was ich je erlebt habe. Es war schlimmer als ein Baby zu bekommen; die Schmerzen waren in derselben Kategorie wie die Kopfschmerzen und die Ohrinfektionen. Darauf war ich nicht vorbereitet. Und die Schmerzen verschwanden auch nicht, wie der Arzt gemeint hatte. Die Operation hatte nichts zur Linderung der Schmerzen beigetragen. Es war schlimmer als zuvor; und nun war ich fast völlig hilflos. Ich hatte in meinen Händen nicht einmal die Kraft, einen Türknopf zu drehen, einen Deckel von einem Glas zu schrauben oder eine Kartoffel zu halten, um sie zu schälen. Ich konnte die Töpfe nicht vom Herd nehmen, ja ich konnte nicht einmal einen Bleistift oder eine Füllfeder länger als eine Minute halten, ohne einen schmerzhaften Krampf zu bekommen, der meine Hand in eine zitternde, spastische Klaue wie aus einem Horrorfilm verwandelte. Klavierspielen konnte ich vergessen. Das würde nie wieder möglich sein.

Das war einigermaßen deprimierend. Und aus irgendeinem Grund hatte mein (Ex)-Mann eine perverse Freude, wenn er mich mit meiner Situation quälte. Ich wurde andauernd daran erinnert, dass, wenn ich etwas wollte, ich es selbst schaffen musste.

Die Situation hatte sich trotzdem auf vielerlei Arten ‘verbessert’ – als Widerspiegelung meines inneren Zustandes – aber offenbar musste noch mehr getan werden. Ich hatte keine Idee was das sein könnte, ich konnte nicht einmal in meinem Kopf artikulieren, dass das, was geschah, wirklich geschah. Mir war bewusst, dass unsere Körper einen ‘Zustand der Seele’ reflektierten – der Umstand des “sprechenden Steines” in meinem Fall – aber so sehr ich es auch versuchte, ich konnte die Tür zur Heilung meiner eigenen Seele nicht finden, damit mein Körper auch beginnen würde, sich selbst zu heilen. Das einzige, das ich herausfand, war, dass es mehr geben musste; etwas Tieferes, etwas, das ich nicht sah. Mir war klar, dass irgendwie meine Ignoranz eine Rolle darin spielte, aber worin war ich ignorant? Was, um Himmels Willen, machte ich falsch?

Ich hatte scheinbar einen Zustand der Liebe und Akzeptanz für alle Menschen, alle Wege erreicht, für alle, die sich in ihrer Ignoranz abmühen. Ich arbeitete so hart wie möglich daran (und für meinen schlechten körperlichen Zustand war es erheblich viel), die Dinge für jene, die fragten, zu ‘reparieren’. Ich wies nie eine Bitte um Hilfe zurück, ob die Leute nun bezahlen konnten oder nicht. Ich tat es nicht des Geldes wegen. Ich war in einem bestimmten Sinn in derselben schlechten Situation wie damals, als mir ‘die Stimme’ gesagt hatte, dass ich über das “Böse” lernen müsse.

Das hatte ich versucht. Ich hatte versucht zu lernen, es zu identifizieren. Was ich dabei nicht wusste, und was ich zu lernen hatte, war, dass oft das, was sich als Licht und Wahrheit manifestiert, dies nicht ist, sondern eine Irreführung in die Dummheit darstellt. Das war der immer noch ungelernte Teil der ‘Liebeslektion’. Ich hatte bereits die Lektion gelernt, dass große religiöse Organisationen ein Weg zu Zerstörung sein können, aber was ich nicht wusste, war einfach, wie subtil und qualvoll diese Irreführung sein kann und wie sie sich auf individueller, persönlicher Basis manifestiert.

Anfang 1994 hatte ich ein Gespräch mit Frank, in dem er mir die seltsamen, synchronen und sogar ziemlich mysteriösen Ereignisse aufzählte, die mich an den Punkt gebracht hatten, an dem ich damals stand. Er nannte jeden einzelnen Punkt aus meinem gesamten Leben, der ihm bekannt war, inklusive den Ereignissen der vorangegangen Jahre, wo Seltsames und Synchrones so vermehrt auftrat, das ich mich wie in einem Irrenhaus fühlte, wo eine normale Realität nichts mehr zu sagen hatte, und die vormals feste Erde meines Bezugssystems unter meinen Füßen zerbröselte. Bei jedem Ereignis, das er erwähnte, fühlte ich, wie eine weitere Welle mein Fundament aus Sand durchspülte und ich versank im Schlamm des totalen Wahnsinns.

