In der klassischen griechischen Kosmogonie ist das Universum aus dem Chaos heraus erschaffen. Chaos, die ursprüngliche Verwirrung, ist das Rohmaterial, dann tritt Organisation oder Logos oder ein ordnendes Prinzip hervor und erschafft das Universum.
Dieses mythische Konzept kann auch in moderneren Begriffen ausgedrückt werden:
Der Quantenphysik zufolge füllt sich leerer Raum mit kontinuierlich auftauchenden und sich gegenseitig aufhebenden virtuellen Partikeln. Die Bezeichnung Nullpunkt-Energie (engl. Zero Point Energy) bedeutet, dass sich die Leere mit allen Wellen aller Frequenzen und Phasen füllt, so dass am Ende die Summe von allen gleich Null ist. Daher sind sie nicht nachweisbar und sind gleichmäßig verteilt.
Die Vorstellung von Quanten-Tunneln geht von folgendem aus: Da alle Teile des Zustands eines Systems unscharf definiert sind, und sie nichts als Wahrscheinlichkeiten bleiben, bis sie gemessen werden, gibt es für jedes begrenzte System eine begrenzte Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmter Zustand gemessen wird, wenn die Messung durchgeführt wird. Das Meer des Nullpunkts beinhaltet alle möglichen Zustände. Ein spezifischer Moment der Messung kann ihn in einem spezifischen Zustand einfangen. Folgendermaßen kann etwas aus anscheinend nichts hervorgehen.
Nun haben wir das Konzept der Messung. Was ist Messung? Es gibt eine Debatte darüber, was genau Messung im Sinne der Quantenphysik ist. Um sinnvoll von Messung sprechen zu können, scheint es, dass der Begriff des Bewusstseins notwendig ist.
Kann das System sein eigener Beobachter sein? Kann die Leere sich selbst (be)messen? Gesetzt den Fall, das Universum entstünde aus dem Chaos, könnte dem so sein. Wir können es nicht direkt wissen. Viele Kosmologien, ob traditionell oder neuere, neigen dazu, vom Logos zu sprechen, oder vom kreativen Gedanken, der die Schöpfung aus dem Substrat der Möglichkeiten manifestiert. Die Bezeichnungen variieren in großem Umfang. Um einige zu nennen: wir haben die siebente Dichte von Ra / den Cassiopaeanern, den Logos aus dem Christentum, das Chaos aus dem klassischen Griechenland, Brahman aus den Veden.
In all diesen Ideen scheint eine Art Autogenese präsent zu sein. Im Anfang ist eines. Dann, plötzlich, sind da viele, oft zwei oder drei.
Die einzige Möglichkeit, wie wir eine unendliche Folge von Schöpfern und wiederum ihren Schöpfern begrenzen können, ist zu postulieren, dass etwas aus sich selbst heraus entstand. Der Gedanke des Quanten-Tunnelns aus dem unerschaffenem Nichts heraus ist eine Idee in diese Richtung. Doch dann müsste das System sein eigener Beobachter sein.
Ich-Bewusstsein könnte eine grundlegende Eigenschaft des Universums sein, denn ohne Bewusstsein gibt es keine Messung, und ohne Messung gibt es keinen bestimmten Zustand.
Wir bekommen den Eindruck, dass Chaos und Schöpfung in gewisser Weise komplementäre Gegensätze zueinander sind. Im Falle eines materiellen Universums könnten wir sagen, dass ein Pol die inaktive, gleichmäßig verteilte, undifferenzierte Materie ist, und der andere Pol unbegrenzter Geist. Ihre Wechselwirkung ist Schöpfung. In den Worten des 4. Weges, dem Gesetz der Drei, ist Materie die passive Kraft, Geist die aktive, und das sich selbst beobachtende Universum die ausgleichende Kraft.
Das Universum bewegt sich zwischen einem Zustand der Undifferenziertheit und dem aller Möglichkeiten. Der Begriff der Selbstbeobachtung ist sein Wegweiser. In einem lokalen Kontext könnten wir nun von etwas abgesonderten Beobachtern und Beobachteten und von ihren Interaktionen sprechen. Wir könnten sagen, dass der Begriff der Schöpfung mit dem Begriff der Ordnung verbunden ist, weil Schöpfung das Chaos begrenzt und somit Ordnung erschafft.
Auf der menschlichen Skala könnten wir sagen, dass Wissen – verstanden als eine substantielle Übereinstimmung zwischen mentaler Repräsentation und der äußeren Realität – kreativ/schöpfend ist. Dies ist so, weil es insgesamt das Chaos vermindert, d.h. die Entropie im System verringert. Ein System, das sich selbst kennt, ist weniger entropisch als eines, das sich nicht selbst kennt. Folglich ist auf der menschlichen Skala die Selbsterkenntnis – ohne lange zu überlegen – mit dem Begriff der Schöpfung und der Kreativität verbunden.
Je flüchtiger, d.h. chaotischer ein System ist, desto größer kann die organisatorische Kraft der Messung sein. Damit Bewusstsein folglich die physische Realität signifikant verändern kann, muss die physische Realität weniger beständig werden. Die QFS (Quantum Future School) geht davon aus, dass solche Fenster existieren und dass die Welle ein Beispiel dafür ist. Ein Aspekt hiervon ist jedoch, dass der Übergang in einen neuen Zustand mit einer Phase von Turbulenzen einhergeht.
In den Worten der Hindu-Kosmologie tanzt Shiva die Welt in ihre Zerstörung und Vishnu erschafft sie wieder neu.
Chaos und Schöpfung vervollständigen sich gegenseitig und das eine ist nicht ohne das andere.
Aus der menschlichen Perspektive wählt man – oder hat zumindest die Möglichkeit zu wählen – die Rolle, die man in jeder einzelnen Situation spielt. Es scheint, dass die Ideen, die Chaos, Schöpfung und Ordnung betreffen, auf allen Skalen reflektiert werden. Wie oben, so unten.