Mouravieff unterscheidet in der esoterischen Entwicklung drei Schwellen. Esoterische Entwicklung wird als eine absteigende Oktave gesehen, vom C zum C. Die Schocks zwischen dem ersten C und dem H der nächsten Oktave, zwischen dem F und dem E dieser Oktave und zwischen dem C und dem H der dritten Oktave sind die drei Schwellen.

Das Leben stellt den Menschen in die Wildnis – getrennt von esoterischer Arbeit. Der Mensch mag sich – durch die Unterscheidung von A- und B-Einflüssen – dem Beginn des Pfades zum Zugang zum Vierten Weg nähern. Der äußere Mensch ist entweder Mensch 1, 2 oder 3, abhängig davon, welches Zentrum in seiner Verfassung vorherrschend ist.

Die erste Schwelle bezeichnet den Beginn des Pfades zum Zugang [zum Weg]. In der oben erwähnten Oktave entspricht das dem ersten C. Das Überschreiten der ersten Schwelle stellt den Suchenden auf die erste Stufe des ‘Treppenhauses’, die zur zweiten Schwelle führt. Das Treppensteigen verwandelt Mensch 1, 2 oder 3 in Mensch 4. Das Stiegenhaus wird durch die Noten H, A, G und F repräsentiert. Das Intervall zwischen F und E stellt die zweite Schwelle dar.

Nach dem Überschreiten der zweiten Schwelle wird Mensch 4 zu Mensch 5, der auf der Stufe steht, die das E darstellt. Die folgenden Noten D und C entsprechen Mensch 6 und 7. Die dritte Schwelle stellt die Vervollständigung dessen dar, was in menschlicher Form möglich ist, und befindet sich zwischen dem C dieser Oktave und dem H der nächsten Oktave.

Mouravieff beschreibt die Stadien wie nachstehend. Wir weisen darauf hin, dass all diese Schritte stattfinden können, während der Mensch in der Welt lebt und funktioniert. Im Geiste des 4. Weges benötigt keines der untenstehenden Schritte von sich aus einen klösterlichen Lebenswandel.

Der Mensch lebt versunken in A-Einflüssen, während er manchmal B-Einflüssen begegnet. Wenn er B-Einflüsse nachverfolgt, z.B. durch Beschäftigung mit esoterischer Literatur, oder durch das Streben, sich selbst zu erziehen und kennenzulernen, kann er eine Vorliebe für B-Einflüsse entwickeln. Wenn diese Vorliebe stark genug ist, können wir von der Entwicklung eines Embryos eines magnetischen Zentrums sprechen. Dies kann dazu führen, einem Menschen mit C-Einflüssen zu begegnen, unter dessen Führung der Suchende zur ersten Schwelle gelangt. Der Weg zu dieser Schwelle kann lang sein und mag für unterschiedliche Leute unterschiedliche Formen annehmen. Keine noch so große Menge an äußerem Lernen oder Lebenserfahrungen können für sich eine Schwelle ausmachen. Schwellen sind innere Phänomene und beinhalten Hingabe und innere Veränderung, die nicht durch äußere Erscheinung ersetzt werden können.

Die erste Schwelle stellt eine Abreise von der Welt der A-Einflüsse dar. Das Überschreiten verändert den Menschen nicht so sehr, ist aber nicht rückgängig zu machen, sodass das vorherige befriedigende Streben nach der äußeren Welt nicht länger befriedigend sein wird. Das heißt in keinster Weise, dass der Mensch nicht mehr anfällig für Versuchungen wäre, im Gegenteil. Dies bedeutet nur, dass Streben nach solchem nicht die Befriedigung bringen wird, die es vormals gebracht haben mag.

Der Pfad zum Zugang [zum Weg] beginnt nach der ersten Schwelle. Es ist für den Suchenden nun die Hauptaufgabe, die permanenten Elemente im Film des Lebens von den vorübergehenden zu trennen und Selbsterkenntnis zu erlangen. Dieses Wissen und diese Analyse ist nur vorläufig und unzuverlässig aber nichtsdestotrotz notwendig. Der zweite Schritt des Pfades zum Zugang kommt einer größtmöglichen Persönlichkeitsentwicklung gleich. Was Mouravieff damit genau meint, ist unklar. Der dritte Schritt zeigt die Festigung dieser Entwicklung, und der vierte und letzte das Stellen der drei niederen Zentren unter die Kontrolle des magnetischen Zentrums. Das bedeutet, dass die automatisch ablaufenden Interaktionen des Denkens, der Emotion und des Körpers neu ‘verdrahtet’ werden, um unter der Kontrolle des magnetischen Zentrums stehen zu können. Das heißt, dass Denken, Fühlen und motorische Funktionen ab dann getrennt sind und sich nicht länger gegenseitig bedrängen, sodass man ausschließlich mit dem Geist denkt und ausschließlich mit dem Herzen fühlt; also keine weiteren Verwirrungen mehr.

