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Kapitel 16: Laura findet Reiki

 

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… UND MUSS DANN DIE SUPPE AUSLÖFFELN – ERBSENSUPPE NATÜRLICH

Erinnern wir uns, was ich im letzten Kapitel schrieb:

Ich hatte scheinbar einen Zustand der Liebe und Akzeptanz für alle Menschen, alle Wege erreicht, für alle, die sich in ihrer Ignoranz abmühen. Ich arbeitete so hart wie möglich daran (und für meinen schlechten körperlichen Zustand war es erheblich viel), die Dinge für jene, die fragten, zu ‘reparieren’. Ich wies nie eine Bitte um Hilfe zurück, ob die Leute nun bezahlen konnten oder nicht. Ich tat es nicht des Geldes wegen. Ich war in einem bestimmten Sinn in genauso einer schlechten Situation wie damals, als mir ‘die Stimme’ gesagt hatte, dass ich über das “Böse” lernen müsste.

Das hatte ich versucht. Ich hatte versucht zu lernen, es zu identifizieren. Was ich dabei nicht wusste, und was ich zu lernen hatte, war, dass oft das, was sich als Licht und Wahrheit manifestiert, dies nicht ist, sondern eine Irreführung in die Dummheit darstellt. Das war der immer noch ungelernte Teil der ‘Liebeslektion’. Ich hatte bereits die Lektion gelernt, dass große religiöse Organisationen ein Weg zu Zerstörung sein können, aber was ich nicht wusste, war einfach, wie subtil und qualvoll diese Irreführung sein kann und wie sie sich auf individueller, persönlicher Basis manifestiert.

Praktisch bedeutete das, dass ich meine Konzepte mehr oder weniger in die Richtung der Standard New Age-Version von ‘bedingungsloser Liebe’ erweiterte. Das bedeutet, dass man jeden und alles liebt und sich selbst durch tägliche Meditationen und Bekräftigungen mit Liebe und Licht umgibt, und dabei durch sein Leben im Glauben segelt, dass, wenn man an Liebe und Licht glaubt, und daran glaubt, dass alles aus Liebe besteht und zu lieben ist, man dies auch erfahren wird.

Es bedeutet auch Vergebung in größeren Zusammenhängen: das konstante ‘Aufheben der Schwächen anderer Menschen’, da im größeren Zusammenhang der Dinge niemand schwach ist! Sie sind einfach wer und was sie sind, und es ist unsere Aufgabe, sie zu lieben, es zu verzeihen, und mit dem Fluss zu gehen; alles und jeden zu akzeptieren und mit allen Menschen in einer großen Orgie von Liebe und Licht herumzuhängen. Was sollte man sonst mit der Erkenntnis anfangen, dass es keine Ursünde gibt, und dass wir alle Eins sind?

Das klingt irgendwie nach dem, was mich meine Erfahrungen gelehrt haben, oder?

Ja und Nein.

Um dazu wieder ein praktisches Beispiel zu geben, wie sich die nächste Lektion gezeigt hat, kehren wir zu den Begebenheiten der ‘Schule’ – d.h., meines Lebens – zurück.

Am Tag nach meinem kleinen ‘Gespräch mit Gott’ kam ein Brief in der Post meiner Mutter, und sie rief an, damit ich vorbeikomme und einen Blick darauf werfe. Er war von einer lokalen Rentnerorganisation, die einen Kurs in Heimhilfe für Rentner, die körperlich fit waren, anboten. Dieser Kurs war für Personen gedacht, die noch voll im Leben standen und die eine ‘neue Karriere’ machen wollten, bei der sie aus dem Haus kommen, sich nützlich machen und dabei ihre Langeweile überwinden können würden. Dafür würden sie bezahlt werden. Was für eine Gelegenheit! Für meine Mutter klang das zu schön um wahr zu sein. Es sei für Rentner völlig gratis; alle nötigen Dinge, inklusive Uniformen, würden bereitgestellt werden; sogar für den Transport zum und vom Kurs würde gesorgt sein. Interessierte sollten einfach die Nummer anrufen und sich einen Kursplatz reservieren.

Mutter war von dieser Möglichkeit, etwas zu tun und sich wieder einen Platz in der Welt zu schaffen, sehr angetan. Ich stimmte ihr zu, dass sie, wenn sie eine neue ‘Laufbahn’ einschlagen wolle, dort anrufen könne. Also rief sie an und fand heraus, dass sie gerade noch einen Platz bekam, weil das Interesse am Angebot sehr stark war. Keine Überraschung.

Nachdem sie ungefähr eine Woche diesen Kurs besucht hatte, erzählte sie mir, dass sie von einer Dame in ihrer Klasse zu einem “Open House” eingeladen worden sei, am darauffolgenden Mittwoch, und sie fühle sich verpflichtet hinzugehen, da diese Dame sehr beliebt war und immer ihre Pause mit ihr verbrachte und auch sonst sehr freundlich und liebenswürdig war. Sie bräuchte mich aber, damit ich sie zu dieser Abendveranstaltung hinbringe und wieder abhole. Ich war froh, dass sie sozusagen wieder ‘ein Leben’ anfing, also half ich ihr gerne in ihrem Vorhaben. Kein Problem.

Damals, nach der UFO-Erfahrung, die all meine Gesundheitsprobleme kritisch werden ließen, musste ich mit meinem Energiehaushalt sehr vorsichtig umgehen, damit ich zumindest die wesentlichen Dinge verrichten konnte. Trotzdem, sogar mit solcher Vorsicht hatte ich oft kaum Energie, um irgendetwas zu tun. Ich war wieder dazu gedrängt worden, die Hypnosesitzungen zu reduzieren und immer ein paar Tage zur Erholung einzuschieben. Jede Nacht wurde ich mit nahezu chronischer Angina, geschwollenen Augen und Schleimhäuten gequält, was ich als allergische Überlastung deutete; ich nahm die ganze Zeit über Benadryl, was ein paar Symptome linderte, aber die Nebenwirkung hatte, mich niederzuschlagen. Keine schöne Art zu leben. Ich funktionierte so minimal, wie es ein Mensch nur tun kann, während die Funktion nach außen immer noch normal erscheint. Wenn mich jemand ansah, konnte er keine Krankheiten erkennen, aber ich war in einem Körper gefangen, der wie eine Maschine zu sein schien, die einen Kurzschluss nach dem anderen hatte oder durchbrannte. (Natürlich bemerkte ich nicht, dass sich neue ‘Schaltkreise’ bildeten, das wurde mir erst später klar.)

Meine Mutter war also zu diesem Abend eingeladen und ich teilte meine Energie so ein, dass ich für ihren Transport sorgen konnte. Doch genau an diesem Tag geschah es, dass ich so starke Schmerzen hatte und so erschöpft war, dass ich mir nicht vorstellen konnte, wie ich dieses Versprechen einlösen könne. Mutter kannte meinen Zustand und drängte mich nicht weiter. Irgendwann am Nachmittag kollabierte ich auf meinem Bett und schlief sofort ein. Ein paar Stunden später erwachte ich, und fühlte mich – erstaunlicherweise – fast ‘normal’! Ich erinnerte mich, etwas tun zu müssen, ich sah auf die Uhr und bemerkte, dass ich gerade so viel Zeit hatte, um Mutter ins Auto zu verfrachten und sie zu ihrem “Open House” zu bringen. Ich rief sie an und sagte ihr, dass sie sich fertig machen solle, ich sei in ein paar Minuten bei ihr und würde sie abholen.

Als wir bei diesem “Open House” ankamen, war ich mir nicht sicher, was dort los war. Ungefähr fünfzehn Personen standen um Leute herum, die auf Massagetischen lagen, und sie hatten ihnen ihre Hände aufgelegt. Räucherstäbchen wurden abgebrannt und im Hintergrund spielte ‘New Age-Musik’. Einige Menschen hatten ihre Augen in meditativer Ruhe geschlossen. Ich war mir nicht sicher, ob ich da nicht in eine neue Version fundamentalistischen Handauflegens oder so etwas ähnlichem hineingeraten war!

Da ich ein Mensch bin, der versucht, zwischen gutem Benehmen und meiner Neugier ein Gleichgewicht herzustellen (was manchmal zu lustigen Situationen führt), setzte ich mich, nachdem die Begrüßung vorüber war, in einen Sessel und fragte so etwas wie: “Was genau macht ihr da, welche Idee steckt dahinter und nach welcher Prozedur geht ihr genau vor?” Kein Grund, um den heißen Brei herumzureden! Ich erwartete etwas wie “wir beten” oder “wir meditieren für Gesundheit” oder so etwas in dieser Art. Stattdessen war die Antwort: “Wir channeln Reiki.”

Na gut. “Was ist Reiki?”

Die verschiedenen Teilnehmer erzählten mir die gesamte Geschichte von Dr. Usui, während sie weiterhin ihre Hände auf den ‘Patienten’ behielten. Sie erklärten mir jede Bewegung und Platzierung der Hände und im Laufe des Abends wurde ich immer skeptischer. Ich meine, von allen Heilmethoden, die ich versucht hatte, oder von denen ich gehört oder gelesen hatte, war diese sicherlich die nebulöseste und am wenigsten übliche! Es schien mir offenkundig lächerlich, dass eine Person eine andere “einweihen” oder “einstellen” kann, womit diese neue ‘Kräfte’ erlangt, um wiederum einer anderen Person eine Energie zuzuführen, die erstaunlich und wunderbar wirken soll! Ich dachte mir schon, dass sie als nächstes sagen würden, dass Reiki einem helfen würde, übers Wasser zu gehen! Wenn sie das gesagt hätten, wäre ich sofort gegangen. Die Leute drängten mich, “es zu versuchen”, aber ich schaffte es, elegant abzulehnen. Ich hätte mich dämlich gefühlt, wenn ich eine dreiviertel Stunde auf dem Tisch gelegen hätte und fünf Leute mir ihre Hände aufgelegt hätten. Das würde nicht geschehen!

Aber ich versuchte, in meiner Skepsis höflich und freundlich zu bleiben und bald darauf kam das Gespräch auf Astrologie – ein sicherer Boden für mich – und ich erwähnte nebenbei, dass ich mit einem Computerprogramm arbeite, das ziemlich gute Horoskop-Diagramme erstellt. Die Dame, die das Reiki-Open House veranstaltete, bot mir einen Handel an: drei Reiki-Behandlungen gegen ein Horoskop.

Wie dumm kann man eigentlich sein?! Ich fragte mich, ob die Dame noch ganz bei Sinnen sei, da sie mir einige Stunden ihrer Zeit und ihrer Arbeit gegen ein paar Minuten Dateneingabe und Horoskopausdruck anbot! Das schien mir nicht ganz fair für sie zu sein, aber ich dachte, wenn sie dumm genug sei, überzeugt zu sein, dass sie über ihre Hände “heilende Energie” zu mir “channeln” könne, und bereit sei, das auch zu tun, dann würde ich nur zu gerne ihr Versuchskaninchen sein. Ich war überzeugt, dass es ein weiterer Flop werden würde, aber vielleicht bekäme sie ja auch auf diese Art ein Horoskop erstellt, das sie sich ansonsten nicht leisten könne. Um ihr ‘Gesicht zu wahren’ stimmte ich zu. Wir vereinbarten einen Termin für den folgenden Tag, zu dem sie prompt kam.

Da war ich also wieder, in solch einer schlechten Verfassung, dass man mir helfen musste, mich auf den Massagetisch zu legen, der in meinem Wohnzimmer aufgestellt worden war. Noch peinlicher war jedoch, dass ich während der Behandlung einschlief! Als sie ihre Hände auflegte, war alles, was ich wirklich fühlen konnte (und ich war sehr aufmerksam und sehr skeptisch), eine Wärme, die nicht viel mehr als eine gewöhnliche Wärme war, die entsteht, wenn einem jemand die Hände auflegt. Aber die eigentliche Überraschung kam erst am Ende der ‘Behandlung’, als ich vom Massagetisch aufstand. Ich konnte kaum stehen! Mir war so schwindlig, als ob ich wirklich betrunken war! Als ich versuchte zu gehen, musste ich mich an den Möbeln und an den Wänden anhalten, sonst wäre ich umgefallen. Man musste mir zu meinem Bett helfen, wo ich nur mehr hineinfiel und meine Augen schloss. Doch das half diesmal nichts, da ich immer noch das betrunkene Gefühl hatte; alles drehte sich und mir war schlecht! Als ich meine Augen wieder öffnete und versuchte, mich auf die Zimmerdecke und die Wände zu konzentrieren, drehten sich diese, wie wenn ich ein Kind gewesen wäre, das sich lange im Kreis gedreht hätte und sich daraufhin niederfallen ließe, um die Bewegung der Wolken und des Himmels zu betrachten. Ich war ernsthaft darüber besorgt, dass etwas in mir völlig ausrastete, und ich hoffte, es würde bald vorbeigehen. Mir war schlecht und ihr spürte ein schleichendes Kribbeln, genauso wie wenn man betrunken ist! Ich versuchte tief zu atmen und die Drehung in meinem Kopf zu stoppen. Bald schlief ich ein.

In dieser Nacht schlief ich besser als in den 18 Jahren zuvor. Bis zum nächsten Tag, als ich den Wäschetrockner befüllte, war mir jedoch immer noch schlecht. Aber ich bemerkte auch, dass mein Rücken nicht mehr schmerzte. Und nicht nur das, ich bemerkte auch, dass ich bereits so viel Hausarbeit verrichtet hatte, wie schon seit langer Zeit nicht mehr! Ich hatte einfach eine Arbeit nach der anderen angepackt, ohne irgendetwas Unübliches dabei zu bemerken. Ich merkte erst nach einigen Stunden Arbeit, dass etwas ‘anders’ war. Es fehlte etwas. Es fehlte der lang gewohnte Schmerz.

Nun, für eine, die sich daran gewöhnt hatte, unter Schmerz zu funktionieren; eine, die Wege und Mittel entwickelt hatte, ihr Leben mit dem Schmerz zu bewerkstelligen; und eine, die niemalsschmerzfrei war, war das eine so aufregende Angelegenheit, dass ich mich hinsetzen musste und geistig meinen Körper absuchte, um zu fühlen, ob sich nicht doch irgendwo ein gewohntes Stechen einstellte. Ich hatte keine Schmerzen. Ich war sicher, dass er jeden Moment wieder auf mich niederbrechen würde, und so stand ich vorsichtig auf und machte mit der Hausarbeit weiter. Ich beobachtete mich dabei andauernd, ob der Schmerz nicht doch wieder irgendwo auftauchen würde. Und eigentlich hoffte ich sogar darauf, dass der Schmerz wieder zurück käme, da ich ansonsten zugeben müsse, dass Reiki funktionierte! Und wir können doch sicher nicht so einen Blödsinn glauben! Was für ein Dilemma!

Nun, eines ist klar: Ich erwartete nicht, dass Reiki funktionieren würde. Weiters, habe ich erwartet, dass die Schmerzen zurückkommen würden. Aber hier ging irgendetwas Objektives vor sich, das ich nicht verstand. Ich war bereits ziemlich überzeugt gewesen, dass das, was man denkt oder erwartet, auch das ist, was man erfährt, und dass Glaube ein integraler Bestandteil eines Heilprozesses ist. Und ich arbeitete daran, genau das aus meinem Unterbewussten auszugraben, was für mein Leiden verantwortlich war; was mich daran hinderte, den Glauben an eine Heilung zu haben. Aber hier erfuhr ich ein Resultat, an das ich keinen irgendwie gelagerten Glauben hatte. Und darüber hinaus war meine Skepsis gegenüber Reiki ziemlich tief verwurzelt; aber es hatte scheinbar trotzdem funktioniert. Oder so ähnlich könnten wir denken. Welche Erklärung gab es sonst? Ich begann aus Dankbarkeit zu weinen. Nur diejenigen, die lange und andauernde Schmerzen am eigenen Leib erfuhren, können verstehen, wie ich mich ohne Schmerzen fühlte.

Aber ich war weiterhin wachsam. Obwohl ich eine ‘momentane Befreiung’ hatte, erwartete ich, dass die Schmerzen zurückkamen.

Ich musste meine Tochter abholen und während wir heimfuhren, erzählte ich ihr, dass meine Schmerzen weg seien, und dass ich glaube, dass sie durch Reiki verschwunden seien. Sie lachte mich aus und meinte, dass es nur funktioniert habe, weil ich daran glaube. Ich meinte, dass es genau umgekehrt sei. Und daher begann ich mich zu fragen, was dieses Reiki war.

Es wurde immer besser. Nach zwei weiteren Behandlungen innerhalb einer Woche war ich überzeugt, dass das, was passierte, auch funktionierte. Ich besuchte daraufhin regelmäßig diese ‘Open House’-Veranstaltungen. Ich war nicht nur von meinen Rückenschmerzen geheilt, auch die Angina-Anfälle verschwanden fast völlig, die Schwellungen meiner Augen und meines Halses gingen vollständig zurück, mein Energiepegel stieg, und ich konnte mehr Klienten empfangen und aktiver sein, was mir sehr gut tat! Doch ich dachte immer noch, dass es nicht Reiki an sich sei, sondern nur eine Energieübertragung, die jedermann erreichen könne, wenn nur ein paar Leute ihre Hände 45 Minuten jemandem auflegen. Trotz der Vorteile, die ich empfangen hatte, hatte ich meine eigene Theorie darüber, was es war. War es nicht absurd zu glauben, dass eine solche, fast magische Fähigkeit von einem Menschen auf einen anderen ‘verliehen’ werden könne?! Und um es klarzustellen, ich war aufgeregt, als der Reiki-Meister, der meine neuen Bekannten initiiert hatte, sein Kommen ankündigte – was auch der Zweck der ‘Open House’-Veranstaltungen war: neue Schüler anzuwerben. Ich würde bei dieser neuen Untersuchung all meine Beobachtungskräfte und meine ganze Skepsis aufbringen. Wenn etwas an diesem Reiki-Geschäft dran war, dann würde ich es herausfinden. Ich hatte keine Absicht, daran zu glauben, solange es nicht mehr oder weniger objektiv bewiesen war.

Als der Tag der ersten Initiation kam, war ich sozusagen ‘gespannt wie ein Bogen’ und suchte bewusst nach jeglichem Hokuspokus, der die Wahrheit enthüllen würde: dass den Leuten Unsummen von Geld abgenommen wird, damit sie glauben, Reiki channeln zu können, während der eigentliche Effekt nur ein natürlicher Energiefluss ist, der allen Menschen verfügbar ist, wenn man nur die Geduld hat, herumzustehen und die Händen auf einem anderen Menschen aufzulegen. Das einzige, was ich beim dazugehörigen Initiationsvorgang verspürte, war irgendwie eine ‘Woge’ von Hitze, von meinem Becken aufwärts zu meinem Kopf und ein leises ‘poppendes’ Geräusch in meinem Kopf. Aber das war so unklar, dass ich es als subjektive Wahrnehmung beiseite schob.

Was jedoch später am Abend geschah, war überraschend. Es wurde uns gesagt, dass der Körper nach der Initiation einige “Anpassungssymptome” erfahren würde, so wie Durst, Wasserlassen oder sogar Durchfall. Was ich aber nicht erwartet hatte war, dass, als ich meine Hände nur in die Nähemeiner Kinder brachte, ich einen klaren und deutlichen ‘Hitzestrom’ auf meinen Handflächen spürte, fast wie bei einem Haarfön. Ich fühlte das bevor meine Hand nahe genug war, um die normale Körperwärme des anderen fühlen zu können. Ich würde sagen, es waren ca. 15 cm Abstand dazwischen. Es gab ein deutliches ‘magnetisches’ Gefühl bei dieser Hitze, so ähnlich wie bei zwei Magneten, die sich an einem bestimmten Entfernungspunkt anzuziehen beginnen. Als ich dies das erste Mal verspürte, zuckte ich mit meinen Händen zurück, als ob ich mich verbrannt hätte. Und dann begann ich damit zu experimentieren. Ich bewegte meine Hand immer näher, bis ich deutlich den Punkt verspürte, an dem dieses Gefühl auftrat, und dann bewegte ich meine Hand noch näher, um die Auswirkungen bei jeder Entfernung fühlen zu können. Es war eindeutig da. Keine Frage. Und die Kinder konnten es auch fühlen.