Wie kann man mit einem Leben umgehen, dass in seiner Fremdartigkeit derart aus dem Lot geraten ist, dass man weder wünscht, es weiter zu erfahren, noch überhaupt weiterzuleben?

Nachdem Frank fast mein gesamtes Leben durchleuchtet hatte, kam er zu den damals kürzlich aufgetretenen Ereignissen und zeigte auf, wie die UFOs mit meiner ersten Hypnosesitzung über Entführungen aufgetreten waren, und dass das eindeutig ein unübliches Phänomen sei. Nicht jeder potenziell Entführte unter Hypnose locke eine ganze Schar von UFOs an. Die Frage war: war es der Entführte oder der Therapeut, an dem die Bewohner von Ufoland interessiert waren?

Mir gefiel die Richtung nicht, in die dieses Gespräch lief. Danach meinte Frank, dass es (für ihn) eindeutig sei, dass es eine Verbindung zwischen meinem miserablen körperlichen Zustand und meiner persönlichen UFO-Begegnung gab. Als ich protestierte, dass es dabei überhaupt keine Verbindung geben muss, meinte er, dass ich nur meinen Hund in Betracht ziehen sollte, der innerhalb von sehr kurzer Zeit, nachdem er dem ausgesetzt war, litt und starb. Und meine Symptome erreichten offensichtlich immer zu jener Uhrzeit in der Nacht ihre Spitze, an dem die UFOs vorbeigekommen waren. Was sei meine Erklärung zu dieser kleinen Beobachtung?

Ich hatte keine.

Frank hatte die Theorie, dass das ganze Drama der letzten Zeit – das sich über mehrere Länder erstreckte und dutzende von Menschen involvierte, von denen ich die meisten nicht einmal kannte – inszeniert wurde, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen; um mich aufzuwecken.

Mir gefiel die Richtung, in die dieses Gespräch lief, wirklich nicht. Genauso wie mein nasses Nachthemd und die seltsamen Lichter wollte ich auch diese Theorie unter den Teppich kehren.

“Warum iiiiich?”, heulte ich. Ich fühlte genau bei diesem Gedanken einen enormen Druck in meiner Brust (der “sprechende Stein”?). “Was soll ich tun?!”

Hier fehlte Frank die Theorie. “Ich habe keine Ahnung”, sagte er. “Ich sage nur das Offensichtliche. Ich vermute, du musst den Rest alleine herausfinden.”

Ich erinnere mich klar und deutlich, wie ich in dieser Nacht auf meinem Bett saß und über diese seltsamen ‘Hinweise’ nachdachte, und dass da etwas Tieferes in unserer Realität vorhanden sein könnte, als ich in all den Jahren der Nachforschung und Arbeit vermutet hatte. Ich hatte nur das Problem – wie ich auch selbstgefällig Gott mitteilte –, dass ich zu krank dafür war, irgendetwas zu tun. “Du hast es verbockt, mein Lieber!”, sagte ich zu ihm. “Wenn es etwas gibt, das du willst dass ich tun soll, dann hast du mich zu lange leiden lassen! Also!” Aus Ärger und Trotz zeigte ich ihm im Geiste meine Zunge.

Da war ich, ein nicht funktionierendes menschliches Wesen wie es schlimmer nicht geht, und musste trotzdem den Anschein machen zu funktionieren. Doch dann kam ein überwältigendes Gefühl von ‘Entschlossenheit’ über mich und sofort bereute ich meinen kindischen Widerstand. Also fand ich mich damit ab und sagte Gott, dass, wenn all diese Dinge arrangiert worden wären, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen, es wirklich funktioniert hätte, aber ich in einem zu schlechten Zustand sei, um den Ball aufnehmen und damit weiterlaufen zu können. “Wenn ich irgendetwastun soll, dann heile mich”, sagte ich. “In meinem jetzigen Zustand kann ich gar nichts tun.”

Innerhalb von zwei Wochen – eigentlich waren es 10 Tage – fand ich Reiki. Oder Reiki fand mich. Genauso wie Dr. Greenbaum.