Wurde dies bewältigt, ist der Suchende zu Mensch 4 geworden und steht der zweiten Schwelle gegenüber. Bei der zweiten Schwelle erlangt dieser Mensch erstmalig ein objektives Wissen über sich selbst. Dies zieht sowohl ein Verständnis über Karma als auch Zugang zu vormals versteckten Inhalten des Unterbewusstseins nach sich. Der Mensch sieht sich selbst als das Monster, das er ist. Dies entspricht dem “Resident an der Schwelle”, wie es von Steiner und anderen bezeichnet und erörtert worden ist.

Der Mensch 4 ist in vielerlei Hinsicht immer noch ein äußerer Mensch. An der zweiten Schwelle müssen Selbsttäuschungen, eingebildete Pflichten und weltliche Anhänglichkeiten abgelegt und karmische Schuld bezahlt werden. Aus der Sicht des äußeren Lebens ist das typisch für eine Krise und für eine Bruchstelle. Welche speziellen äußeren Formen dies annehmen mag, wird von Fall zu Fall abhängen. Moral wird zu Gewissen und bedingt angemessenes Verhalten. Äußere Formen innerem Wahrheitssinn weichen. Der Mensch 4 ist theoretisch Meister seiner selbst, doch in der Praxis ist diese Meisterschaft noch nicht vollständig. Die Schwelle stellt die Meisterprüfung dar.

Nach der zweiten Schwelle ist der Suchende zu Mensch 5 geworden – ein Mensch vom Einfluss C –, kann zuverlässig zwischen A- und B-Einflüssen unterscheiden und hat einen gewissen inneren Wahrheitssinn erworben. Das magnetische Zentrum hat sich mit dem höheren emotionalen Zentrum vereint, und das provisorische Ich der Persönlichkeit, das sich entlang des Weges, der zu diesem Schritt geführt hat, entwickelt hat, ist verbunden mit dem wirklichen Ich. An dieser Stelle kann der Mensch den physischen Tod überleben und durch bewusste Entscheidung reinkarnieren. Die zweite Schwelle zu überschreiten wird auch “zweite Geburt” genannt, so wie in Joh 3;3: “[…] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ein Mann nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.”

Und wieder ist Fortschritt an Dienstbereitschaft gebunden. Der Mensch mag wie ein Meister erscheinen, aber weitere Entwicklung wird nur durch Dienst erreicht; was auch immer den esoterischen Erfordernissen der Zeit sowie seinen eigenen speziellen Fähigkeiten und Gaben entspricht.

Der nächste Schritt beinhaltet die Schaffung eines Zuganges zum höheren intellektuellen Zentrum. Der letzte Schritt macht die Veränderungen dauerhaft. In diesen Etappen können sich verschiedene ‘übersinnliche’ Fähigkeiten manifestieren, je nach Situation und Notwendigkeit. Dennoch sind solche Gaben des Geistes in sich selbst nicht das Ziel der Arbeit.

An jeder Stelle entlang des Weges ist ein Fall möglich. Gleich dem Wissen und Sein wächst auch die Verantwortung. Mouravieff erörtert dieses Thema nicht bis ins Detail, aber wir können annehmen, dass die schwerwiegenderen Fälle mit vorsätzlicher Hinwendung zum Dienst am Selbst, STS, zu tun haben, sowie mit dem Versuch, spirituelle Kräfte für persönlichen Gewinn einzusetzen.

Die Landkarte ist notwendigerweise sehr allgemein gehalten und der Versuch, sie als Messinstrument des persönlichen Fortschritts zu benutzen, enthält viele Fallen. Äußerliche Nachahmung von Veränderungen macht diese Veränderungen nicht innerlich und man kann sich selbst auf viele Arten täuschen, sodass man vom Erwachen in Wirklichkeit nur träumt während man sich im tiefsten Schlaf befindet. Das Vorhandensein von Krisen allein lässt einen spirituell nicht wachsen, obschon Wachstum durch eine gegenwärtige oder eine sich abzeichnende Krise ausgelöst werden kann.

“Kenne dich selbst” verbleibt eine brauchbare Maxime. Konkrete Arbeit mit Anderen auf einem esoterischen Pfad dient einer weiteren erforderlichen Realitätsüberprüfung.