Wieder zuhause saß ich an diesem Abend auf unserem Sofa und mein Sohn setzte sich vor mich auf den Boden und lehnte sich gegen meine Beine. Sobald er sich angelehnt hatte, konnte er die Hitze spüren, die von meinen Beinen auf seinen Körper überzuspringen begann, wieder genauso wie bei einem Haarfön. Offenbar funktionierte das nicht nur mit den Händen! Das betraf den ganzen Körper! Uns wurde von diesem Kontakt so heiß – in einem Zimmer mit Klimaanlage – dass mein Sohn meinte, “Mama, hier ist es zu heiß”, und wegging. Wir schwitzten beide. Es zeigte sich, dass es einige Monate dauerte, bis die Kinder von dieser ‘Wirkung’ nicht mehr betroffen waren. Bis heute tritt es immer auf, wenn ich jemanden mit Energiedefizit berühre. Ich vermute, dass die Kinder mit der Zeit ‘energetisiert’ wurden und danach nicht mehr so stark diese Energie ‘abzogen’. Wenn eines der Kinder krank wird, ‘ziehen sie’ natürlich Energie ab, aber das ist nichts im Vergleich zur Zeit der Reiki-Initiation. (Einige Zeit später, als ich die Initiation für die Meisterstufe erhielt, waren meine Handflächen für einige Wochen mit Blasen übersät und die Haut schälte sich ab.)

Am Ende verstand ich also, dass es scheinbar objektive Realitäten gibt, wo kein Glaube nötig ist oder verlangt wird. Wenn man diese objektiven Ebenen kennt oder zu ihnen Zugriff hat, kann man entdecken, wie man sich am Besten an jenen Prinzipien ausrichtet, was wiederum zu subjektiven Resultaten führen kann.

Hier geht es aber nicht um Reiki an sich. Es geht um die involvierten Personen und die daraus erworbene Lektion. Es scheint, dass die Heilung, die ich durch Reiki erfuhr, die ‘Kulisse’ der Bühne war, wo sich die Lektion selbst abspielte.

Diese Reiki-Gruppe war ein recht lustiger Zusammenschluss von Leuten. Ihr äußerer Zusammenhalt wurde, soweit ich das bestimmen konnte, durch das gemeinsame Besuchen einer metaphysischen/spirituellen Kirche gebildet, die den Reiki-Meister als Teil eines ihrer vielen Programme eingeladen hatte. Augenscheinlich arrangierten sie auch Seminare über andere Lehren und waren mit der Verbreitung vieler populärer Richtungen – wie der hawaiianischen Huna-Lehren, psychischer Heilungen, Kabbala, Tarot, Meditation, Channeling, indianischem Schamanismus, Saunen und so weiter und so fort – befasst. Es war ein ausgewachsener Supermarkt an New Age-Leckerbissen!

Nachdem ich nun meinen persönlichen ‘Beweis’ über die Nützlichkeit von Reiki hatte, war ich ziemlich neugierig, was noch auf der ‘Speisekarte’ stand! Mist! Wenn das funktionierte, wer weiß, was ich nicht alles in der Zeit, als ich nur Student und nicht Teilnehmer war, versäumt hatte! Es öffnete sich mir eine völlig neue Welt und ich war bereit, hineinzutauchen! Ich hatte nie viel davon gehalten, an irgendwelchen Gruppen teilzunehmen, aber diese Reiki-Mannschaft, die sich jeden Mittwoch traf, war so wundervoll, machte so viel Spaß und hatte solch einen gewaltigen Effekt auf meine Gesundheit, dass ich wusste, dass es Zeit war, mein ‘Einzelgängerdasein’ abzulegen. Schlussendlich hatte ich ‘meine Gruppe’ gefunden, oder so ähnlich schien es.

Ich erzählte in der Gruppe ein wenig über meine Arbeit mit Geistbefreiung und sie nickten alle weise, dass ihnen solche Probleme bekannt seien und dass ihr Prediger in der metaphysischen Kirche auch über solche Sachen gesprochen hatte und dabei gemeint habe, dass sie sich nur mit Liebe und Licht umgeben müssten und alles wäre gut. Ich meinte darauf, dass einige seriöse klinische Studien diese Meinung nicht bestätigen, aber sie versicherten mir, dass es so sei. Die Menschen hätten nur dann Anhaftungen, wenn sie nicht genug in dem “Liebe und Licht umgeben” geübt seien, und der einzige Weg, dies richtig zu tun, das Erlernen der richtigen Techniken sei – natürlich erlernt von solch einem Lehrer wie die große Reverend Ruth in ihrer Kirche. Reverend Ruth schien auch die einzige Expertin in allen anderen Fragen zu sein, also war ich ziemlich an einem Treffen mit solch einem Vorbild interessiert. Und außerdem sollten die Reiki-Initiationen den Energiefluss so einrichten, dass keine negative Energie in die Aura der Person eindringen könne. Ich sollte mir also wegen Geistanhaftungen und solchen Sachen keine weiteren Sorgen machen. Ich sei nun ein veritables “Lichtwesen” geworden und kein Problem in meiner tiefen Psyche oder keine Art von Dunkelheit aus der äußeren Welt könne angesichts eines solchen Lichtes überleben! Toll! Was für ein Deal! Ich kam sogar schon auf den Gedanken, dass alle zukünftigen Klienten, die wegen einer Geistbefreiung zu mir kommen würden, eine Reiki-Initiation erhalten sollten, damit sie ab diesem Zeitpunkt geschützt sein würden. Super, ich wollte dem gesamten Planeten Reiki geben! Eine solche Heilung kann einen leicht über das Ziel hinaus schießen lassen!

Ich wurde also in die Kirche eingeladen. Reverend Ruth, die “Kennerin der Mysterien”, wurde mir von einer Frau aus der Reiki-Gruppe vorgestellt. Ich war ein wenig über die ‘anhimmelnde unterwürfige’ Art all der Reiki-Leute verwundert, die sie immer dann annahmen, sobald wir in die Nähe der Kirche kamen. Ich wusste auch nichts mit Reverend Ruth anzufangen, die da in ihrem Rollstuhl saß. Aber ich fühlte einen Kälteschauer, als ich in ihre Augen blickte, und für einen Augenblick schien es fast, dass etwas anderes in ihrem Blick lag, bevor dies schnell wieder verschwand. Und wieder zweifelte ich an meiner Wahrnehmung. Sicherlich konnte die Lehrerin all dieser wundervollen Menschen, mit denen ich nun verbunden war, nicht anders als heilig sein! War letztendlich nicht sie der Ursprung all der Wohltätigkeit, aus der Reiki – meine Rettung – entsprang?

So wie in einer gewöhnlichen Kirche beinhaltete der Gottesdienst das Singen von Lobliedern. Nun fein! Ich sang immer schon gerne – in der Kirche war das mein Lieblingsteil. Nur hatte das Lied, das hier gesungen wurde, niemand vorher schon einmal gehört. Nicht nur das; auch die Organistin, die das Lied ausgewählt hatte, dürfte es vorher noch nicht gekannt haben! Das ganze wurde noch schlimmer, weil die Organistin offenbar ihr Instrument nur bruchstückhaft beherrschte. Sie brauchte, nachdem sie die Noten gelesen hatte, so lange, um mit ihren Fingern die nächsten Tasten zu suchen, dass das Stück klang, als ob ein Trauergesang bei einem Begräbnis im Treibsand steckenbleibt. Die Kirchengemeinde – hauptsächlich Frauen – wartete auf jeden Ton, um diesen singen zu können. Als dann der Ton schließlich erklang, war er von einem Bassakkord begleitet, der wie das Brüllen eines brunftigen Elefanten klang, und all die Stimmen erhoben sich dabei und versuchten, den Ton zu treffen … nur damit die Organistin plötzlich herausfinden konnte, dass sie die falsche Taste getroffen hatte, dann auf die richtige Taste fummelte, und die ganze Gemeinde den bereits angestimmten Ton leiernd in die nunmehr richtige Intonation bog. Zumindest davonwürde niemand hypnotisiert werden, dachte ich!

Glücklicherweise verließ mich mein Sinn für Humor dabei nicht, obwohl meine ästhetischen Sinne derart vergewaltigt wurden, dass sie bereits schmerzten! Da ich nicht nur gut Noten lesen, sondern genauso gut singen konnte, wollte ich in dieser Situation ‘helfen’, indem ich einfach die richtigen Töne im richtigen Tempo sang, gerade so laut, dass die umstehenden Personen es hören und einstimmen konnten. Ich hoffte, das würde sowohl der Organistin als auch der Gemeinde bei dieser Performance helfen, damit wir vor der nächsten Eiszeit fertig werden würden.

Das funktionierte ganz gut, und so ‘begriff’ jeder bald das Lied und sang weiter. Nur die Organistin kam nicht mehr mit und die Sänger ließen sie mit ihrem Orgelspiel zurück. Das Lied wurde mit Anmut und Sicherheit zu Ende gesungen; nur die Organistin schuftete noch bis zu ihrem viel zu späten Schluss weiter. Die gesamte Kirchengemeinde musste das Lachen unterdrücken, sie ‘husteten’ in ihre Taschentücher, damit sie vor Lachen nicht laut losbrüllten. Der Schlussakkord wurde noch aus der armen Orgel gequält (der brunftige Elefant ‘gewann’) und jeder setze sich mit Erleichterung und wischte sich die Tränen des Lachens aus dem Gesicht, in der besten Stimmung, um sich ‘in die Gegenwart des Geistes’ zu begeben. Ich setze mich auch, blickte herum, um Reverend Ruth zu finden, die mich mit all der Freundlichkeit einer zusammengerollten Klapperschlange anstarrte. So viel zum Thema Humor! Sie hatte offenbar keinen.

Die Predigt wurde von einer Frau, nennen wir sie Hillary, gehalten, die angeblich jemanden wie einen aufgestiegenen Meister oder einen toten Typen channelte (ich habe vergessen wer es war). Hillary war eine äußerst entzückende ältere Dame mit schneeweißem Haar. Sie trug ein bedrucktes Seidenkleid und sah für die ganze Welt so aus, wie wenn sie jedermanns Großmutter sein könnte. Während sie sprach, strahlte sie genau diese großmütterliche Behaglichkeit aus. Sie begann mit einer dünnen, zittrigen Stimme und sprach über Liebe und das Öffnen des “Herzzentrums” und so weiter. In ihren Beschreibungen der “Ebenen und Körper” der individuellen Seele gab es Anleihen von Helena Blavatsky und Alice Bailey. Als sie dann ‘aufgewärmt’ war, begannen ihre Augen mit subtiler Kraft zu glühen. Ihre Stimme wurde stärker und drängender, und die Botschaft veränderte sich. Mit dieser Liebe, die sich angeblich manifestiert, wenn jemandes Herzzentrum geöffnet und mit diesen “Ebenen und Körpern” verbunden sei, und die nur durch bestimmte Techniken, die noch nicht bekannt waren, erreicht werden könnte, sollte nun “die Welt gerettet” werden. Als sie predigte, begann sie animiert vor und zurück zu gehen. Jeder Teil ihres Körpers war mit ihren Bewegungen, den Worten, der Botschaft vereint. Sie redete mit ihrem ganzen Körper.

Und jetzt geschah das Eigenartige … während sie auf ihrem kleinen Podium in ihrer animierten Liebes- und Lichtverbreitung hin und herging, erstarrte sie plötzlich einen Moment lang – wie eingefroren –, erzitterte leicht und nahm dann ‘Haltung’ ein. Sie blickte im Raum auf all die spannungsgeladenen Gesichter; eine kühle Musterung mitten in der fiebrigen Erwartung des Publikums. Ihr Kopf schnellte plötzlich zurück und ihr ‘Aufseher’ war nun in völliger Kontrolle. Mein Lieber! Jetzt gings rund!

Ich weiß nicht wen sie channelte, aber ich muss sagen, der war wirklich gut! Der muss in seinem vorherigen Leben ein Priester der Pfingstgemeinde gewesen sein. Es war wie auf einem alten Südstaaten-Revival zu seiner besten Zeit. Es gab Gejohle, Gebrüll und Drama; die alte Dame stolzierte, stampfte und hämmerte auf dem Podium. Nur … die Botschaft hatte sich sehr subtil verändert. Die meisten Leute in dem Raum waren durch das Drama, das sie erlebten, bereits hypnotisiert und realisierten nicht, was tatsächlich geschah. Aber ich erinnerte mich an die Kirche, die ich mit meinen (Ex)-Mann besucht hatte, wo ich so vielen Predigern dieses Typus ausgesetzt war. Ich kannte bereits diese ‘Show’ und das ‘Wolf im Schafspelz’-Syndrom so gut, so dass ich sehen konnte, dass hier dieselben hypnotischen Faktoren angewandt wurden, wie sie in den meisten christlichen Kirchen auch funktionieren.

Die Botschaft veränderte sich von Liebe, Licht und Herz öffnen zu Schuld und Strafe. Bestrafung für ein zu geringes Öffnen des Herzens, für ein nicht erfolgreiches Geben von Liebe und Licht; das musste natürlich dadurch ausgebessert werden, indem mehr Kurse und Meditationsübungen zu besuchen seien, und mehr Zeit, Ressourcen und vor allem Geld zu geben sei. Komm in die Kirche, gib dein Geld, besuche Kurse, erhalte Erlösung. Ein einfaches Rezept. Nichts besonders Ungewöhnliches. Selbes Lied, andere Strophe.

Nachdem die Predigt vorbei war, demonstrierten ein paar Leute aus Reverend Ruths “Channeling-Kursen” ihre ‘Kräfte’. Eine von ihnen war Trudy. Ich sah mit großem Interesse zu, wie effektiv diese Kurse sein würden.

Trudy legte ihre Hände auf ihren Kopf, um sich ‘einzustimmen’. “Es ist jemand hier, der vor kurzem unerfreuliche Neuigkeiten erfahren hat”, so begann sie. Natürlich ist das in jeder Gruppe ein guter Ansatz; es hob eine Person, die gerade erst einen ‘unerfreulichen’ Anruf erhalten hatte, aufgeregt die Hand und rief: “Ja, Ja! Ich! Ich!” Dann stimmte sich Trudy mehr in diese Person ein und machte eine Reihe von Erklärungen, die entweder ein Kopfnicken oder einen verblüfften Blick hervorriefen.

Das ganze war eine ziemlich schlechte Aufführung von ‘kaltem Lesen’. Jahre zuvor hatte ich viel Geld ausgegeben, um herauszufinden, wie die verschiedenen Medien und ‘Wahrsager’ arbeiteten. Ich hatte schnell ihre Form des ‘Lesens der Signale’ in den Gesichtern oder Reaktionen der Menschen herausgefunden. Sie wandten dies an, um schrittweise das auszusieben, was nicht zutraf, um am Ende dieser subtilen Abtastung in der Lage zu sein, eine endgültige, definitive und ‘erstaunliche’ Behauptung über jene Tatsachen zu machen, die dem Klienten am Herzen lagen.

Ich hatte auch bemerkt, dass in vielen Fällen etwas ‘empfangen’ wurde, das eindeutig kein ‘kaltes Lesen’ war, sondern durchaus akkurat, aber statistisch gesehen nicht aufregender war, als wenn zwei Freunde denselben Gedanken zur selben Zeit haben. Dazu wird kein besonderer Titel wie “Medium” benötigt. Meine Einschätzung war, dass jeder bis zu einem gewissen Grad ein “Medium” ist, also war das nichts Besonderes.

Das Problem entsteht dann, wenn der Fragende die erwartete Antwort durch seine Stimmlage oder die Formulierung seiner Frage vorwegnimmt. Das ermöglicht dem Wahrsager zu wissen, was der Klient hören will und er unterstützt dessen Wunschdenken.

Als ich jünger war und mit diesem Metier spielte, fand ich dutzende von solchen Fällen, wo das Medium ‘Vorhersagen’ machte, die auf Basis dessen, was der Klient hören wollte, getroffen wurden. Und da dies die ‘erhoffte’ Antwort war, fühlte die fragende Person eine Verbindung mit dem Medium und schrieb ihm alle möglichen Kräfte und Fähigkeiten zu, die einfach nicht vorhanden waren. Später dann, als sich herausstellte, dass die Vorhersagen sich nicht so einstellten, wie es gesagt worden war, war dieser Mensch bereits so sicher in seinem Glauben an die Kräfte des gewählten Mediums, dass er bereit war, alle Arten von lächerlichen und extremen Entschuldigungen vorzubringen, die das Versagen des Mediums erklärten.

Das ist eine häufige Situation. Dieses ‘Versagen’ ist ein Hinweis, der uns in diesem Metier gegeben wird. Es sind kleine ‘Warnungen in Bezug auf das größere Bild’; aber wir tendieren dazu, sie zu ignorieren, sie zu verdecken, sie zu entschuldigen, weiterhin zu glauben, was uns gefällt, und nicht, was wahr ist – einfach weil es unseren vorgefassten Meinungen entspricht, wie die Welt wäre, würden wir unsere eigene Realität erschaffen!

Nachdem Trudy mit ihrer eher peinlichen Demonstration fertig war, stand eine weitere ‘Studentin’ auf, die ich nicht kannte, um ihre Fähigkeiten zu zeigen. Aus irgendeinem Grund wählte sie mich – wahrscheinlich weil ich dort ein neues und unbekanntes Gesicht war.

Ich hatte mich lange darin geschult, ein Poker-Face aufzusetzen und mit teilnahmsloser Stimme zu sprechen, wenn ich im Begriff war, solche ‘Wahrsager’ zu entlarven, also blieb mein Gesicht unberührt, während ich zur selben Zeit Mehrdeutigkeiten als Antwort gab, so wie “es könnte so beschrieben werden” oder “vielleicht” und solche Dinge. Gleichzeitig war ich ‘nach innen hin’ für einen Kontakt geöffnet, damit ich, falls ein echtes Talent vorhanden war, dieses nicht absichtlich blockieren würde. Ich versuchte weder die ‘Einstimmung’ zu behindern noch irgendetwas nach außen hin abzugeben.

Um es kurz zu machen, dieses ‘Wahrsagerei’ war noch schlimmer als zufälliges Raten. Ich war von den Absolventen von Reverend Ruths Kursen nicht beeindruckt.

Nach diesem ‘Nicht-Ereignis’ wurde ein ‘Heilkreis’ gebildet, wobei sich alle um Reverend Ruth und ihren Assistenten gruppierten, Hände auflegten und beteten, und dabei Energie von Liebe und Licht sendeten. Es war sehr ähnlich dem Handauflegen in einer Kirche der Pfingstgemeinde. Der einzige Unterschied war, dass Reverend Ruth von dem Kontakt ‘anzuschwellen’ schien. Ich war nicht sicher, ob mich meine Augen täuschten, aber nach dem ‘Heilkreis’ waren alle sehr erschöpft, also hatte ihnen etwas die Energie abgezogen.

Ich fragte mich wiederum, warum ein Dienst, der dazu da sein sollte, eine Gruppe zu ‘energetisieren’ oder zu ‘nähren’ in Wirklichkeit das Gegenteil bewirkte.

Auf dem Heimweg erzählten meine Freundinnen nichts als Preisungen von Reverend Ruth und ihrer ‘großartigen’ Arbeit. Und nun, da ich mehr oder weniger als Teil der Gruppe angesehen wurde, und wohl vermutet wurde, dass ich die letzte Vorführung geschluckt hätte, wurde mir ein neues Geheimnis enthüllt. Offenbar betrieb Reverend Ruth einen ‘geheimen Zirkel’ der nur diejenigen zuließ, die sich dafür als wert erwiesen hatten oder bestimmte ‘Prüfungen’ bestanden hatten, die in ihren Kursen abgehalten wurden. Den Mitgliedern dieser inneren Gruppe wurde versprochen, dass ihnen Reverend Ruth viele große Geheimnisse verraten würde. Meine Gastgeberin hatte sich bereits in die nächsten Kurse und Sitzungen der ‘Großen Einen’ eingeschrieben, in der Hoffnung, dass sie die “Prüfungen bestehen” und zu dieser inneren Gruppe zugelassen werden würde.

Ich sagte nichts, aber ich wollte nicht mehr zu dieser Kirche zurück, die mich beunruhigte und eindeutig nur Zeitverschwendung war. Ich konnte nicht verstehen, wie die Mitglieder der Reiki-Gruppe, die viel fortschrittlicher erschienen als andere Gruppen, die ich in der Vergangenheit kennengelernt hatte, so von diesem Gelaber eingenommen sein konnten. Aber vielleicht hatte ja andererseits auch nur ich das Problem, denn eines war klar: jeder in meiner Reiki Gruppe war sicherlich voll von Liebe und wohltätigen und guten Absichten.

Die Reiki-Gruppe war ein Zusammenschluss von verschiedensten Leuten jeden Alters. Louise, die Dame, die meine Mutter eingeladen hatte, war eine ältere Dame im Rentneralter (ansonsten wäre sie nicht in dem Kurs gewesen), aber sie erschien viel jünger. Sie sah nicht einen Tag älter aus als 35. Sie hatte eine knackige Figur und solch ein charmantes und weibliches Wesen, dass man sie wegen ihrer Fähigkeit, sich scheinbar mühelos unter Kontrolle zu halten, bewundern musste! Sie hatte eine fast hauchende Stimme wie Marilyn Monroe, hinreißende Haare und eine Alabasterhaut. Sie war auch diejenige, die die Idee des Reiki-Kurses Reverend Ruth näherbrachte, nachdem sie in Virginia Beach einige Zeit mit der A.R.E.1 Gruppe verbracht hatte, wo sie auch Reiki kennengelernt und ihre ersten Initiationen erhalten hatte. (Es wurde uns gesagt, dass wir uns glücklich schätzen können, unsere Initiationen von einem echten Schüler Takatas zu erhalten, da sich Reiki später teilte und nach Takatas Tod korrumpiert wurde – aber das ist eine andere Geschichte.) Louise verbrachte fast ihr ganzes Leben als Hausarbeiterin in wohlhabenden Vierteln im Nordosten.

Dann waren da noch Trudy und ihr Mann George, die ebenfalls im Pensionistenalter waren. Trudy war eine große, feingliedrige Frau, in vielen ihrer Ausprägungen eher männlich als weiblich. Anfangs dachte ich, sie wäre sehr lustig, mit ihren bissigen Bemerkungen und ironischem Humor. Aber mit der Zeit begann ich zu sehen, dass ein gewisses Element von Grausamkeit in ihren Bemerkungen mitschwang, besonders wenn es ihren Mann betraf. Ich tat das als große ‘Vertrautheit’ lang verheirateter Paare ab. Und wer war ich schon, vielleicht hatte sie ja allen Grund dazu? Vielleicht zeigte sie ja auch so ihre Zuneigung? George war ein pensionierter Geschäftsmann – Inhaber von verschiedenen Patenten und ehemals Eigentümer von mehreren Fabriken. Seine Frau war zuerst seine Sekretärin. Sie ließen sich dann beide von ihren damaligen Partnern scheiden und heirateten einander. Sie wurden als die “wohlhabendsten” Mitglieder der Gruppe betrachtet und hatte deshalb einen besonderen ‘Status’.

Es gab noch weitere ‘ältere’ Mitglieder, die jedoch im Hintergrund blieben und nicht besonders erwähnt werden müssen – 4 oder 5 von ihnen waren ‘Stammgäste’. Zwei davon waren Krankenschwestern und über die anderen weiß ich nicht mehr viel.

Dann gab es die ‘jüngere’ Abteilung – sie waren ungefähr in meinem Alter, oder jünger. Die aktivsten unter ihnen waren “Candy” und “Sandy”.

Sandy war eine Ex-Barfrau, die aufgrund des Ablebens ihres Verlobten zu spirituellen Themen ‘erwachte’. Danach entschied sie, eine Ausbildung als Masseurin zu machen und aus dem Umfeld des Barbetriebs auszusteigen. Erst viel später erfuhr ich mehr über sie.

Zuletzt gab es noch die wirklich jungen Mitglieder. Zu diesen gehörte Tim. Tim war ein sehr junger Bursche, der spirituell sehr weit entwickelt schien. Man sah selten so junge Menschen, die hingebungsvoll gewidmet waren, anderen Personen zu helfen. Er bezeichnete sich als Anhänger des Wicca-Kultes, und wie sich später herausstellte, hatte das einige interessante Auswirkungen.

Da wir uns jeden Mittwochabend zu Reiki-Sitzungen trafen, führten wir an den Tischen viele Gespräche. Da Reiki keine meditative Konzentration oder irgendeinen Hokuspokus benötigt, konnten wir meist zwei Sachen auf einmal machen – Reiki und reden. Diese Gespräche drehten sich um unsere verschiedenen Erfahrungen bei der spirituellen Entwicklung von A bis Z. Ich war mit meinen eigenen Erfahrungen ein wenig zurückhaltend, aber nach einiger Zeit fühlte ich mich wohler und teilte einige Einsichten mit den anderen, und so begannen wir ein ‘Band’ der Nähe zu knüpfen.

Ich informierte die Reiki-Gruppe über meine aktuellen Channeling-Experimente mit Frank und meine Ansichten darüber. Eine der Damen aus der Gruppe der Älteren meinte unheilvoll, dass unsere Wahl, das Board als Channeling-Instrument zu verwenden entsetzliche Konsequenzen haben würde und führte als Beweis dazu den Film Der Exorzist an.

Ich entgegnete, dass die Tatsachen der wahren Begebenheit, auf die dieser Film basiert, nicht besagen, dass das Board die Hauptrolle bei der dämonischen Besessenheit spielte, und weiters, dass ein Großteil der besten Materialien in der Geschichte des Channelings durch ein brettartiges Instrument empfangen wurden, oder zumindest damit begonnen wurden.

Alle begannen, immer mehr über das Experiment zu fragen, also erzählte ich ihnen alles was ich wusste und darüber hinaus erzählte ich ihnen auch von meiner Arbeit als Hypnotherapeutin. Durch Hypnose sei ich auf meine Enthüllungen über UFOs und Entführungen gestoßen, die mich auf eine Art ‘aufgesetzt’ hätten, zur Reiki-Gruppe ‘geführt’ zu werden und Reiki kennenzulernen. Sie lachten alle sehr, weil ich zuerst von Aliens verfolgt werden musste, um Reiki zu entdecken.

Wir hatten einen netten Abend, lachten viel und hatten eine Menge Spaß. Bevor ich in dieser Nacht heimfuhr, meinte ich, dass, wenn jemand Interesse an unserem Experiment hätte, sie Samstag nachts willkommen seien, da wir uns dann wieder zu unserem ‘Kontakt’ setzen würden. Vier oder fünf Leute waren sofort begeistert und wollten kommen und mitmachen.

Am nächsten Tag rief mich Candy an. Sie klang sehr mysteriös am Telefon und sagte: “Es gibt etwas, was ich dir sagen muss, und ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber nimm dich besser vor Trudy in Acht.”

“Was?”, fragte ich. “Was meinst du?” Eine Schlange im Reiki-Paradies?

Candy erklärte es mir: Offenbar machte Trudy letzte Nacht, nachdem ich gegangen war, sehr bösartige Bemerkungen über mich. Ich sei eine “Besserwisserin” und jeder, der an meiner Einladung teilnehme, würde definitiv “eingenommen” und auf den ultimativen Pfad der Zerstörung geführt werden, oder so ähnlich. Ich war schrecklich verletzt, weil ich generell nicht ‘predige’, aber dazu tendiere, meine Ansichten anderen mitzuteilen, indem ich meine Erfahrungen und die Nachforschungen anderer, die weit mehr dazu qualifiziert sind als ich, beschreibe.

“Aber du musst verstehen”, fuhr Candy fort, “Trudy ist wie eine Mutter für uns. Sie beschützt uns einfach. Sie meint es gut, aber sie kommt aus der alten Schule. Sie ist mit der Lektüre von Edgar Cayce aufgewachsen und all das. Sie liebt die Gewänder und die Rituale und all diese Dinge. Reverend Ruth sagt sogar, dass sie Trudy darauf vorbereitet, die Kirche zu übernehmen, und deshalb fühlt sie sich natürlich für alle von uns verantwortlich, wie wenn wir ihre eigenen Kinder seien.”

Das Ergebnis dieses Telefonates war, dass Candy wollte, dass ich mit meinen Aussagen gegenüber Trudy und den anderen sehr vorsichtig sein sollte, da sie “altmodisch” und “engstirnig” seien, obwohl sie es gut meinten. Es wäre nur deshalb, um “ihre Gefühle zu schonen”. Das schien mir natürlich korrekt zu sein, denn es war Teil der “Liebe und Licht”-Philosophie der Akzeptanz. Gleichzeitig aber wollte Candy selbst an unserem Experiment teilnehmen und auch ein paar Hypnosesitzungen bekommen, damit ihr spiritueller Fortschritt “beschleunigt” werden würde, da sie glaubte, sie sei dazu bestimmt, die nächste Jeane Dixon2 zu werden. Offenbar versprach ihr Reverend Ruth, zu den tieferen Lektionen zugelassen zu werden, aber “noch nicht jetzt”. Doch Candy war sich sicher, dass sie schon jetzt dafür bereit sei, und es sei nur aufgrund der “altmodischen Engstirnigkeit” der Älteren, die das neue Paradigma von weit entwickelten Seelen in jungen Körpern nicht verstehen können. Sie verstünden einfach nicht, wie schnell sich Menschen in der gegenwärtigen “dringenden” Zeit entwickeln können.

Ich war mir nicht sicher, ob ich ihr in allen Punkten zustimmte. Vor allem ihre Vorstellung, dass sie sich sehr schnell entwickeln solle – aber ich hielt mein Urteil zurück bis wir ein wenig miteinander gearbeitet hatten. Nun hatte ich zumindest eine vernünftige Erklärung für den komischen ‘Beigeschmack’, den ich in der Kirche bemerkt hatte – die “altmodische” Art der Älteren, die im Gegensatz zur Meinung der Jüngeren stand. Das ergab perfekten Sinn. Endlich konnte ich die ‘unangenehmen’ kleinen Auffälligkeiten vergessen. Und mir war auch klar, dass Trudy sehr stark in der Kirche involviert war. Über die Bemerkung der “Gewänder und Rituale” konnte ich mir keine Vorstellung machen, da ich dort nichts dieser Art gesehen hatte. Ich ließ es darauf beruhen. Aus dem Gespräch mit Candy hatte ich auch entnommen, dass sie gerne meine Freundin sein wollte und eine nähere Freundschaft suchte, als sich nur einmal pro Woche mit der Reiki-Gruppe zu treffen.

Candy war sehr lustig! Sie lachte immer. Sie scherzte wahnsinnig komisch über die kleinen Marotten anderer Leute und imitierte sie dabei. Sie konnte eine Geschichte, eine Darstellung von den kleinen egoistischen Komplexen der Menschen so erzählen, dass man sich dabei den Bauch vor Lachen halten musste und einem nur so die Tränen herunterliefen. Sie fing immer an mit: “Du weißt, ich liebe den und den, aber …” Es war “nur Spaß” und sie meinte es nicht böse!

Aber ich wunderte mich; wenn sie dauernd über andere Leute spottete, spottete sie dann bei den Anderen auch über mich?

Natürlich nicht! Candy war meine Freundin. Wir hatten ein besonders harmonisches Verhältnis, das sich in vielen täglichen beiderseitigen Begebenheiten zeigte, seit wir Kontakt zueinander hatten. Ich konnte mit jemandem über ein Thema sprechen oder an etwas denken, und dann rief Candy an und begann, mir über genau dasselbe Thema etwas zu erzählen. Wenn wir telefonierten, hatten wir immer Knackser und Brummgeräusche in der Leitung, und nachdem wir begannen, die Parameter ihrer “Entführung durch Außerirdische” zu entdecken, scherzten wir darüber, dass die Regierung wohl das Telefonat abhöre. Ich lachte über den Gedanken, dass jemand meine Telefonleitung anzapfen könne, um nachzusehen, was wir über ‘Aliens’ wissen, da wir sehr wenig wussten. Doch Candy war davon überzeugt, dass sie “etwas” hatte, hinter dem sie her seien – dass das Ziel jeglicher Überwachung sie selbst sei. Sie war sogar davon überzeugt, dass ein Mann, mit dem sie in einer ‘scheinbaren’ Entführung – die ungefähr zur selben Zeit stattgefunden hatte, als ich zur Reiki-Gruppe stieß – interagiert hatte, ein Agent der Regierung sei, der geschickt worden war, um “ein Auge auf sie zu werfen”. Sie fühlte aber gleichzeitig, dass dieser Mann ihr “Seelenverwandter” sei und nur dazu benutzt werde, sie in eine Art Verschwörung der Regierung zu “locken” und sie dazu berufen sei, ihn irgendwie zu “retten”.

Beim nächsten Reiki-Treffen bemerkte ich eine eindeutige Anspannung in Trudys Gesicht als ich ins Zimmer kam und “Hallo” sagte. Sie war kühl und distanziert. Da ich von Candy vorgewarnt war, geduldiger und verständnisvoller zu sein, versuchte ich besonders nett zu ihr zu sein, ließ ihren Vorstellungen und Meinungen den Vortritt und behielt meine für mich.

In der Zwischenzeit hatten Trudy und George offenbar Probleme bekommen. George kam nicht mehr zu den Reiki-Sitzungen und Trudy erzählte allen während des ganzen Abends wie furchtbar sie von George gequält werde, wie er seine Kontrollspielchen mit ihren Finanzen spiele, und wie sie das Leben in dieser Hölle satt habe. Sie bräuchte eine Pause, also würde sie eine Freundin besuchen.

Eines Abends, kurz nach dem Treffen, rief mich Louise an und sagte mir, dass sie sich freue, wenn ich mit ihr und Candy George einen Besuch abstatten würde, der sie angerufen habe, weil er Gesprächspartner brauche, da er von seiner Frau “sitzen gelassen” worden sei. Auf der Fahrt dorthin ließ sie uns wissen, dass sie das Gefühl habe, dass George an ihr interessiert sei, wie sie beim Telefonat mit ihm bemerkt habe. Sie wolle deswegen Trudy nicht aufregen und deshalb seien wir mitgekommen, damit es nicht wie ein ‘privater’ Besuch aussehe.

Während unseres Besuchs brach George nieder, begann zu weinen und erzählte uns eine schreckliche Geschichte, wie er von Trudy in den letzten Jahren missbraucht worden sei … wie sie sich von einer süßen, lieben Ehefrau zu einem schimpfenden Monster verwandelt habe, die ihn sogar körperlich bedroht habe und er jetzt, wo er alt und krank sei, um sein Leben fürchte. Er hatte Angst, dass sie ihn umbringen könnte, um an sein Geld zu kommen.

Wir hörten voller Abscheu seinen Erzählungen von den Ereignissen und dem Beweis zu, dass in diesem Haus nicht alles in Ordnung war. Bei jedem Zwischenfall, den er schilderte, meinte eine von uns dreien, dass es sich vielleicht einfach nur um Missverständnisse handele. Doch George beharrte darauf, dass sein Leben in Gefahr sei; dass es nicht einfach nur Missverständnisse seien.

Bei jeder Geschichte bot eine von uns dreien auf die eine oder andere Art eine Lösung an, doch sie wurden alle verworfen, weil sich George sicher war, dass Trudy eine Art ‘Kraft’ habe, in deren Gegenwart er hilflos sei; er vermutete sogar, dass sie versuchen könne, ihn zu vergiften! Alles in allem hatte er scheinbar solche Angst vor ihr, dass er wie gelähmt darauf wartete, durch Chemikalien oder körperliche Angriffe getötet zu werden. Diese Einstellung war mir zuwider. Ich konnte nicht verstehen, wie jemand einfach dasitzen und behaupten kann, dass sein Leben in Gefahr sei und nichts weiter tut als dazusitzen und zu weinen. Also sagte ich ihm einfach, dass er, wenn er wirklich glaube, sich in Gefahr zu befinden, sich doch einfach einen Anwalt nehmen und so lange Trudy noch fort sei, die Schlösser austauschen solle! Das schien mir eine vernünftige Lösung zu sein, wenn seine Aussagen richtig waren. Und er versicherte uns mit jedem Atemzug, dass es stimmte!

George weinte sich richtig aus und war letztendlich so ermutigt, dass er schon am darauffolgenden Tag einen Anwalt aufsuchen wollte. Wir umarmten ihn, zeigten ihm unsere Sympathie und fuhren nach Hause. Das wars. Krise gelöst.

Als ich beim nächsten Reiki-Treffen ins Zimmer kam, sah mich Trudy kommen, unterbrach ihre Tätigkeit und lief auf mich zu. Sie stellte sich vor mich hin und begann mich zu denunzieren, was für eine widerwärtige Schlange ich doch sei und wie ich mir anmaßen könne, ihrem Mann zu empfehlen, sich scheiden zu lassen und sie aus ihrem eigenen Haus auszusperren. Dann sagte sie, dass sie es nicht aushalten könne, mit solch einer schrecklichen Person wie mir im selben Raum zu sein und stürmte hinaus!

Die ganze Gruppe stand herum und schaute dumm. Ich blickte auf Louise und Candy, die beide anwesend waren, als ich George den Vorschlag machte, den er sicher Trudy mitgeteilt hat, obwohl der Zusammenhang nicht mehr stimmte.

Keine von beiden sagte auch nur ein Wort zu meiner Verteidigung!

Erst später, als wir privat zusammensaßen, bekundeten sie ihre Sympathie für mich und meinten, dass ich mich nicht ärgern solle und dass Trudy nur eine schwierige Zeit durchmache. Doch ich war ein wenig verwirrt darüber, dass sie beide einfach dagestanden und nichts dazu beigetragen hatten, um die Sache sofort richtigzustellen, indem sie die Erzählungen von George, die solch eine Aussage provoziert hatten, einbrachten.

Wenn Trudy unschuldig war, wie sie vermuteten, musste sie dann nicht vor ihrem Ehemann gewarnt werden, dass er solche Lügen über sie verbreitete? Ich war damals über die ganze Angelegenheit sehr verwirrt, aber Louise und Candy waren unbekümmert.

Am nächsten Tag rief Louise an und teilte mir mit, dass ein Treffen mit Trudy in einem nahen Restaurant arrangiert worden sei, damit wir alle zusammen die ganze Geschichte klarstellen können. Ob ich bereit sei zu kommen?

Natürlich war ich das. Ich verabscheue Zwietracht und Missverständnisse und ich hatte niemals die Absicht, Trudy zu verletzen. Ich reagierte einfach auf Georges Behauptungen und auf seine Angst um sein Leben. Wenn er Recht hatte, dann handelte er richtig, meinen Rat zu befolgen. Aber offensichtlich lief hier ein Spiel und beide Parteien zogen ihre gesamte Umgebung mit hinein.

Ich kam mit Louise und Candy ins Restaurant. Trudy und einige andere Leute (die offenbar auf ‘ihrer Seite’ waren) waren bereits anwesend und saßen an einem großen, runden Tisch. Louise informierte uns, dass sie auch noch eine andere Dame eingeladen hatte, die noch niemand außer Louise kannte, und die den Ruf hatte, ein ausgezeichnetes Medium zu sein. Sie dachte einfach, es wäre “eine gute Gelegenheit” für uns alle, diese Dame kennenzulernen, falls sie käme; und das bezweifelte Louise, da die Dame sehr zurückgezogen lebte. Louise kannte sie aus ihrer Arbeit als Heimhilfe und sie schwärmte von den “seherischen” Fähigkeiten dieser unbekannten Dame.

Trudy saß mit geschlossenen Lippen da und war offenbar nicht glücklich, dort anwesend zu sein. Ich war auch nicht rasend darüber beglückt, eine unschuldige, ehrliche Bemerkung gemacht zu haben, die dann sozusagen in meinem Gesicht explodierte. Aber ich war fest entschlossen, alles zu unternehmen, damit wir in unserer Gruppe wieder zur Normalität zurückkehren konnten und Trudy zu versichern, dass, wenn hier jemand Spielchen spielte, es nicht ich sei. Ich war ziemlich empört darüber, dass Louise und Candy nicht schon vorher mit Trudy geredet hatten und ihr die genauen Umstände meiner Aussage und den Grund für den ganzen Tumult erklärten. Hätten sie das getan, so dachte ich, wäre der ganze Ärger einfach verraucht.

Genau in dem Moment erschien der erwartete/unerwartete Gast: Jeanie (Das ist ihr richtiger Name. Weil sie in der Zwischenzeit verstorben ist, kann ich ihren richtigen Namen verwenden). Sie war wie ein seltener tropischer Vogel, der irgendwie um den Tisch flatterte und sich dann genau neben mich setzte. Aber just als sie sich hinsetzen wollte, schoss plötzlich der Sessel (mit Rollen)hinter ihr durch das Zimmer! Ich musste sie auffangen, sonst wäre sie unsanft auf dem Boden gelandet! Bei älteren und zerbrechlichen Menschen kann so ein Sturz schreckliche Auswirkungen haben. Sie war einen Augenblick erschrocken und verwirrt und Candy sprang auf und holte den Sessel. Schließlich setzte sie sich, von dem Zwischenfall betroffen, und jammerte ein wenig, für alte Menschen typisch, und beklagte sich über den Sessel und so weiter.

Aber Jeanie ließ sich dadurch nicht abhalten! Sie sah mich an und sagte: “Ooooh! Ich sehe alle möglichen guten Geister um dich herum! Du wirst noch große Dinge tun! Ja. Große Dinge! Du meine Güte! Wir müssen reden, wir zwei! Aber später. Lasst uns zuerst bestellen. Ich verhungere!”

Das brachte natürlich eine Veränderung in der Atmosphäre mit sich und lichtete die Angelegenheit ein wenig. Wenn nicht auf der anderen Seite des Tisches Trudy gebrütet hätte, die mich mit ihren Blicken durchbohrte und ab und zu eine Träne wegwischte, hätten wir alle einen schönen Nachmittag verbracht.

Schließlich diskutierten wir unser Thema. Trudy beharrte einfach auf ihrer Meinung, dass ich ein böser Mensch sei. Das war der Grundinhalt. Ich erklärte ihr den gesamten Zwischenfall von Anfang bis zum Ende und sah dabei immer Louise und Candy an, damit sie zumindest die wesentlichen Punkte bestätigen konnten, weil sie ja dabei waren und es bezeugen konnten. Doch alles was sie sagten war “ja, es könnte so gewesen sein”, oder, “ich glaube es war so, aber ich kann mich nicht mehr genau erinnern”. Die ganze Sympathie bekam die arme Trudy! Es war unerträglich! Ich war nie zuvor mit solchen Feiglingen zusammen, die behaupteten, meine Freundinnen zu sein und nicht fähig waren, ihre eigene Meinung zu sagen und zu schildern, was tatsächlich vorgefallen war!

Aber Jeanie neben mir flötete: “Es ist besser du glaubst was dieses Mädchen sagt, denn ich kann das Licht in ihr sehen! Da sind viele gute Geister um sie herum und wenn sie sagt, dass es sich so abgespielt hat, dann hat es sich so abgespielt!” Alle blickten sie an und wurden still. Das war eines der seltsamsten Mittagessen meines Lebens!

Schließlich ließ sich Trudy widerwillig besänftigen und stimmte zu, die Vergangenheit ruhen zu lassen und wir gingen alle zu unseren Wägen, um heimzufahren. Jeanie bat mich um meinen Arm, um sie zu ihrem Auto zu begleiten, und auf dem Weg gab sie mir ihre Telefonnummer, damit ich sie, sobald ich zu Hause sei, anrufen solle.

Das tat ich. Was sie mir dann erzählte, war das Bizarrste was ich bis damals je gehört hatte! Sie sagte: “Hast du gesehen, dass Trudy meinen Sessel durch den Raum schießen ließ? Sie wollte mich nicht dabei haben, das kann ich dir sagen! Sie war wütend, weil ich gekommen bin. Ich wäre auch fast nicht gekommen. Ich konnte bereits ihren Hass spüren, als ich mich angezogen habe. Aber der Geist sagte mir, dass es einen Grund für mein Kommen gab, also musste ich kommen. Der Grund war, dass du einen Verbündeten gebraucht hast. Und sie hasst dich auch! Sie ist mit allen Arten von dunklen Kräften verworren. Diese Gruppe in der Kirche – wenn ich du wäre, würde ich dort nicht mehr hingehen! Diese Reverend Ruth; sie steht im Zentrum von bösen Machenschaften; beachte meine Worte!” Und so weiter. Als ich sie fragte, warum dieses Missverständnis entstanden war, das wir gerade aufgelöst hatten, sagte sie: “Du hast das Licht in dir. Diese Menschen hassen dich dafür. Wenn das Licht mitten in die Dunkelheit kommt, stellt es sie bloß. Sie halten das Licht nicht aus. Sie werden alles tun, um dich von ihnen fern zu halten. Du musst vorsichtig sein. Es gibt da draußen Dinge, die dich verletzen können. Ich weiß es! Sie haben mein Leben lang versucht mich umzubringen. Jetzt versuchen sie dich zu töten! Und nimm dich vor Louise in Acht! Hast du bemerkt, dass sie kein einziges Wort zu deiner Verteidigung gesagt hat? Nun, das ist deshalb, weil sie eine von ihnen ist! Und Candy auch. Du musst wachsam sein.”

Währenddessen war ich mir sicher geworden, dass Jeanie wie “Tante Clara” aus der alten Fernsehserie Verliebt in eine Hexe war. Was sie sagte, machte keinen Sinn. Sie redete wirr. Aber sie war so süß, ehrlich und echt betroffen, dass ich ihr versicherte, die größte Vorsicht walten zu lassen. Ich versprach, mit ihr in Kontakt zu bleiben. Ich erzählte Candy was mir Jeanie gesagt hatte und wir waren uns einig, dass die arme Liebe damals vielleicht ein gutes Medium war (wie uns Louise versicherte), aber offenbar nun nicht mehr ganz bei Sinnen!

In dieser Zeit telefonierten Candy und ich jeden Tag miteinander. Wenn wir nicht telefonierten, kam sie vorbei, ich hörte mit meinen Hausarbeiten auf, und wir setzten uns und quatschten. Ich war wirklich gerne mit ihr zusammen und sie offenbar auch mit mir. Beide hatten wir eine unersättliche Neugier an den Nachforschungen zu den ‘Alien-Entführungen’, und so verbrachten wir viel Zeit um darüber zu sprechen und sie mit den verschiedenen Lehren zu vergleichen, die Reverend Ruth in ihrer Kirche anbot, genauso wie mit allen anderen Quellen, die wir aufspüren konnten. Wenn ich ab und zu aus dem Haus kam, dann besuchten wir esoterische Geschäfte und kauften dann und wann einen Heilstein oder Salbei oder sonst irgendein ‘energieverbesserndes’ Zeug.

Ein paar Wochen gingen so vorbei und wir setzten unsere Reiki-Abende fort. Mein Zustand wurde besser, aber immer noch gab es einen Unterton von Unwohlsein. Ich tat mein Bestes, soviel Liebe und Licht in meine Umwelt zu pumpen wie ich nur konnte, und auch mich selbst in einer ‘Blase’ aus Liebe und Licht zu halten, damit all meine Worte und Handlungen aus einem tiefen Ort der Liebe und des Verständnisses in mein Herz dringen konnten. Ich war schrecklich bedrückt, dass ich Trudy so verletzt hatte und tat alles dazu, unsere Beziehung zu verbessern. Aber sie begann sich irgendwie zu verändern; sogar ihre Erscheinung veränderte sich – sie wurde ‘schwerer’. Zur selben Zeit schien ihr Mann zu Nichts zu verkommen. Er jammerte und beklagte sich und Trudy verdrehte aus Frust ihre Augen.

In der Zwischenzeit kamen Candy und ein paar andere zu unseren experimentellen Channeling-Sitzungen am Samstagabend, und sogar wenn wir nur mit ‘toten Typen’ plauderten, hatten wir eine Menge Spaß. Und alle wollten mit dem Geistbefreiungsprozess experimentieren, also experimentierten wir viel herum und untersuchten alle möglichen Dinge, was weit über unsere Reiki-Gruppe hinausging. Es gibt zwei Ereignisse zur damaligen Zeit, die hier erwähnt werden müssen.

Das erste war ein Telefonanruf, den ich eines Abends von Tim erhielt – dem jungen Burschen, der die lokale Wicca Gruppe besuchte. Er war völlig in Panik. Er hatte eines der ‘Rituale’ ausprobiert, die im Wicca-Hexenzirkel gelehrt wurden. Ich weiß nicht, ob er sich genau an die ihm gegebenen Anleitungen gehalten, oder improvisiert hatte, aber im Wesentlichen ging es darum, dass er in seinem kleinen Badezimmer heißes Wasser in die Badewanne einlaufen ließ, um es wie eine “Sauna” werden zu lassen, und dann verrichtete er eine Art “Aufruf-Ritual”, während er in den Spiegel starrte. Also, das Endergebnis war, dass im Spiegel ein fürchterliches Gesicht erschien, das ihm sagte, dass es nun sein ‘Begleiter’ sei und nun Spaß haben werde, indem es ihn quäle oder sich von ihm ‘ernähre’ oder so ähnlich. Er spürte einen Druck, sein Herz klopfte wie verrückt und er dachte er müsste sterben.

Er rief eigentlich vom Krankenhaus an, wo sie ihm bereits ein paar Beruhigungsmittel gegeben hatten und ihm versicherten, dass im Wesentlichen nichts mit ihm falsch sei außer einer Stressreaktion. Er fürchtete sich, wieder nach Hause zu gehen, weil er wegen dem Dämon zuhause nicht wusste, was er tun sollte.

Ich war ein wenig schockiert, dass so etwas einem Reiki-Initiierten passieren konnte, besonders da er und Candy bereits die Initiationen der zweiten Stufe erhalten hatten. Aber ich beruhigte ihn und versprach, gleich bei ihm vorbeizukommen – ich würde ihn schnell wieder einrenken.

Ich rief Candy an und erklärte ihr die Sachlage. Sie war ziemlich aufgeregt bei dem Gedanken, einen ‘echten’ Exorzismus sehen zu können. Sie kam sofort zu mir.

Wir warteten lange auf Tim und als er schließlich kam, war er in einem schrecklichen Zustand. Er erzählte uns, dass er auf dem Weg nach Hause in einen Unfall verwickelt war – ein Auto hätte seinen Wagen gerammt und ihn zum Schleudern gebracht, woraufhin er dann im Graben landete. Er war sich sicher, dass dies der Dämon verursacht habe, vor dem es kein Versteck gäbe!

Wir legten ihn auf Candys Massagetisch und begannen ihm Reiki zu geben, nur damit er sich erst einmal beruhigte. Dabei gingen alle möglichen seltsamen Dinge mit seinem Körper vor sich. Muskeln hüpften und zuckten auf eine Art, die sicherlich nicht normal war, und Tim meinte, er könne wirklich etwas Glitschiges fühlen, das sich in ihm bewegte.

Nun, das bereitete auch uns eine rechte Angst, aber meine Erfahrung mit ähnlichen Dingen während meiner Hypnosesitzungen hatte mich gelehrt, kühl zu bleiben und die Kontrolle über die Situation zu behalten. Ich bat Tim, mir alles genau zu erzählen, was er getan und gesagt hatte und während er sprach wurde er ruhiger und atmete wieder etwas normaler.

Bald darauf konnte ich ihn in Hypnose versetzen und die Wesenheit direkt ansprechen. Es war eine neue Ebene einer Geistbefreiung – bizarr, gelinde gesagt. Ich fand etwas, das sicher kein ‘toter Typ’ oder ‘Elementargeist’ war. Es war etwas viel Kräftigeres, etwas Verschlagenes und etwas Bösartiges. Der arme Tim schwoll mit den fürchterlichsten vorstellbaren Gasen an, die ihm laufend etwichen. Das war sicher kein Fall bei dem man eine arme, verlorene Seele ‘ins Licht’ begleiten musste, um das Opfer zu befreien. Dieses Untier hatte keine Lust irgendwohin zu gehen! Es war ‘eingeladen’ worden, mochte sein neues ‘Zuhause’ und ließ sich nicht so leicht wieder hinauswerfen!

Nun, ich dachte darüber anders als das Wesen und war gleichermaßen davon überzeugt, dass es sich doch ziemlich flott entfernen solle, also lief diese Geistbefreiung auf die Frage hinaus, wer wohl der Stärkere in diesem Disput war.

Ich führte den üblichen Ruf nach den ‘Führern’ und ‘Lichtarbeitern’ der astralen Ebenen aus, damit sie kämen und bei der Befreiung des Opfers helfen würden, und unternahm weitere Standardprozeduren. Kein Ergebnis. Ich machte die ‘im Namen Jesu Christi’-Routine, die funktionieren kann, abhängig von den religiösen Gepflogenheiten des Opfers. Keine Chance. Das Wesen ließ den armen Tim auf dem Tisch hüpfen und zucken, andauernd mit Gas anschwellen und es wieder ablassen, und das in Mengen, die aus pathologischer Sicht einfach abnormal waren. Als ich Tim anleitete, gemeinsam mit Candy und mir Licht und Hitze zu generieren, um die Entität einzukapseln, begann das Wesen sich zu beschweren, dass es ‘heiß’ werden würde und es ‘verbrennen’ würde und wir sofort aufhören und es in Ruhe lassen sollen. Es begann zu jammern und zu stöhnen, dass wir doch mit ihm Mitleid und Hingabe haben sollten, weil das doch die Philosophie sei, die wir im New Age-Trend von Liebe und Licht vertraten. Es war tatsächlich eine Karikatur der Intrigen von Trudy und George, aber ich ließ mich nicht ein bisschen zum Narren halten.

Schließlich sagte ich dem Wesen einfach, dass ich es nicht in Ruhe lassen würde, ich nicht aufhören würde, es mit Hitze und Licht zu belästigen, und wenn es sein müsse, dann würden wir noch die ganze Nacht durchmachen, und den ganzen nächsten Tag, egal wie viele Tage es dauern würde. Das hatte offenbar eine Wirkung und ich befahl der Wesenheit, sofort und gänzlich aus Tim zu verschwinden. Mit einem letzen Aufblähen von Tims Bauch, gefolgt von einem besonders lauten Austreten des allerschrecklichsten Schwefelgestanks, verließ die Entität den armen Tim, der endlich friedlich da lag.

Ich holte ihn aus der Hypnose zurück und wir besprachen die Angelegenheit. Unter anderem hatte die Wesenheit gesagt, dass es sich anfänglich bei einem der Treffen des Wicca-Hexenzirkels zu Tim hingezogen gefühlt habe, wo üblicherweise eine ganze Reihe solcher Entitäten versammelt seien, ihre Opfer auswählen und dann herumhängen und auf die Gelegenheit warten, sich dauerhafter mit dem Opfer zu ‘verbinden’. Sie würden das Individuum beeinflussen, bestimmte Handlungen zu vollziehen, die ihnen einen Einstieg erleichterten, und obwohl das Individuum denke, dass dies seine eigenen Gedanken und Ideen seien, sei das in Wahrheit nicht so. Offenbar kann genügend ‘Geistkontakt’ hergestellt werden, um Vorhaben und Gedanken einzupflanzen die zu einer stärkeren ‘Besessenheit’ führen.

Tim war nun sicherlich von seinem Interesse an Wicca geheilt. Nach solch einer schrecklichen Erfahrung würde er nicht mehr riskieren, noch einmal bei einem Treffen teilzunehmen und sich einen weiteren ‘Herumhänger’ dieser Art einzufangen!

Wir einigten uns darauf, über diese Angelegenheit Stillschweigen zu bewahren, da es Tim eindeutig peinlich war und auch, weil wir versuchten, Trudy in ihrem ‘wenig entwickelten’ Glauben zu ‘beschützen’. Candy meinte, dass sie die Vorstellung nicht aushalten könne, dass “Liebe und Licht” nicht Alles und nicht das Ende aller Antworten sei.

Und ich war darüber besorgt, dass Reiki nicht so ‘allmächtig’ und beschützend war, wie ich gedacht hatte. Ich fühlte, dass wir das irgendwie den Anderen mitteilen mussten. Candy stimmte dem zu, aber sie wollte es unbedingt selbst den Anderen beibringen, auf ihre Art und in ihrem Tempo. Ich war damit einverstanden.

Das zweite Ereignis von Belang war eine direkte Folge von diesem Zwischenfall mit Tim. Candy wollte, dass ich bei ihr eine Geistbefreiung durchführe, “nur um zu sehen”. Sie hatte sich auf einer hässlichen emotionalen Berg- und Talfahrt befunden und dachte nun, dass viele dieser Probleme ein direktes Resultat von der einen oder anderen Anhaftung gewesen sein könnten. Ich stimmte zu und wir vereinbarten für den nächsten Tag einen Termin.

Aus irgendeinem Grund wollte Candy Louise ‘zur Aktion’ mitbringen. Ich stimmte dem auch zu, aber mit einer gewissen Zurückhaltung. Denn immerhin war Candy das Subjekt, und was immer für sie angenehm erschien, sollte ermöglicht werden. Also wurde Louise informiert und nachdem die auch ihr Interesse an der Teilnahme bekundete, lud sie uns in ihr Haus ein, um dort die Geistbefreiung abzuhalten. Für mich war das in Ordnung.

Während dieser Sitzung identifizierte sich ein anhaftendes Wesen als “Thomas”. Er erzählte uns seine ‘Geschichte’ – dass er ein Voodoo-Meister auf Haiti gewesen und von einem rivalisierenden Voodoo-Arzt im Jahre 1945 ermordet worden sei. Der echte Schocker kam, als er behauptete, dass er von einem “Zauberer angeleitet” oder “angewiesen” worden sei, Candy als einen “Kontrollkanal” zu befallen.

Ein “Zauberer”? Wer, wo, wann? Und überhaupt?

Er rückte nicht mit der Sprache heraus, “wer” es sei und es war klar, dass er sich vor Bestrafung fürchtete, wenn er seinen “Meister” verraten würde, aber er sagte, dass es in den letzten paar Wochen passierte, und dass Candy dieses Individuum kannte.

Es gab eine weitere Entität, die Candy über die ehelichen Beziehungen zu ihrem Mann befallen hatte, aber diese Wesenheit war eher froh, dass sie ‘ins Licht’ begleitet wurde und machte keine Probleme.

Außerdem gab es zwei Selbstmörder, die die erstbeste ‘verfügbare Frequenz’ – d.h. Candy – in ihrer Angst befallen hatten, ein religiöses Tabu verletzt zu haben, da sie Selbstmord begangen hatten. Das ist nicht ungewöhnlich. Einer der Hauptgründe für geistige Anhaftungen ist die Ignoranz des Individuums darüber, was nach dem Tod wirklich geschieht. Ein starker religiöser Glaube kann da genauso schädlich sein, wie der Glaube, dass nach dem Tod alles vorbei ist.

Wir hatten dann noch ein Opfer eines Autounfalls und ein Opfer einer Schießerei. Ich bekam nicht heraus, ob diese letzte Entität in ein Verbrechen involviert war oder ob es ein Unfall war, da er/sie nahezu sofort ‘ins Licht’ ging, nachdem sie bei den vorangegangenen Wesenheiten diesen Prozess offenbar bereits abgeschaut hatte. (Das ist ebenfalls nichts Ungewöhnliches. Wenn es mehrere Anhaftungen gibt, scheinen diese durch die Handlungen der anderen Wesenheiten in ihrem ‘geteilten Gastgeber/Heim’ beeinflusst zu werden.)

Sowohl Candy als auch ich begannen zu glauben, dass hier etwas faul sein musste, und sie war ziemlich bestürzt darüber, dass sie von ‘jemandem’ befallen wurde, der versuchte, sie zu kontrollieren. Sie war zornig und wollte unbedingt herausfinden, wer es war.

Louise hatte wie üblich keine Meinung. Sie sagte immer wieder: “Ist das nicht aufregend!” Immer wieder, mit großen unschuldigen Augen.

Nun, was dann geschah, war von mehreren Wochen grotesker synchroner Ereignisse begleitet, die einfach zu häufig waren, um sie alle aufzuzählen. Es tut mir leid, dass ich damals keine täglichen Aufzeichnungen darüber führte, weil es alles andere als leicht ist, sich daran in der richtigen Reihenfolge zu erinnern.

Ich hatte ziemlich lange – fast genau zwei Jahre lang – versucht, eine zweite Kopie von Velikovskys Buch Welten im Zusammenstoß zu bekommen – ohne Erfolg. Ich war in jedem Buchladen, rief Händler an; ich hatte sogar Kontakt mit dem Verleger, der mir sagte, dass es vergriffen sei und nicht wieder aufgelegt werde. Also durchstöberte ich sämtliche Antiquariate, füllte kleine Kärtchen aus, damit ich, wenn es gefunden würde, angerufen werden konnte.

Eine weitere Angelegenheit, die zu diesem Zeitpunkt in mein Leben einfloss, hing mit einem Mordfall, in den ich 1993 am Rande verwickelt wurde, zusammen. Ich sollte diese Begebenheit so kurz wie möglich schildern, weil die Untersuchungen an diesem besonderen Mordfall eine Art ‘Portal’ zur späteren Erkenntnis des UFO/Alien-Phänomens in meinem Leben waren.

Als unser Experiment in ‘Channeling’ fortschritt, diskutierten wir die vielen Wege, wie eine ‘wahrhaft höhere Quelle’ identifiziert oder validiert werden könne. Frank und ich dachten, dass eine höhere Quelle wegen ihrer größeren und umfassenderen Perspektive fähig sein müsse, absolut erstaunliche ‘Vorhersagen’ machen zu können, die jedes Mal auch ‘ins Schwarze treffen’ würden. Aber wie kann man so eine Hypothese in einer kurzfristigen Rückkoppelungsschleife nachprüfen?

Frank kam auf die Idee, Lotterie zu spielen. Und obwohl wir ein paar Treffer erzielten, traten diese meistens an anderen Tagen auf als vorhergesagt.

Im Januar 1993 starb mein langjähriger Freund Keith.3 Ich war einige Monate zuvor hinaufgefahren, um ihn zu besuchen, und er sah furchtbar aus. Es war fast auf den Tag genau 20 Jahre her seitdem ich in seinem Haus gesessen war und ihm zusah, als er sein Schießeisen putzte, um seiner Existenz ein Ende zu setzen.

Während meines letzten Besuches sah Keith müde und gebrochen aus. Er hatte mir gesagt, dass, wenn er einen Schalter an der Wand hätte, mit dem er das Licht seines Lebens genauso ausknipsen könne wie die Lampe, er sich nicht sicher wäre, ob er die Courage hätte, es zu tun. “Ich verstehe etwas spät, welch ein Feigling ich immer schon gewesen bin”, sagte er. Die Bitterkeit in seiner Stimme richtete mich fast zu Grunde. Ob es nur eine weitere Manipulation war, oder aus einem großen Ringen in seinem Leben stammende traurige Tatsache, werde ich niemals mehr erfahren.

Als seine Sekretärin mich anrief, um mir mitzuteilen, dass er in der Nacht des 23. Januars gestorben war, fühlte ich mich, als ob die Tür zu einem gesamten Kapitel meines Lebens geschlossen worden war. Ihm zu Ehren legte ich ein Tonband mit Puccini auf. Es war nicht einmal so schlimm.

Ein paar Wochen später wurde ein zwölfjähriges Mädchen als vermisst gemeldet. Ich war deswegen erschüttert, weil sie, als ihr Foto im Fernsehen gezeigt wurde, sie so stark meiner zweitjüngsten Tochter ähnlich sah, dass ich fast zu weinen begann! Ich war von meiner emotionalen Reaktion überrascht! Und ich war noch mehr überrascht, dass, als ich den Bericht in den Nachrichten verfolgte, vor meinem geistigen Auge ‘sah’, dass das Mädchen tot war, bei einer Gruppierung von Pinienbäumen liegend, nackt, und in etwas gewickelt, das wie eine Folie aussah. Ich hatte sogar eine ‘Empfindung’ von dem ungefähren Ort.

Die Vision kam über mich, als ob ich mich an eine intensive Erfahrung von meiner eigenen Vergangenheit erinnerte. In meinem Geiste sah ich die Hitze im Schatten der Strandkiefern flimmern. Fleckige Schatten bewegten sich sachte, als der aufkommende Wind durch die Kiefernnadeln strömte. Ich konnte sogar das Pech der Pinien riechen. Der Körper lag fast mit dem Gesicht nach unten, ein Arm unter dem Körper. Fliegen dröhnten krankmachend, als sie das rasch verderbende Fleisch erkundeten. Ich wusste nicht genau, wo dieser Ort war, aber ich wusste, dass ich das vermisste Mädchen sah.

Ich zwang meine normale Aufmerksamkeit wieder an ihren Platz – fast wie wenn man eine Jalousie vor einem Fenster herunterzieht – und hörte mir die weiteren Details des Berichts an. Sie war erst seit dem vorhergegangenen Tag vermisst, und normalerweise wäre unter 24 Stunden überhaupt keine Untersuchung gestartet worden. Aber in diesem Fall stand diese Familie einem hochrangigen Mitglied des Büros des Sheriffs nahe. Aus seinem persönlichen Wissen um die Situation und die involvierten Personen schloss er, dass angenommen werden musste, dass der ganze Fall faul war. Eine volle Untersuchung war innerhalb nur weniger Stunden ihres Ausbleibens eingeleitet worden.

Der Name des “hochrangigen Mitglieds des Büros des Sheriffs” war im Bericht als Henry Smith4angegeben worden. Guter alter Henry; Sohn eines Freundes und ehemaliger Arbeitgeber meiner Mutter; in der High School war er nur zwei Jahre über mir gewesen. Als ich die Nachrichtensendung sah, wollte ich ihnen sagen, dass es keinen Sinn mehr machte, nach einem lebenden Kind Ausschau zu halten. Das Kind sei bereits tot.

Es hatte in meinem Leben ein paar Gelegenheiten gegeben, wo ich Dinge über Verbrechen, von denen ich gehört oder gelesen hatte, einfach ‘wusste’. Es ist immer ein Blitz an Einsicht, der, wenn ich ihn genauer erkunden möchte, verschwindet. Es war für mich fast ein Hobby geworden, ‘Vorhersagen’ über Verbrechen zu machen; einfach nur, um mich zu testen. Zu den Gelegenheiten, wo ich so eine spontane Blitz-Einsicht hatte, lag ich immer richtig. Aber es ergab sich nie, die Informationen jemandem mitzuteilen, der etwas dagegen unternehmen hätte können. Und vielleicht hätte ich es sowieso niemandem mitgeteilt, weil ich keinen Bedarf hatte, als “psychischer Freak” abgestempelt zu werden.

Es geht darum, dass ich mir selbst die Punkte verrechne. Es ist so ähnlich wie ein Spiel, wo ich nur gewinne, wenn ich in jedem Punkt recht habe, und es sichergestellt ist, dass ich durch herkömmliche Methoden nicht wissen konnte, was ich weiß. Wenn ich die Informationen erhalte, ist es gut, aber es gab auch Zeiten, wo ich gar nichts erhielt. Es ist als ob manche Personen oder Situationen einfach auf einem anderen ‘Kanal’ sind.

Aber in diesem Fall konnte ich mich genauer abstimmen als bei anderen. Ich hatte selbst eine zwölf Jahre alte Tochter, die ihr sehr ähnlich sah. Der Nachrichtensprecher beschrieb sie fast wie meine eigene Tochter.

Es scheint, dass das vermisste Mädchen – das perfekte Kind – in den Schulbus eingstiegen und verschwunden war. Es wurden keine Indizien irgendwelcher Art gefunden. Sie war mit Büchern, Tasche und Klarinette verschwunden. Niemand sah irgendetwas Unübliches, außer dass die anderen Kinder im Schulbus einen blauen Truck in der Umgebung gesehen hatten. Die Details über den blauen Truck waren vage und dort schien sonst nichts vorzugehen. Also beobachtete ich den Fall mit Interesse.

Am folgenden Tag rief Marcia Matthews5 an. Marcia war ein lokal ansässiges, selbsternanntes ‘Medium’, Hypnotherapeutin, Western Tänzerin und allgemein weise Frau. Sie verschenkte keine Zeit, um zum Punkt zu kommen.

“Hast du irgendetwas über das vermisste kleine Mädchen gehört?”

Ich bestätigte, dass ich es hatte.

“Nun, ich komme gerade von dort und ich würde gerne deine Reaktion auf ein paar Dinge haben.”

“Was meinst du, dass du ‘gerade von dort’ kommst?”, fragte ich.

“Nun, nicht wirklich ‘dort’. Wir waren am Hafen, weißt du, und es scheint, dass die Eltern des Kindes dort mit irgendeiner Gruppe gearbeitet haben. Die Polizei war überall dort verteilt. Also entschied ich mich, zu sehen, ob ich nicht ein paar Eindrücke bekommen könne … es gibt dort einen Van, den sie überprüfen … und ich sage dir, als ich diesem Van nahe kam, bekam ich eine Gänsehaut! Ich meine, dort gibt es echt grausames Zeug! Und ich weiß einfach, dass sie noch lebt, aber sie hat nicht mehr viel Zeit. Ich muss sie finden! Ihr ist kalt und sie ist an einem dunklen Platz und sie hängt an ihrem Leben … und ich sage dir, wenn diese Bastarde nicht auf mich hören, dann haben sie das Blut dieses Mädchens an ihren Händen.”

“Langsam, Marcia!” Ich wusste, dass Marcia leicht aufgeregt werden konnte. Ich dachte, wenn dieses Gespräch irgendwo hinführen solle, dann müsse ich sie bremsen und es von Beginn an durchgehen.

“Du und Bennie [Marcias Ehemann], ihr wart am Hafen, richtig? Wie seid ihr mit den Cops involviert gewesen? Kamen sie einfach zu euch und fragten, ob ihr etwas wüsstet?”

“Tja, nicht wirklich. Wir sahen die Flugzettel, die sie überall aufhingen – du weißt schon, die Fotos der Kleinen. Und ich fuhr hin und stellte mich vor und bot meine Hilfe an. Ich sagte ihnen, dass ich ein Medium sei, und – siehe da! – sie waren nicht einmal abgeneigt! Sie luden mich sogar ein, um zu sehen, ob ich irgendetwas von einem Van, der dort geparkt war, aufnehmen konnte. Sie dachten, dass einer der Hafen-Angestellten etwas damit zu tun haben könne.

“Warum dachten sie das?”, frage ich geduldig.

“Weil die Eltern des Kindes zu irgendeiner Bürger-Organisation gehören, die irgendetwas hier am Hafen tun, und weil das Kind in den letzten Tagen viel Zeit hier verbracht hat. Die Cops denken, dass einer der Händler herausgefunden hat, wo sie wohnt, und sie entführte.”

“Also erzähl mir was über diesen Van”, verlangte ich.

“Nun, ich wollte, dass DU mir sagst, was du darüber empfängst.”

“Er ist weiß, voller Müll und hat etwas Blaues auf der Motorhaube”, erwiderte ich prompt. “Ich habe keine Ahnung, woher er kam, aber das weiß ich nie.”

“Ja”, drängte sie, “aber was ist das blaue Ding?”

“Ich habe keine Ahnung.” Ich wurde ungeduldig. Ich wusste, dass der Van mit dem vermissten Kind nichts zu tun hatte, und ich konnte schon eine weitere von Marcias wilden Gänsejagden kommen hören.

“Es ist eine Bibel”, sagte sie atemlos. “Eine Bibel! Kannst du dir das vorstellen? Und ich kann das Mädchen schon sehen, wie sie vorne am Boden mit Teppichen über ihr zusammengekauert liegt, während dieser Typ sie die Straße runter führt. Er vergewaltigte sie, Menschenkind, er folterte sie … sie ist am Ende und ich muss sie finden bevor es zu spät ist!” Marcias Räder begannen schon wieder durchzudrehen, also bremste ich sie mit einer Frage.

“Wo, denkst du, ist sie?”

“Ich bin mir nicht sicher, aber ich weiß, dass es in der Nähe ihres Hauses ist. Ich kriege ein schönes Haus herein – etwas, das mit Wasser zu tun hat. Oh Gott, sie hat Schmerzen!” Ich verstand, dass unsere Unterhaltung nirgendwo hinführte, also entschied ich, ihr die Wahrheit zu sagen.

“Sie ist tot, Marcia. Sie ist seit gestern tot.”

“Nein, ist sie nicht. Sie ist da draußen und ruft nach mir. Ich werde nachsehen. Diese Polizistin namens J. D. gab mir ihre Karte und ich werde hinausgehen und nachsehen. Es gibt da eine Straße, die ich bemerkt habe, als wir hierhergekommen sind. Ich hatte ein komisches Gefühl über diese Straße und ich weiß einfach, dass sie dort ist. Wenn ich die Polizei nicht dazu bewegen kann, nachzusehen, dann tu ich es. Ich muss sie finden! Wenn ich den Ort finde, rufe ich diese J. D. an und bringe sie dazu, ein paar Männer hinauszuschicken. Ich muss gehen, wir reden später.”

“Sicher, halt mich auf dem Laufenden.” Ich legte das Telefon auf und fragte mich nur, welches kosmische Drama mit diesem Ereignis gespielt wurde.

Marcia hatte wahrscheinlich jede Hellseherin, die sie kannte, angerufen, hatte die jeweiligen Eindrücke gesammelt und konnte jetzt nicht mehr zwischen wahrer Intuition und all dem ‘Rauschen’, das sie erhielt, entscheiden. Das Problem dabei war, dass die meisten der sogenannten “Hellseher” in unserer Stadt nur ‘kalt’ lesen konnten, mit sehr wenig echter Fähigkeit. Sicher, sie hatten hier und da ein gelegentliches Aufflackern, aber im Allgemeinen scheiterten sie. Wegen all den ‘medial Begabten’ dieser Art mochte ich nicht eine von ihnen sein.

Über die nächsten paar Tage behielt ich meine Meinung für mich. Marcia rief mich häufig an, um mir das Neueste ihrer wilden Gänsejagd mitzuteilen. Sie erzählte mir, dass eine Freundin von uns, Danielle, mit dem Stiefvater des vermissten Mädchens im ansässigen Recyclingwerk arbeite.

Ich rief Danielle an, um weitere Informationen zu erhalten. Alles, was sie mir sagen konnte, war nur eine Wiederholung von Marcias Version, dass das Kind lebe und dass die Familie, so weit sie sehen könne, normal und glücklich sei. Sie hatte also sicher mit Marcia gesprochen.

Ich sagte Danielle, dass ich sicher sei, dass das Kind tot sei. Sie lehnte die Idee total ab. Aber sie sagte auch, dass der Stiefvater des Kindes zum Zeitpunkt des Verschwindens der Kleinen im Recyclingwerk war.

Die Medien rühmten sich aller möglichen Informationen über das vermisste Kind, und unterhielten einen endlosen Strom an Geschichten, wie ‘normal’ und ‘wohlstehend’ die Familie sei. Aus irgendeinem Grund hatte ich keine weiteren Einsichten. Daher beobachtete ich das TV-Interview an dem Abend, wo die Familie vor den Kameras auftrat, um für ihre Tochter zu bitten, in fasziniertem Horror. Ich konnte nicht anders, als mich in ihre Haut zu versetzen. Sie baten jeden Bewohner des Staates, jedes Gebäude, jeden Unterschlupf, jede Hütte, die sie besaßen, zu durchsuchen. Kein Weg sollte unbeschritten und jeder Stein sollte umgedreht werden – und wieder konnte ich Marcias Hand im Spiel sehen.

An diesem Interview war etwas Seltsames, obwohl ich nicht gleich mit dem Finger darauf zeigen konnte. Der Stiefvater übernahm das Reden, während die Mutter schweigend und mit steinernem Gesichtsausdruck danebensaß. Es machte mich stutzig. Aber es ist auch einfach, das zu kritisieren; was ich selbst in so einer Situation getan hätte, weiß ich nicht. Ich konnte mir das einfach nicht vorstellen; es war einfach zu schrecklich.

Ich rief meine Freundin Sandra an, die eine einflussreiche Persönlichkeit im staatlichen Sozialdienst war, wo ich viele Jahre zuvor angestellt war. Sandra war ebenfalls extrem intuitiv. Sie war eigentlich ‘hellsichtiger’ als viele, die ihre ‘Hellsichtigkeit’ heraushängen lassen und sie offiziell praktizieren. Wie ich erwartete, hatte sie bereits ein wenig in den Karteien der Familie herumgestöbert, um zu sehen, ob es irgendwelche Auffälligkeiten gab. Es gab sie.

Man munkelte, dass die Familie mit dem Kind Probleme hatte. Es gab Anzeichen von Rivalität zwischen dem Stiefvater und dem echten Vater. Es gab Gerüchte, dass das Mädchen versucht hatte, wegzulaufen – zu ihrem echten Vater. Sandra wettete darauf, dass der Stiefvater der Übeltäter war. Sie war aufgrund der eingesehen Daten überzeugt, dass sexuelle Misshandlung in diesem Haus ein Thema war, und dass dies der Grund für den Tod des Mädchens war.

Genauso wie ich wusste Sandra, dass das Mädchen tot war. Ich hob hervor, dass der Stiefvater nicht am Verschwinden des Mädchens beteiligt sein konnte, da er, wie Danielle versicherte, mit seinen Kollegen in der Arbeit war. Wir dachten das Ganze im Lichte dieser Information nochmals durch, aber es kam nicht viel dabei heraus. Es war definitiv ein kurioser Fall.

Ich fragte mich, was genau wohl in den Unterlagen des Sozialdienstes stand. Es war wahrscheinlich, dass das Büro des Sheriffs bereits von dem Sachverhalt – dass es in der Familie Probleme gab – wusste. Also warum starteten sie eine voll aufgeblasene Kriminaluntersuchung für etwas, das nach einem einfachen Davonlaufen aussah?

Irgendetwas passte nicht.

In jener Nacht versuchte ich zu meditieren und meinen Geist von allen sich widersprechenden Informationen zu befreien. Ich spürte, wie es für mich wäre, wenn ich nicht wüsste, wo mein Kind ist, und ob es noch lebt oder schon tot ist; und ich war mir sicher, dass ich das Schlimmste annehmen würde, und dass jene Gedanken mich verrückt machen würden. Ich hielt allein den Gedanken daran nicht aus. Ich begann zu weinen. Ich sandte leise einen Ruf an das Universum: “Bring die Kleine nach Hause”! Immer und immer wiederholte ich: “Bring sie einfach nur nach Hause.” Plötzlich spürte ich eine Flut an Frieden in mir, und ich wusste, dass bald Bewegung in die Sache kommen würde.

Am darauffolgenden Tag war ich so angespannt, als ob meine eigene Tochter vermisst werden würde. Es schien, als ob der ganze Staat den Atem anhielt. Das vermisste Kind war nunmehr Kind eines jeden. Ich war immer noch frustriert, weil ich keine weiteren Eindrücke empfangen hatte. Aber ich stellte kontinuierlich “die Frage”. Das einzige, was ich sehen konnte, war eine alte Straße, auf der ich als Teenager gefahren war – eine hügelige und kurvige Straße, neben Feldern mit Heu und Rindern. Ich wusste, dass sie dort irgendwo war, in der Nähe dieser Straße.

Ich holte die Kinder von der Schule ab. Sie waren wegen der Neuigkeiten aufgeregt, dass das Kind gefunden worden war. Ihre Informationsquelle schien ein Lehrer gewesen zu sein, dessen Tochter für eine Zeitung arbeitete. Die Geschichte der Kinder wurde durch eine Nachrichtenschaltung im Fernsehen bestätigt, die lief, sobald wir zuhause ankamen. Ein Körper war in der Nähe der Straße gefunden worden, die ich in meinem Geiste gesehen hatte. Der Körper war noch nicht identifiziert worden, aber jeder wusste, dass sie es war.

Die Abendnachrichten bestätigten die Gerüchte. Das vermisste Kind sei nun identifiziert worden, aber ohne Autopsie würden keine weiteren Details bekanntegegeben werden. Alle atmeten wieder auf, aber wir taten es mit Tränen und Beklommenheit. Offensichtlich war ein Mörder auf freiem Fuß.

Die Bemühungen, den Mörder ausfindig zu machen, intensivierten sich. Jeder hielt nun nach dem blauen Truck Ausschau, den die Schulkinder im Schulbus gesehen hatten. Ich ging gequält im Kreis herum, weil ich verstand, dass ich nur dann die Antwort bekommen würde, wenn jemand, der mit dem Fall etwas zu tun hatte, “mir die Frage stellte”.

Dies war ein weiterer Sachverhalt, den ich über meine ‘Fähigkeiten’ festgestellt hatte. Genauso wie der Prozess des Channelns meines Buches Noah6 als Antwort auf mentale Fragestellungen geschah, habe ich oft keine Einsicht in Dinge, die mich nichts angehen, außer jemand, dem es etwas angeht, befragt mich darüber. Wenn sie das tun, kommt die Antwort einfach durch mich.

Später – immer noch unfähig, die ganze Affäre aus meinem Kopf zu verbannen – setzte ich mich nieder, um einen Brief an Henry Smith zu schreiben, in dem ich ihn bat, das, was ich ihm schrieb, niemandem mitzuteilen. Man kann nie wissen, wer im Büro des Sheriffs arbeitet, und vor allem wollte ich nicht den Ruf eines seltsamen Kauzes bekommen.

Ich schrieb Henry meine bisherigen Visionen, die sich als richtig herausgestellt hatten – und dass ich wahrscheinlich mehr beitragen könne, wenn ich nur gefragt werde. Ich schrieb, dass ich mich über astrologische Diagramme fokussieren und so zumindest ein Täterprofil erstellen könne, und dass dies besser als nichts sei. Jedenfalls bot ich meine Hilfe an.

Ich erwartete mir keine Antwort, außer vielleicht ein höfliches “Danke, aber wir haben bereits alle möglichen Experten darauf angesetzt”. Ich hatte mir schon gar nicht erwartet, dass Henry selbst mich am Tag, nachdem er den Brief erhalten hatte, zurückrufen würde! Das tat er aber. Er sagte mir, dass er die Familie diesbezüglich befragt habe, und dass er mich als ihr Vertreter und als Freund der Familie, und nicht als offizielle Stelle bat, mich mit der Angelegenheit auseinanderzusetzen.

Die Art des Diagramms, das ich zu meiner Fokussierung anlegen wollte, wird “Stundendiagramm” genannt. Die Idee dahinter ist, dass, wenn man eine mentale Frage mit Ernst und Aufrichtigkeit stellt, die Antwort im Zeitpunkt des Fragens inhärent ist. Ich notierte die Zeit der Fragestellung, und auch die Geburtsdaten, die er mir für die astrologischen Diagramme gab.

Während unseres Telefongesprächs bestätigte er auch meine Vision: der Körper war ausgezogen, gereinigt und in Kunststofffolie eingewickelt worden, um alle Spuren zu verwischen. Ich hob hervor, dass es sich daher um jemanden gehandelt haben müsse, der mit den Untersuchungsmethoden vertraut sei, und der definitiv beabsichtigte, alle Fasern und andere mikroskopische Details zu entfernen, die zumindest dazu gedient haben könnten, den Tatort zu finden. Nicht nur waren alle Indizienbeweise sorgfältig entfernt worden, der Körper war auch ein wenig über die Grenzlinie des benachbarten Staates gelegt worden, was sicher den Untersuchungsfortschritt lähmte. Henry stimmte meiner Beurteilung zu.

“Würdest du noch zum Tatort mitkommen, damit wir sehen können, ob du dort noch etwas anderes spüren kannst?”, fragte er mich.

“Henry, das ist nicht wirklich meine Stärke!”

“Aber wir brauchen deine Hilfe, Laura. Ist das nicht die normale Vorgangsweise für medial Begabte, zum Schauplatz zu gehen, und …”

“Aber ich hatte wahrscheinlich die ursprüngliche Einsicht wegen meiner emotionellen Reaktion auf ihr Gesicht”, sagte ich ihm. “Sie sah meiner eigenen Tochter so ähnlich. Ich bin mir sicher, dass ich bessere Resultate bekomme, wenn ich mit den Astrologie-Diagrammen arbeite.”

“Ich verstehe. Aber der Familie wegen; würdest du es probieren?”

Ich wohnte etwa 30 km von dem Ort entfernt, wo der Körper gefunden worden war. Das ist nicht weit weg, aber der Weg führte durch die Gegend, wo das Mädchen lebte. Ich weiß nicht, was mich dazu bewegte, es so zu tun, wie ich es tat, aber ich tat es: mein Ziel war es, alles durch den Geist des Mörders zu sehen, und ‘in’ seinen Gedankenprozess einzusteigen. Nun, das war ein großer Fehler. Ja, ich hatte Eindrücke. Ja, ich erstellte später alle Diagramme. Ja, ich glaube, dass ich das Rätsel gelöst habe, und ‘Insider’ in diesem Fachgebiet sind auch davon überzeugt, dass meine Lösung die richtige ist. Aber es gab keine Indizien, mit denen man eine Anschuldigung rechtfertigen hätte können. Es ist auch recht unwahrscheinlich, dass der Mörder jemals wieder töten wird.

Denn wenn er es tut, dann sieht jemand zu.

Als Resultat all dieses Herumschnüffelns und des Überstülpens dieses “Geistes des Mörders” brachte mich der Stress fast um. Mein ganzer Körper schwoll wegen etwas an, das mein Arzt “Aszites” nannte; er spekulierte, dass ich meine Leber beschädigt habe, weil ich neun Einheiten Tylenol pro Tag die letzten 7 Jahre oder so genommen hatte. Mein Herzrhythmus war unregelmäßig und meine Nieren funktionierten nicht mehr – ich war dem Tod näher als je zuvor.

Mein Arzt wollte mich ins Krankenhaus einweisen, aber ich lehnte ab. Ich erinnerte mich an den Tod meiner Großmutter, der friedvoll hätte sein können, wenn ich an ihrer Seite gewesen wäre. Ich erinnerte mich daran, wie das Krankenhauspersonal mich mit ihren absurden Wiederbelebungs-Anstrengungen dieser letzten Momente beraubt hatte. Wenn ich schon sterben müsse, dann zuhause.

Mein Arzt schüttelte wegen meiner Sturköpfigkeit seinen Kopf, verordnete mir völlige Bettruhe für zwei Wochen, und verschrieb mir Medikamente. Er war sich sicher, dass ich nachgeben, und spätestens am nächsten Tag im Krankenhaus sein würde. Ich war genau so sicher, dass wir uns nicht sehen würden. Mein Ex brachte mich heim und ins Bett, da ich kaum noch gehen konnte.

Nach ein paar Tagen am Rande des Todes, wo ich alle Medikamente ablehnte und nur destilliertes Wasser trank, begann ich mich ein wenig besser zu fühlen. Meine Gedankenprozesse waren aufgrund der Gifte in meinem Körper fast völlig zum Stillstand gekommen, aber ich begann schon bald den Drang nach neuen Aktivitäten zu spüren. An diesem Moment brachte mir Frank den Stapel an UFO-Büchern, wie es im Kapitel “Autobiographischer Hintergrund” von Die Welle reitenbeschrieben ist.

Ich hatte mehrere Monate nichts von dem Mordfall gehört, und so war ich überrascht, als am Tag nach Candys Geistbefreiung ein Privatdetektiv – ein Freund von mir – anrief, der als Verbindung zwischen mir und gewissen Vollzugsorganen des Gesetzes fungierte. Er hatte eigentlich eine nicht mit dem Thema zusammenhängende Frage, doch dann wollte er etwas über ein Gespräch zwischen mir und einem in dem Mordfall ermittelnden Beamten der lokalen Behörde wissen.

Nun, dieses Gespräch hatte nie stattgefunden, also fragte ich ihn, worüber er redete. Er sagte: “Ich habe dich im Oktober angerufen, als ich mit ihm in seinem Büro war, aber eines deiner Kinder sagte mir, dass du im Krankenhaus seist, also hinterlegte ich seine Telefonnummer mit der Mitteilung, dass du ihn anrufen sollst. Ich dachte, du hättest das schon getan.”

Ich hatte diese Mitteilung nie erhalten. Die Kinder mussten es vergessen haben. Also schrieb ich die Telefonnummer und den Namen noch einmal auf, rief dort an, und hinterließ eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter des Ermittlers. Ich war neugierig, worüber er mit mir sprechen wollte. Sein Name war “Marion THOMAS”.7 Ich wusste, dass Marion in der Vergangenheit oft als Männername verwendet wurde, aber der Name kam nicht mehr so oft vor, also war das merkwürdig. Und mein Bruder hieß ebenfalls Thomas, und er hatte als Kind einen besten Freund, der Thomas MARION8 hieß. All diese kleinen Gedanken liefen in diesem Augenblick durch meinen Kopf.

Am selben Tag – ich machte mich gerade fertig, um meine Mutter heimzubringen, die den ganzen Vormittag bei mir gewesen war – gingen wir aus der Tür, und bevor wir draußen waren, läutete das Telefon wieder. Ich hob den Hörer ab und … es war Marion THOMPSON, die Besitzerin eines örtlichen Antiquitäten-Ladens, die mir mitteilte, dass sie das Velikovsys Buch Welten im Zusammenstoß besorgt habe und dass ich es für sieben Dollar haben könne. Ich war so aufgeregt, dass ich ihr sagte, sie möge einen Aufkleber mit “verkauft” draufkleben, ich wäre gleich da und würde es holen. Schon bevor ich auflegte, dachte ich mir: “Marion Thompson? Marion Thomas? Wasist hier nur los?!”

Aber ich verdrängte es, während ich in Richtung Tür lief. Mutter wartete draußen.

Dann läutete nochmals das Telefon. Ich hätte fast nicht mehr abgehoben, tat es aber schließlich doch. Mein Cousin war dran – der Cousin, den ich zum ersten Mal bei meinem ersten MUFON-Treffen getroffen hatte, nach meiner UFO-Sichtung beim Swimming Pool. Er rief an, weil er ebenfalls gerade in seiner Garage eine Ausgabe von Velikovskys Buch Welten im Zusammenstoßgefunden hatte. Er wusste, dass ich es suchte, und wenn ich es wollte, wäre es schon meines!

Nun, das war einfach zu viel! Zwei Marions, zwei Bücher, zwei Jahre Suche nach dem Buch ging zu Ende, und das alles innerhalb von 30 Minuten! Ich meine, wie wahrscheinlich sind allein Anrufe von zwei Marions innerhalb von ein paar Minuten, um Gottes Willen? Und war es nicht merkwürdig, dass ebenfalls innerhalb weniger Minuten plötzlich zwei Bücher da waren, nach einer zweijährigen erfolglosen Suche? Dann gab es noch die Thomas/Thompson Verbindung, die als Dreieck auftrat. Aber damals war ich an solche Sachen gewöhnt. Es bedeutete einfach, dass die Dinge wirklichverrückt werden würden. Ich wusste nur noch nicht, wie verrückt es werden würde!

Es war wieder Mittwoch – Reiki-Abend.

Als ich ankam, bemerkte ich, dass mehrere Leute draußen auf der Terrasse saßen. Im Näherkommen sah ich Reverend Ruth; das war überraschend. Bei ihr war eine große, rothaarige Frau und ein völlig in weiß gekleideter Mann – weiße Hosen, weißes Hemd, weiße Socken und sogar weiße Schuhe – und eine schwere Goldkette baumelte von seinem Hals in sein aufgeknöpftes Hemd. Um seine Handgelenke trug er ebenso schwere Armbänder aus Gold. Ich begrüßte sie freundlich als ich ins Haus ging, aber ihre Reaktionen waren sichtlich nicht so herzlich. Aber ich sandte ihnen geistig meine Liebe und schloss die Tür hinter mir.

Die Frau, die auf dem Massagetisch lag, als ich hereinkam, war eine Krankenschwester aus einem Hospiz, die unter einer Vielzahl von physischen Problemen litt, die wahrscheinlich mit ihrem stressigen Beruf zusammenhingen. Ich stand bei ihrem Kopf und als ich ihr meine Hände auflegte, war es, wie wenn sich zwei kräftige Magnete plötzlich verbinden – ZACK! – auf eine Art und mit einer Stärke, wie ich es noch nie vorher erlebt hatte. Und die Energie begann zu fließen.

Die einzige Art, meine Empfindungen beim Channeln der Reiki-Energie zu beschreiben, ist, dass es sich wirklich anfühlt, wie wenn man ein Baby stillt. Sobald der Kontakt hergestellt ist, fühlt es sich an, als ob die ‘Milch’ fließt, nur in den Armen und nicht in der Brust. Das ist ein ausgeprägtes Gefühl. Ich kann den Fluss andauernd fühlen, genau wie ich den Fluss der Milch fühlen konnte, als ich meine fünf Kinder stillte.

Diese Frau, die Hospiz-Krankenschwester, zog so stark Energie, dass es bereits schmerzte! Meine Handgelenke begannen, weh zu tun. Sie schmerzten wie ein Abszess, das aufgestochen werden muss. Ich dachte mir, dass dies wahrscheinlich mit meiner Handgelenksoperation zusammenhing, und dass da offenbar auch ein paar ‘Kurzschlüsse’ oder so ähnlich vorhanden sein mussten, doch bislang war ich mit solchen Unannehmlichkeiten fertig geworden. Aber hier konnte ich die Schmerzen kaum aushalten. Ich löste mich für ein paar Minuten, schüttelte meine Hände, rastete ein wenig und legte sie dann wieder auf. Keine Änderung. Diese arme Frau war bis aufs letzte erschöpft und ich war froh, ihr auf diese Art helfen zu können, auch wenn es ziemlich ungemütlich war. Doch bald begann sich der Fluss zu verlangsamen, der Schmerz verzog sich und das ‘magnetische’ Gefühl löste sich. Sie war mit ihrer Behandlung fertig.

Ich wollte eine Pause machen, mir etwas zu trinken holen, und jemand anderen meine Position einnehmen lassen, doch genau in dem Moment kam der weiße Mann von draußen herein und sagte: “Geh noch nicht!” Louise stellte ihn als einen “Freund von Reverend Ruth” vor, der gerne Reiki ausprobieren wolle, da er eine Venenentzündung habe. Er sprang mit einer solchen Leichtigkeit auf den Behandlungstisch, dass ich kaum glauben konnte, dass er überhaupt irgendwelche Probleme hatte. Wie gebeten stellte ich mich wieder an meine Position am Kopf.

Der Mann hatte keinen ungewöhnlichen Energieverbrauch. Eigentlich schien er gar keine Energie zu ziehen. Ich roch jedoch Whisky in seinem Atem und hatte bereits die Erfahrung gemacht, dass Alkohol und Reiki sich nicht vertragen. Ich kannte Menschen, die wirklich krank wurden, wenn sie zu früh nach einer Reiki-Behandlung Alkohol tranken. Ich wollte ihm das nach der Behandlung mitteilen, doch dazu sollte es nicht kommen.

Sobald wir unsere Hände von ihm weggenommen hatten (wir waren fünf Personen am Tisch), setzte er sich auf, sprang auf seine Beine und drehte noch in derselben Bewegung sein Gesicht zu mir. “Das ist für dich”, sagte er und streckte seine Hand nach mir aus und zeichnete mit seinem Finger eine Figur auf meine Stirn.

Das tat er – in wenigen Worten beschrieben –, aber wie er es tat war sehr eigenartig. Es war als ob alle im Zimmer für einen kurzen, fast unmerkbaren Augenblick, erstarrten. Und alle blieben erstarrt bis er aus der Tür gegangen war. Wir kamen erst wieder zu erschrockenem Bewusstsein, als wir Autotüren zuschlagen, einen Motor starten und ein Auto wegfahren hörten. Alle sahen mich an und dann begannen alle auf einmal zu sprechen. “Was war das?” oder “Was hat er gemacht?” oder “Wer war das?” oder “Wie kann er sich trauen, dich ohne deine Erlaubnis zu berühren?”

Die letzte Meldung traf die ganze Sache. Es wurde in den Reiki-Kursen gelehrt, dass niemand ohne seine Erlaubnis berührt werden darf. Das wurde uns immer wieder gesagt und wir nahmen es sehr ernst.

Ich fragte Louise, wer der Mann sei, und sie behauptete nicht mehr über ihn zu wissen, als dass er ein Freund von Reverend Ruth und ihrer rothaarigen Freundin sei. Candy und die anderen schrieen vor Empörung auf und versuchten die Stelle auf meiner Stirn zu untersuchen, um festzustellen, was denn da gezeichnet worden war. Niemand kannte den Mann. Niemand kannte die Bedeutung dieser Aktion. Niemand wusste warum Reverend Ruth mit ihren Freunden einen Besuch abgestattet hatte. Darin waren sich alle einig.

Nachdem der ganze Tumult abgeklungen war, gingen wir wieder an unsere Positionen zurück und ich umgab mich mit Liebe und Licht. Ich war mir sicher, dass – wer immer dieser Mann war und was immer er mit diesem seltsamen Verhalten bezwecken wollte – dies nicht meinen Schutzschild durchbrechen konnte.

In der darauffolgenden Nacht wachte ich um Mitternacht mit solchen Schmerzen auf, dass ichwusste, dass ich einen Herzinfarkt hatte. Nicht nur, dass ein Elefant auf meinem Brustkorb saß, es war auch wie wenn ein Zaunpfahl durch mein Brustbein gerammt worden wäre. Ich war wie in einer eisernen Jungfrau, die langsam den Atem aus mir herausdrückte. Ich weckte meinen (Ex)-Mann und er brachte mich in die Notfallambulanz.

Sobald wir dort ankamen, begannen der Druck und die Schmerzen nachzulassen, aber mit den Symptomen, die ich beschrieben hatte, nahmen sie mich sofort stationär auf. Da ich mich scheinbar wieder stabilisierte, gab es keine große Aufregung um mich (ihr kennt das, die kleinen elektrischen Knubbel und die ‘Wiederbelebungsmaschine’), aber trotzdem arbeiteten die Ärzte rasch und bereiteten mich für die Untersuchungen vor. Der Arzt sagte, dass ich einige Untersuchungen über mich ergehen lassen und für einige Tage zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben müsse. Das war mir recht. Ich war durch diesen Zwischenfall doch sehr entsetzt, weil ich dachte, dass dieses Leiden schon vor langer Zeit geheilt worden war. Doch als die Krankenschwester den Infusionswagen hereinschob und das Setzen der Infusionsnadel vorbereitete, sagte eine Stimme in meinem Kopf – die so klar und kraftvoll war, wie ich es noch nie zuvor vernommen hatte –, dass, wenn ich zulassen würde, dass die Nadel in meinen Arm gestochen würde, mich diese Prozeduren töten würden.

Mein rationaler, bewusster Geist entgegnete sofort: “Das ist doch völliger Blödsinn! Du bist paranoid! Du hast zuviel und zu lange verrücktes Zeug gelesen und das hat deine Urteilskraft beeinträchtigt.”

Dann überkamen mich ein Hitzeschauer und das ‘Wissen’, dass ich, wenn ich im Krankenhaus bliebe, sterben würde; dies unterwanderte wiederum mein bewusstes Argument. Ich fühlte mich einen Augenblick schizoid. Und nicht nur das, ich hatte auch das Problem, aus dieser Situationheraus zu kommen, in der ich war. Ich meine, wie kann man schon sagen: “Danke, dass ihr mir das Leben gerettet habt, aber nein danke!” Ich war in einer Zwickmühle, und es schien keinen Weg heraus zu geben.

Ich versuchte die Krankenschwester davon zu überzeugen, dass eine Infusion nicht nötig sei. Sie meinte daraufhin, dass das immer so gemacht werde und deshalb so sein muss. Keine Chance.

Dann sagte ich ihr klar und deutlich: “Nein, ich will keine Infusion.” Sie ignorierte mich weiter.

Ich rechnete in meinem Geist schnell alle Möglichkeiten aus. Klar konnte es ein Herzinfarkt gewesen sein; es konnte auch ein Vorbote eines wirklich tödlichen Infarktes gewesen sein. Aber andererseits konnte es auch mit dem Mann beim Reiki-Treffen zusammenhängen. Mir wurden plötzlich die Informationen aus Tims und Candys Geistbefreiungen bewusst. Aber wie verlässlich waren diese? Es war eine Sache, damit ohne reale Handlungen bei anderen Menschen zu arbeiten; aber es war eine andere Sache, diese Informationen als real zu betrachten und eine kritische Entscheidung auf Basis eines solchen Wissens zu treffen; wenn dies Wissen war, und nicht einfach nur eine weitere Schicht der ‘Zwiebel’. Was, wenn dies echte Informationen waren – wie die Dinge in den ‘psychischen’ oder ‘unsichtbaren’ Ebenen funktionieren? Dann ist vielleicht diese ganze Sache deshalb geschehen, um mich ins Krankenhaus zu bringen. Und vielleicht sollte es so eingerichtet werden, dass jemand im Spital daraufhin aktiviert werden würde, der dann ‘zufällig’ einen Fehler begehen sollte, der dann zu meinem Tod führen würde.

Während ich all dies bedachte, erinnerte ich mich an Franks Aufzählung der Ereignisse in meinem Leben und seine Beobachtung, dass einiges davon doch ziemlich ungewöhnlich war; und ich erinnerte mich an seine Theorie über den Grund dafür. Wenn das stimmte (und es gab keinen Beweis dafür außer dass ich, sobald ich um Hilfe für meine Gesundheit bat, zu Reiki geführt wurde), dann könnte das auch der Grund sein, warum manche Menschen bzw. Gruppen mich aus dem Bild haben wollen.

Aber nichtsdestoweniger musste ich eine Entscheidung ohne sichtbaren Beweis treffen! Entweder stimmte ich der ‘Oberfläche’ zu, der ‘üblichen’ Interpretationen des Geschehens – was bedeuten würde, im Krankenhaus zu bleiben, da ich vielleicht einen Herzinfark hatte, was ein Risiko eines natürlichen oder unnatürlichen Todes barg; oder aber auch zu meiner ‘Rettung’ durch die Kunst der Ärzte führen könnte.

Oder ich stimmte der subtilen, spirituellen Interpretation zu – was bedeuten würde, die Verantwortung für mein Leben in meine eigenen Hände zu nehmen und eine wesentliche Entscheidung auf Basis eines Wissens ohne Beweis zu treffen. Wenn ich Recht hätte, würde ich nicht sterben. Und wenn das die richtige Entscheidung wäre, würde ich sicher sterben, wenn ich im Krankenhaus bliebe.

Was für ein Dilemma! Jeder einzelne Gedanke meiner kulturellen und sozialen Programmierung tendierte zur ‘normalen’ Interpretation – ich hatte ein Gesundheitsproblem und musste im Krankenhaus bleiben, um ‘gerettet’ werden zu können.

Alles was ich gelernt hatte – meine Experimente, mein sich erweiterndes Bewusstsein –, hätte als ‘subjektiv’ oder sogar ‘verrückt’ bezeichnet und unter den Teppich gekehrt werden können. Ich dachte sogar in diesem Moment, verrückt geworden zu sein! Was dachte ich da bloß?!

Doch irgendwie kam eine Art verrückten ‘Mutes’ über mich. Richtig oder Falsch, ein einziges Mal in meinem Leben musste ich auf meine innere Stimme hören. Wenn ich mich irrte, würde ich sterben, so sei es. Zumindest hätte ich dann Mut gehabt!

Ich entschied.

Eine große Ruhe stieg in mir auf und ich teilte der Krankenschwester bestimmt mit, dass sie die Infusion wieder wegräumen könne, weil ich sicherlich keine akzeptieren würde. Zuerst glaubte sie mir nicht, aber als ich aufstand und begann mich anzuziehen, sagte sie: “Ich werde den Doktor holen.”

Der Arzt kam und hielt die “Sie machen einen Riesenfehler”-Rede vor mir ab, und dass ich einen Revers unterzeichnen müsse und so weiter. “Ich unterschreibe”, sagte ich. “Ich habe nichts gegen das Krankenhaus oder gegen Sie oder gegen irgendwen, aber ich werde nicht hier bleiben und werde mir keine Nadeln setzen und Medikamente in mein System pumpen lassen.” Und damit er das auch richtig einschätzen konnte, setzte ich noch drauf: “Es ist gegen meine Religion.”

Nun, das dürften sie verstanden haben, denn sie hatten die Formulare schon bereit, als ich zur Rezeption kam. Ich unterzeichnete, ging aus dem Warteraum und sagte meinem (Ex)-Mann, dass wir heimfahren konnten.

Er dachte, ich hätte völlig meinen Verstand verloren! Und ich dachte das auch! Aber ich konnte einfach nicht gegen die Kraft ankommen, die mich veranlasste, das Krankenhaus zu verlassen.

Zu Hause angekommen ging ich ins Bett und begann wegen der Implikationen meiner Entscheidung wie Espenlaub zu zittern. Ich hatte alle normalen Konventionen verneint und missachtet. Ich hatte allen Programmierungen meines Lebens – unter der einen oder anderen Form von Kontrolle zu stehen –, ein “braves Mädchen” zu sein und “den Doktor” oder sonst wen über mich entscheiden zu lassen, entgegengewirkt. Danach wurde ich von so vielen Zweifeln gequält, dass es ein Wunder ist, dass ich nicht doch an Ort und Stelle den ‘tödlichen’ Herzinfarkt bekam!

Am nächten Morgen fühlte ich mich sehr schlecht. Ich war schwach und fühlte mich ‘am Rande’ von etwas Tiefem und Dunklen. Der ‘Zaunpfahl’-Effekt war mild aber beständig; auch der Druck war noch da, jedoch weniger ausgeprägt; und der Elefant auf meiner Brust hatte an Gewicht verloren. Als ich in die Küche ging, um Wasser zu trinken, sah ich aus dem Fenster: der Pool war grün. Über Nacht wurde er zu ‘Erbsensuppe’.

Das machte mich noch mehr fertig. Ich bat meinen Mann, das Wasser zu testen und den Schaden zu beheben. Das tat er. Ungefähr einhundert Dollar und viel Arbeit später war es immer noch Erbsensuppe.

Irgendwie wusste ich, dass der Zustand des Wassers im Pool meine Umgebung und mich selbst repräsentierte. Ich war einer ‘Invasion’ von psychischem ‘Schleim’ ausgesetzt. Und da das eindeutig nicht durch eine gewöhnliche Behandlung zu entfernen war, musste ich doch einiges an zusätzlicher Arbeit tun, um damit umgehen zu können.

Candy rief an und ich erzählte ihr kurz, was geschehen war. Sie schien darüber bekümmert und mitleidig zu sein und meinte, dass sie versuchen werde, etwas über den Mann vom Reiki-Treffen herauszufinden. Sie würde mich später wieder anrufen und mir berichten.

In der Zwischenzeit rief auch Tim an und wollte mit mir über den Zwischenfall mit dem Mann sprechen. Er war genauso besorgt wie ich.

Nichtsdestotrotz hatte Tim viele Empfehlungen, wie meine geistige Umgebung zu ‘reinigen’ sei, und er bot mir an, vorbeizukommen und dies zu tun. Er wollte sich auch den Pool ansehen. Ich konnte ein wenig Hilfe gut gebrauchen und meinte “sicher, komm her”. Tim kam, betrachtete den Pool und führte einige ritualartige Handlungen durch, die die Dinge ‘reinigen’ sollten.

Nichts passierte. Ich hatte weiterhin das Gefühl, von einer eisernen Jungfrau zusammengequetscht zu werden. Es fühlte sich an wie in einer Druckkammer.

Candy rief wieder an. Sie sagte, sie wäre sehr geschickt gewesen, die Informationen aus Ruths Assistentin herauszubekommen, und es schien, dass unser Herr von dem Reiki-Open House als ein Eingeweihter von ritueller Magie galt, und angeblich der ‘Obermacker’ des metaphysischen Hokuspokus im ganzen Staat war.

Toll. Jetzt fühlte ich mich auch nicht besser. In Wahrheit war ich ausgesprochen deprimiert, wenn ich mich mit Menschen auseinandersetzen musste, die mir solch bösartige und schmerzhafte Dinge antaten, ohne dass ich ihnen irgendetwas getan hatte. Was genau hatte ich ihnen denn getan, dass sie mich so sehr hassten? Und darüber hinaus war ich sehr verwirrt, wie so etwas passieren konnte, wo ich mich doch ‘mit Liebe und Licht’ umgeben hatte und immer nur liebevolle Gedanken hatte, Liebe sendete, und so weiter.

Candy meinte, dass sie die perfekten Lösungen habe, um alles zu “reinigen”, und bot mir an, vorbeizukommen, um “ihre Dinge zu verrichten”. Wieder war jede Hilfe, die funktionieren könnte, willkommen, also stimmte ich zu.

Sie kam mit Salbei, Kerzen, Salz, Kristallen und einem ganzen Sortiment an esoterischen Ausstaffierungen bewaffnet an.9 Genauso wie Tim begann sie zu werken. Sie ‘reinigte’ einen Platz im Arbeitszimmer und richtete einen ‘Altar’ mit Kerzen, Kräuterschalen, ‘aufgeladenen’ Steinen und ähnlichen Dingen ein. Sie räucherte mit Salbei um das Haus herum, öffnete alle Fenster und Türen, um den Ort ‘auszulüften’, und so fort. Sie hieß mich in einem weiten Nachthemd aufstellen und räucherte mich von oben bis unten aus, und schwenkte dann überall mit dem rauchenden Salbei herum. (Wirkung beim Entfernen aller negativen Energien garantiert, oder Geld zurück!) Und … nichts geschah. Keine Wirkung. Genauso wie ich an die Wirkung dieser ‘Rituale’ glaubte, ‘Feuer mit Feuer’ zu bekämpfen, genauso fühlte ich immer noch den Elefanten auf meiner Brust sitzen und hatte immer noch das Gefühl von Depression und stetigem Druck.

Am nächsten Tag war der Pool immer noch Erbsensuppe. Ich schickte meinen (Ex)-Mann, um noch mehr Chemikalien zu kaufen. Wir befüllten unseren vier Kubikmeter-Pool mit einer Menge Chlor und Algenkiller, mit der wir ein olympisches Schwimmbecken hätten säubern können. Die Pumpe lief pausenlos, wir reinigten dauernd den Filter, ließen die Pumpe wieder laufen, reinigten den Filter, ließen die Pumpe laufen, usw. – weitere 24 Stunden lang.

Erbsensuppe. Der Arbeiter von der Schwimmbadfirma meinte, wir müssten das Wasser auslassen und alles neu befüllen.

Jeden Tag kämpfte ich – trotz der fürchterlichen Beengung in meinem Geist – zu funktionieren. Es war, wie wenn ich verwundet war und ein Wolfsrudel näher kam, um mich herum strich und schnupperte und auf die Schwäche wartete, die meinen Widerstand aufhob, um mich dann anzufallen und zu zerstören.

Tag für Tag war Erbsensuppe im Schwimmbad; und Chemikalien; und Rituale, Gebete und ‘Reinigungen’ im und ums Haus. Täglich. Stunden wurden mit dem Errichten von ‘geistigen’ Barrieren aus Liebe und Licht um mich und um das Haus verbracht. Wir versuchten geistige Spiegel. Das Trennen von geistigen ‘Bändern’. Alles. Wir versuchten alles. Nichts half.

Wir diskutierten die Sache rauf und runter. Ich hatte ein paar Hinweise aus der Arbeit mit den Geistbefreiungen, dass das Problem ein ‘ätherisches Band’ sein könnte, das durch eine Verbindung mit gewissen Leuten aufrecht erhalten wird. Ich wusste aus Konversationen mit verschiedenen Wesenheiten, wo und wie sie ihr Opfer befielen, und dass dies sehr oft einfach durch das Zusammensein mit bestimmten Personen zustande kommt, und dass diese Menschen normalerweise nicht realisieren, dass sie die ‘Träger’ oder ‘Instrumente’ der Verbindung sind. Fast wie wenn man sich vorstellt, geistig angesteckt zu werden. Also entschied ich, dass das der Grund sein könnte, und da ich nicht sehen konnte, wer der ‘Überträger’ war, musste ich meinen Kontakt mit der gesamten Reiki-Gruppe abbrechen, solange bis ich stark genug war, selbst damit zu experimentieren, um herauszufinden, wer der Kanal für den Angriff war.

Das war eine schwere Entscheidung, weil ich diese Leute wirklich sehr mochte und wir eine schöne Zeit miteinander verbracht hatten. Natürlich dachte ich nach dem Zwischenfall mit Trudy, dass sie diejenige sein kann, die das Band für den Angriff herstellt, doch das bedeutete, dass jeder, der mit ihr und daraufhin mit mir zusammen war, die ‘Infektion’ durch Nähe ‘übertragen’ konnte.

Candy und Tim stimmten mir bei dieser Einschätzung zu und wir entschieden alle drei, den Kontakt mit der Gruppe solange auszusetzen, bis wir einige ‘Tests’ durchführen konnten. Wir hatten alle drei das eine oder andere Problem erfahren, weil wir mit Leuten Umgang hatten, die ‘nicht so waren, wie sie sich zeigten’. Ich konnte immer noch nicht klar sagen, ob das nun absichtlich geschah, oder nicht. Offenbar – wie sich ja zeigte – muss es einem nicht einmal bewusst sein!

Das war eine weitere Entscheidung, die gegen die “Licht und Liebe”-Philosophie der Akzeptanz und “bedingungsloser Liebe” ging. Sie ging auch gegen alle sozialen und kulturellen Normen, die von “Kompromiss” und “dem daran arbeiten, miteinander auszukommen” lehrten. Aber ich musste etwas unternehmen, um die Zeit zu bekommen, die Dinge auszusortieren und wieder auf die Reihe zu kriegen, und das schien mir damals der sicherste Weg dahin zu sein. Also fällte ich eine erneute Entscheidung. Ich schloss geistig mit all diesen Leuten ab und beschloss, solange nicht einmal mit ihnen zu sprechen, bis ich herausgefunden hatte, was vor sich ging.

In jener Nacht hatte ich einen Traum.

Im Traum war der Pool. Jemand hatte ein Auto in den Pool gelenkt und ich versuchte verzweifelt herauszufinden, wie ich das Auto wieder aus dem Pool bekommen könnte. Eine Frau kam, die eine Verwandte zu sein schien, doch mein genaues Verhältnis zu ihr war nicht klar. Sie rief einen Abschleppdienst, der den Wagen herausschleppte, und dann half sie mir den Pool auszulassen, den Dreck, das Öl und das Benzin wegzuschrubben und danach kam eine Welle aus dem nahen Meer und füllte den Pool wieder mit frischem, sprudelndem Wasser.

Als ich aufwachte, fragte ich mich, was der Traum bedeutet habe. Er gab mir ein positives Gefühl und ich stand auf und fühlte mich viel besser. Der Druck war verschwunden und ich atmete viel leichter. Ich ging in die Küche, sah aus dem Fenster und – der Pool war sauber. Ich stand da, starrte hinaus und konnte es nicht glauben. Wir hatten ein Vermögen in Chemikalien investiert und in den letzten Tagen hatte ich schon alles aufgegeben – und jetzt war er da, genauso frisch und klar wie der Pool in meinem Traum.

In diesem Augenblick klopfte Tim an der Tür, ich öffnete ihm und erzählte, dass der Pool nun sauber sei. Er wurde ganz aufgeregt und ging hin, um nachzusehen. Er stand da, starrte auf den Pool und schüttelte immer wieder seinen Kopf. “Ich kann das nicht glauben!” Er hatte mir mit den Chemikalien und dem Reinigen des Filters geholfen, hatte seine eigene ‘spirituelle Reinigung’ durchgeführt und wusste, dass wir alles versucht hatten – ohne Erfolg – und dass wir schließlich aufgegeben hatten. Er war von dieser plötzlichen Wendung genauso erstaunt wie ich. Ich erzählte ihm vom Traum, aber ich war mir nicht über dessen genaue Bedeutung im Klaren, ja nicht einmal, wer die ‘verwandte Frau’ war, die gekommen war, um mir zu helfen.

Da rief Candy an. Sie hatte Neuigkeiten. Es schien, dass sie gerade einen Anruf von einem Mitglied der metaphysischen Kirche erhalten hatte, der ihr mitgeteilt hatte, dass Reverend Ruth und der Obermacker in der Nacht einen Autounfall hatten. Sie wären beide im Krankenhaus und Reverend Ruth verlangte, dass alle für sie beide beten sollten. Ich erzählte Candy, wie seltsam für mich diese Geschichte mit dem Unfall sei, da ich einen Traum hatte, in dem ein Auto in meinen Pool gefahren war, und der Pool nun klar sei. Und mehr noch, der Elefant säße nun nicht mehr auf meiner Brust. Gab es zwischen dem Traum, der Säuberung des Pools und der Befreiung von der ‘Attacke’ auf der einen Seite, und meiner Entscheidung den Kontakt mit der Gruppe und jedem ihrer Mitglieder abzubrechen auf der anderen Seite einen Zusammenhang?

Möglich war es. Aber es zwang mich dazu, Ideen, die einfach völlig bizarr waren, in meine Überlegungen mit einzuschließen. Offenbar war das “sich mit Liebe und Licht umgeben” nicht so effektiv wie gedacht, besonders in bestimmen Umständen. Konnte es sein, dass die “Blase aus Liebe und Licht” eine Art ‘Hemmschuh’ für Wissen, Wachstum und Entwicklung war?

Es wurde mir ziemlich klar, dass Menschen, die in solchen ‘Glaubensgespinsten’ leben, genauso leicht von dunklen Kräften oder ‘toten Typen’ benutzt werden konnten wie alle anderen. Der Grund dafür liegt darin, dass sie nicht glauben, dass so etwas möglich sein kann, und deshalb auch keinen Antrieb haben zu lernen, dass so etwas nicht nur möglich ist, sondern auch, dass es ihnenselbst passieren kann! Es ist wie in dem alten Spruch: “Das einzige, was nötig ist, damit das Böse triumphieren kann, ist, dass gute Menschen nichts unternehmen.” Hier hatten wir eben ein perfektes Beispiel, das diesen Spruch belegt. Wenn ein Mensch in seinem Glaubenssystem eingesperrt ist, kann er nicht sehen, was wirklich – objektiv – geschieht. Er hinterfragt seine Beobachtungen oder Erfahrungen nicht auf ‘offene’ Weise, sondern interpretiert diese eher nach seinem Glaubenssystem, ohne dabei eine Option auf weitere Erklärungen zu haben. Quadratische Bausteine, die nicht ins runde Loch passen, werden ignoriert und unter den Teppich gekehrt.

Mir schien auch, dass sich viele Menschen als “Lichtarbeiter” darstellten, es aber in Wirklichkeit nicht waren. Vielleicht waren sie es in ihrem bewussten Geist, aber auf einer tiefen Ebene geschah etwas, das nach scharfsinnigeren Beobachtungen verlangte, um eine Unterscheidung möglich zu machen. Ich war über diese Beobachtung so verwirrt wie ich nur hätte sein können, und ich wusste nicht was ich damit anfangen sollte. Nicht nur das, es schien auch, dass bei jedem Schritt von mir verlangt worden war, eine Entscheidung zu treffen, was ich – basierend auf einer sehr subtilen Ebene des Verständnisses – tun oder nicht tun sollte. Das dürfte damit zusammenhängen, dass ich permanent alles hinterfragte. Ich steckte nicht im Glauben fest.

Es gab eine weitere besorgniserregende Angelegenheit. Candy selbst. Wie konnte es sein, dass sie die ganze Zeit über zwischen zwei Stühlen saß? Wie konnte sie so leicht Zugang und Kontakt mit diesen Leuten haben? Ich versuchte, all diese Fragen wegzuwischen, aber letztlich verlangten sie, beantwortet zu werden. Auf eine gewisse Weise errichtete ich einen geistigen ‘Schutzschild’ gegen sie und vertraute ihr nicht mehr so blind.

Ich führte für einige Monate meine Beziehung mit ihr weiter – während der Anfangsphase des Cassiopaea-Kontakts – und sie sicherte mir laufend zu, dass sie “alles unter Kontrolle” habe. Die Cassiopaeaner waren da anderer Meinung, aber damals wusste ich nicht, was ich glauben sollte.

Sie verbrachte viel Zeit mit einem angeblichen UFO-Forscher, der “ein Buch über ihren Fall” schreiben wollte, und sie dabei (das war klar ausgesprochen) berühmt machen würde. Ich ließ diesen Forscher durch meinen Freund, den Privatdetektiv, überprüfen, und fand heraus, dass er nicht nur einen schlechten Ruf hatte, sondern auch, dass seriöse Forscher nichts mit ihm zu tun haben wollten. Als ich das Candy erzählte, ging sie offenbar sofort zu ihm und erzählte es ihm weiter. Er konnte sie davon überzeugen, dass ich diejenige sei, mit der sie den Kontakt vermeiden sollte, da ich sie offenbar selbst dazu benutzen wolle, um mich selbst als “UFO-Forscher” berühmt zu machen. Er wollte ihr “ja nur helfen”. Natürlich wollte er auch eine intime Beziehung mit Candy.

Unter seiner Führung kam Candy in einen Kreis von Leuten, deren Glaube an die “Pleiaden” von Billy Meier so fanatisch war, dass er bereits fast die Form eines Kultes angenommen hatte. Ihre Handlungen wurden so eigenartig, dass ich sie vor dieser Gruppe warnen musste. Daraufhin wurde sie zornig, weil ich nun sogar ihre Absichten in Frage stellte. Mir war klar, dass sich diese Gruppe bemühte, sie davon zu überzeugen, dass ich ihre Feindin sei. Nichts war weiter von der Wahrheit entfernt.

Eines Tages erinnerte sich Candy, dass sie das Kleid, dass sie zur Zeit ihrer “Hauptentführung” trug, in eine Ecke ihres Schranks geworfen hatte, und dass es dort schon einige Monate unberührt lag. Sie meinte, sie hätte damit nicht umgehen können, weil das damalige Ereignis einen emotionalen Aufruhr verursachte. Ich meinte, sie solle es doch in eine Plastiktüte stecken und es weglegen, bis ich einen Weg gefunden hätte, wie man es korrekt auf Spuren untersuchen könne.

Ich rief meinen Bekannten, den Privatdetektiv an und erzählte ihm die Geschichte. Er war sehr an diesem Stück “handfesten Beweises” interessiert, da es wissenschaftlich untersucht werden könne. Er setzte seine Verbindungen zu den Behörden ein, um es in einem professionellen Labor untersuchen zu lassen, erwähnte aber nicht, dass möglicherweise eine Verbindung zu UFOs bestand. Wir dachten, das wäre der beste Weg, einem ‘Verschwinden’ des Beweisstücks – falls das überhaupt eines war – entgegenzuwirken.

Ich rief Candy an und teilte ihr mit, dass ich es geschafft habe, ein Labor zu finden. Sie war ziemlich begeistert und brachte mir das Kleid, damit ich es meinem Freund geben konnte. Ein paar Stunden nachdem sie das Kleid vorbeigebracht hatte, rief sie an und fragte, ob ich das Kleid schon weitergegeben hätte. “Nein, noch nicht”, antwortete ich. “Ich wollte es gerade tun.” Sie bestand plötzlich darauf, dass ich es nicht weitergeben solle, da ihr UFO-Forscher/Liebhaber ihr gesagt habe, dass er die “richtigen Ressourcen” habe, um das Kleid zu untersuchen; einer seiner Freunde wäre “Chemiker mit eigenem Labor”. Ich wusste bereits, dass dieser Typ ein echter Betrüger war und warnte sie, dass sie einen fürchterlichen Fehler mache und dass sie ihren ‘Beweis’ aufs Spiel setzen würde, wenn sie ihm erlaube, das Kleid zu untersuchen.

Aber sie war überzeugt. Es war ähnlich zu meiner Entscheidungsfindung, nur dass sie ihre Wahl mit geschlossenen Augen gegenüber objektiven Tatsachen traf. Sie kam und nahm das Kleid wieder zu sich.

Mein Cousin war mit vielen Leuten bei MUFON in Kontakt. Eines Tages rief er an, um mit mitzuteilen, dass es wegen diesem Zwischenfall viele Gerüchte gäbe. Nachdem Candy das Kleid ihrem neuen ‘Ufologie-Guru’ gegeben hatte, gab dieser es wiederum einem Typen, der behauptete, ein ‘Wissenschaftler’ zu sein, den mein Cousin aber gut kannte. Er meinte, dass dieser Typ vielleicht ein paar Chemie-Kurse am College besucht hatte, aber dass er definitiv keinWissenschaftler war; tatsächlich war er nur ein Techniker im kommunalen Abwasserverband. Dortwar sein Labor!

Candy hatte sich also gewissermaßen für einen Techniker aus der örtlichen Wasserwiederaufbereitungsanlage entschieden, der die sehr wissenschaftlichen Analysen durchführen sollte, anstatt für eine legitimierte wissenschaftliche Evaluierung in einem Hightech-Gerichtsmedizinischen Labor. Das muss man sich mal vorstellen. Es war ihre Entscheidung.

Mir waren diese Leute und ihre UFO-Spielereien und ihr Bedürfnis, den anderen immer eine Nasenlänge voraus zu sein, wirklich zuwider.

Genau zu dieser Zeit sollte ich einen gut beworbenen Vortrag über die Cassiopaeaner in einem Buchladen in Indian Rocks Beach halten. Ein paar Tage davor erhielt ich einen Anruf von der Besitzerin des Buchladens. Sie war empört und meinte, dass sie einen anonymen Anruf erhalten habe, bei dem der Anrufer offenbar einen elektronischen Stimmverzerrer verwendet habe, und der ihr mitteilte, dass, wenn sie meinen Vortrag nicht absagen würde, sie sich besser auf eine “schlechte Reklame” vorbereiten solle, denn ich stehe auf einer Liste, um “eliminiert” zu werden. Ob sie denn wolle, dass dies in ihrem Geschäft passiere?

Glücklicherweise war sie so verärgert, dass sie bedroht worden war, und war bereit, mich den Vortrag halten zu lassen, aber ich wollte nichts riskieren. Ich rief meinen Privatdetektiv-Freund an und erklärte ihm die Situation. Sein Partner agierte freiwillig als mein Bodyguard. Er fuhr mich zu dem Buchladen, begutachtete jeden Besucher, war bewaffnet und zu Taten bereit.

Ich realisierte, dass mir alles völlig aus den Händen geglitten war, erst, als ich einen bewaffneten Leibwächter brauchte, um über das Material der Cassiopaeaner sprechen zu können!

Und außerdem, was ging hier nur vor? Warum wurde der ganze Prozess des Experiments mit dem Channeling ab einem bestimmten Punkt permanent attackiert? Man könnte meinen, dass solche Aktionen wahrscheinlich nicht von den ‘guten Jungs’ kommen. Also müssen sie von den ‘bösen Jungs’ kommen. Und wenn das so war, warum war es so? Die einzig logische Antwort war, dass es einen Grund geben musste, warum sie nicht wollten, dass wir mit unserem Experiment weitermachten. Und als der Kontakt einmal etabliert war, wollten sie definitiv nicht, dass wir die empfangenen Informationen mit irgendwem teilten. Ich muss wieder fragen, warum? Die einzig logische Antwort, warum es für sie erstrebenswert ist, mir den Mund zu verbieten, ist, dass das, was wir empfangen, die Wahrheit ist – oder ihr unangenehm nahe liegt!

Das brachte auch die Frage auf, warum so viele channelnde Personen nicht auf solche Art attackiert werden? Die Logik sagt uns, dass das, was sie sagen, nicht signifikant korrekt genug ist, um eine solche Unterdrückung zu rechtfertigen.

Ich konfrontierte eines Tages Candy mit diesem Thema. Sie gab zu, dass sie weiterhin mit der metaphysischen Kirche und der Reiki-Gruppe Kontakt hatte. Ich sagte ihr meine Meinung, dass das keine gute Idee sei. Hatten wir nicht etwas aus all diesen Erfahrungen gelernt? Sie flüchtete sich in eine Richtung, die mich überraschte. Sie begann darüber zu sprechen, wie dumm es sei, Leute auszuschließen, nur wegen solcher “Kleinigkeiten” wie diese “Spielchen”, die offenbar gespielt wurden. Ich meinte nur, dass sie nicht diejenige gewesen sei, deren Leben bedroht worden war. Sie stimmte zu und meinte dann, dass sie sich einfach “beschützt” fühle, und dass sie in der Lage sei, durch die heimtückischen Wasser der “anderen Seite” zu navigieren. Ich versuchte sie davon zu überzeugen, dass sie möglicherweise in eine ‘Falle’ fiel, aber sie bestand darauf, dass dies nicht der Fall sei. Also ließ ich es darauf beruhen.

Am Tag darauf wurde eine meiner Töchter krank. Sie hatte Fieber und einen hässlichen Ausschlag. Ich fuhr mit ihr zum Arzt. Die Diagnose: ernsthafte, systemische Candida.

Ich brauchte nun keine weiteren Beweise mehr. Als später Candy anrief, weil sie reden wollte, teilte ich ihr mir Bedauern mit, dass ich, solange sie mit der Gruppe in Kontakt stand, unsere Beziehung beenden musste. Ich konnte keine weiteren Risiken eingehen – besonders wenn nun auch meine Kinder mit hineingezogen würden.

Ich muss nicht extra erwähnen, dass sie dachte, ich sei verrückt geworden und voller Vorurteile, aber ich musste diese Entscheidung treffen. Und wie sich später herausstellte, war sie richtig. Aber das ist eine andere Geschichte.

Erinnern Sie sich noch, was ich letztes Kapitel geschrieben habe?

Ich hatte scheinbar einen Zustand der Liebe und Akzeptanz für alle Menschen, alle Wege erreicht, für alle, die sich in ihrer Ignoranz abmühen. […] Ich war in einem bestimmten Sinn in genauso einer schlechten Situation wie damals, als mir ‘die Stimme’ gesagt hatte, dass ich über das “Böse” lernen müsse. […] aber was ich nicht wusste, war einfach, wie subtil und qualvoll diese Irreführung sein kann und wie sie sich auf individueller, persönlicher Basis manifestiert.

Welche Schlüsse können wir nun aus all dem ziehen? Ich bat neulich ein paar Freunde, sich diese Erzählung durchzulesen um herauszufinden, ob sie eine ähnliche Analyse wie ich durchführen würden. Ich war dankbar für die Klarheit und Scharfsinnigkeit ihrer Antworten, so dass ich sie hier teilweise zitieren möchte.

C*** schrieb:

Mir kommen dabei folgende Gedanken:

  1. Die Hierarchie des Attacken-Systems kann oder kann auch nicht den ‘Trägern’ bewusst sein, besonders wenn sie sich auf den unteren Stufen dieser Hierarchie befinden.
  2. Kompromittierung kann teilweise oder ganz sein; Angriffe kommen durch Brüche der Integrität des gewählten Übermittlers und werden mittels Ansteckung oder Absicht durch jeden wunden Punkt der Zielperson hindurch ausgeübt.
  3. Man kann einen ‘roten Faden’, kleine nagende Gedanken oder ‘Macken’ beobachten, die hinwegrationalisiert werden können oder von positiveren Eigenschaften der in Frage kommenden Person überdeckt werden.
  4. Auf der anderen Seite sind ‘Seltsamkeit’ oder ‘persönliche Eigenheiten’ nicht notwendigerweise Anzeichen für eine Ansteckung.
  5. Der offensichtliche “Liebe und Licht” Trugschluss ist für mich persönlich interessant, und das hängt mit Punkt 3 oben zusammen. [d.h. Vergebung]

Zum Thema Vergebung: Vergebung kann leicht automatisch passieren und scheint ein Punkt zu sein, bei dem man gegenüber diesem ‘roten Faden’ leicht blind werden kann.

Wenn man mit einem Angriff konfrontiert ist, muss man sich der Dynamik der Situation klar bewusst sein. Wenn man dabei bewusst oder unbewusst jemanden übersehen hat oder ihm bewusst oder unbewusst seine Fehler oder Falschheit vergibt, schafft das Schwäche in der eigenen Integrität. Mit Integrität meine ich nicht meine Definition von moralischer Integrität. Ich meine damit eher eine allgemeine ‘Ganzheit’.

Wenn du dich auf dem Weg der Vergebung befindest, öffnest du dich auch dem Bereich der Nicht-Vergebung. Ich denke, dass dieses Thema eine Wiederbetrachtung/Aufarbeitung dieser Gedanken garantiert. Ich denke, dass Vergebung – als automatischer geistiger Prozess – ein christliches Programm ist. Es stellt sich auch die Frage, wie Studenten einander wahrlich vergeben können, wenn jede Handlung/Gegenhandlung ein Teil der Lektion ist?

Damit befürworte ich nicht ein Festhalten am Groll.

Wahre Vergebung beinhaltet ein Zurückziehen vom schwachen Punkt der anderen Person, eine Erkenntnis, dass der Schaden im Vergebenden geendet hat.

Vergebung kann auf banale Weise als Urteil betrachtet werden (genauso wie eine Zurückweisung der Vergebung als Urteil bezeichnet werden kann). Sie garantiert nicht, dass die darunterliegende Schwäche in dem Menschen, dem vergeben wurde, auch behandelt und gelöst wurde. Sie beinhaltet für den, dem vergeben wurde auch, dass der Vergebende seine eigene Lektion gelöst hat. Sind wir als Menschen wirklich dazu qualifiziert?

Auf ähnliche Weise, wenn wir den schwachen Punkten anderer Personen eine Berechtigung durch unser Urteil geben, dass “ihre guten Qualitäten ihre Schwachpunkte aufheben” – wir ihnen also zustimmen –, dann schließen wir auch die Tür vor unseren wahren Freunden, von denen wir Informationen über unsere eigenen unbewussten Aspekte erhalten. In diesem Szenario sind natürlich auch die Fähigkeiten und Mittel enthalten, mit denen wirkliche Korrekturen und Verbesserungen durchgeführt werden können. Und natürlich hätten auch alle Beteiligten das Recht und die Verantwortung, ihre eigene Integrität zu erhalten. Jede Organisation ist der Ansteckung ausgesetzt und ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.

Deshalb müssten die Individuen in einer Gruppe wirklich die komplette Verantwortung für ihre Teilnahme an der Gesellschaft tragen. Jeder von uns hat seine Schwachpunkte und Bereiche, wo wir ‘benutzt’ werden können, genauso wie die Schwachpunkte anderer dazu benutzt werden können, in uns verheerenden Schaden anzurichten. Die Frage ist: Wie weit möchte ich meine eigenen Schwachpunkte abstreifen und bin ich bereit, anderen, die ebenfalls dazu bereit sind, zu assistieren?

Was sind unsere Stärken und unsere Schwächen? Was fördern wir? Was beobachten wir in unseren eigenen Reihen? Sind wir bereit, in dieser Richtung freundlich Hilfe zu geben und zu empfangen? Was können wir tun, um uns gegenseitig bei der Stärkung unserer Einheit und uns selbst beizustehen? Es scheint ein astrales Immunsystem zu geben, parallel zu einem körperlichen Immunsystem. Wenn es ein solches System gibt, dann würde ich meinen, dass Integrität ein Maß für die Gesundheit dieses Systems ist. Wissen schützt, nicht Vergebung.

Es gibt keine Garantie dafür, dass man während seines Lebens nicht attackiert wird, aber man kann die Dauer und die Ernsthaftigkeit der Attacken und nachteiligen Auswirkungen minimieren. Durch “Vergebung” kann man blind gegenüber Wissen werden … Ich selbst habe auch ursprünglich richtige Eindrücke unter den Teppich der “Vergebung” gekehrt und es später bereut.

In Begriffen von “Vergebung” und “Liebe und Licht” könnte der, dem vergeben wurde, nun glauben, dass er nicht verantwortlich ist, und wenn es dabei verbleibt, wenn es keine weitere Betrachtung gibt, kann der Ursprung der Attacke denselben oder einen ähnlichen Modus verwenden, um sich weiterhin zu ernähren.

Das kann bis zu dem Maß auftreten, wo das Ziel der Attacke “auch noch die andere Wange hinhält”, und so wird dieser Mensch für weitere Angriffe markiert, solange seine Energie abgesaugt werden kann.

Auf der anderen Seite wird eine ungeheure Stärke erreicht, wenn sowohl der Angreifer als auch der Angegriffene offen und ehrlich die Mechanik der Attacke untersuchen können und bereit sind, Schritte zur Reparatur ihrer ‘Lücken’ in der Integrität ihrer Beziehung zu unternehmen. Ein Beispiel dafür wäre, wenn sich der “kleine Tyrann” besinnt.

In jeder Beziehung, bei der solche Angriffe auftreten, gibt es Hoffnung, wenn einer der Beteiligten seinen eigenen ‘Dampf’ ohne Urteil oder Schuld beobachten kann und dabei realisiert, dass er auf diese Weise benutzt wurde. Es gibt Hoffnung, aber keine Garantie … Man muss in der Lage sein, sich seiner eigenen Einschränkungen bewusst zu werden, und sie sich einzugestehen; man muss auf weitere variierende und verschiedenste Arten von Angriff und Betrug, der durch den schwächeren Teil durchkommt, gefasst sein, und man muss die Verantwortung für seinen Anteil an der Entwicklung und am Wachstum des anderen übernehmen – auch wenn die korrekte nächste Handlung ein Rückzug ist, für die eigene (geistige) Gesundheit, und um nicht die Lektion des Anderen zu stören.

Eine ausgezeichnete Analogie dessen, was C*** oben beschrieben hat, wurde auch von einem weiteren Freund festgestellt. L*** schrieb:

Wir haben alle unsere ‘spirituelle’ Rüstung an; unser Schild und unser Schwert. Ich stelle mir vor, wir stehen alle in einer Reihe. Der Krieger neben dir hat dieselbe Ausrüstung wie du; du kannst deinen Brustpanzer nicht abnehmen und ihn dem Krieger neben dir geben, der zu spät aufgestanden ist und seinen Brustpanzer vergessen hat; die Wahrscheinlichkeit, ins Herz gestochen zu werden, wäre 10 Mal so hoch. Du könntest auch nicht gemeinsam mit einem Krieger in deiner Reihe kämpfen, der nicht trainiert hat – der sich gerade erst entschieden hat, aufzuwachen und den Panzer anzuziehen.

Anders gesagt, du musst [mit jenen, mit denen zu zusammen bist] die gleiche Basis haben.

Doch solltest du genauso wie ein Krieger die Verletzten nicht zurücklassen, und wenn du siehst, dass sie von allen Seiten angegriffen werden, dann ist es dein Dienst, dein Schwert zu schwingen. Diese Menschen sind deine Kameraden, sie sind dir in Zeiten des Kampfes näher als deine Familie.

Das erinnert mich an eine Stelle bei Carlos Castaneda, Die Kraft der Stille: Don Juan sagte: “Krieger verlieren ihr Mitgefühl, weil sie sich selbst nicht mehr bemitleiden.” Das stimmt auf vielerlei Arten. Ich denke, dass Vergebung so etwas wie ‘loslassen’ ist; zu wissen, dass manchmal Dinge geschehen müssen, damit die Lektion erfüllt werden kann; dass jeder seine Rolle zu spielen hat.

Hier liegt der Punkt: Jeder hat seine “Rolle” in den “Lektionen” zu spielen, die wir alle lernen. Und wir können diese Lektionen dazu verwenden, um besser darin zu werden, wer wir sind und was wir tun; oder wir können sie dazu verwenden, uns in den Kokon unserer Glaubenssysteme zurückzuziehen und unsere Augen vor den großartigen Wundern des Universums und des großen kosmischen Dramas zu verschließen.

Ja, auf eine Art sind wir alle Eins, aber wir scheinen auch den Auftrag zu haben, unsere wahren Optionen zu entdecken, unsere Rolle zu wählen, voll und ganz, und stürmischen Beifall und ein Meer von Blumen zu ernten, wenn der letzte Vorhang fällt.

Wenn dieses Stück vorüber ist und wir uns alle hinter der Bühne treffen, mögen wir uns gegenseitig auf die Schulter klopfen, einander die Hände schütteln, und uns gegenseitig für die gute Performance gratulieren! Aber das liegt auf einer anderen Ebene. Es gibt in diesem Stück scheinbar viel mehr Akte, bis wir in Dichte 7 sind. Und wenn wir unsere Rolle nicht gut spielen, kann es leicht sein, dass wir ‘aus dem Spiel’ genommen werden und als Draufgabe ‘recycled’ werden! Wir befinden uns mitten im Stück. Und wir können keine Dramatiker oder Regisseure werden, solange wir nicht bewiesen haben, dass wir auftreten können. Dieses ‘Auftreten’ beinhaltet offenbar sehr präzise Entscheidungen und Verhaltensweisen, damit das Stück ‘erfolgreich’ wird.

Aber zurück zum echten Leben im kosmischen Drama: Ich hatte eine sehr schwierige Situation ‘überlebt’ und eine interessante Lektion gelernt. Doch das Ende ist noch nicht da. Noch lange nicht! Wer oder was auch immer mich töten wollte, es hatte noch nicht aufgegeben. Ich musste noch lernen, dass, wenn du es auf der einen Seite abblockst, es herumgeht und versucht, einen anderen Weg herein zu finden. Und manchmal führt dieser Weg sogar durch deinen eigenen Geist!