TEIL 1: DER FREMDARTIGKEITS-FAKTOR
DER BÖSE MAGIER
Nach dem Tod meiner Großmutter im Jahre 1984 legte der Höchste Fremdartigkeits-Faktor in meinem Leben ordentlich zu. Erst im Nachhinein kann ich erkennen, dass der Tod meiner Großmutter ein ‘Geschenk’ war, da er mir den Anstoß gegeben hatte, tiefe und brennende Fragen zu stellen.
Ich war damals 32 Jahre alt und meine Großmutter spielte in meinem Leben eine omnipräsente Rolle. Ich dachte mir damals, grob gesagt: “Meine Oma ist tot! Wie kann ich wissen, ob sie mich immer noch liebt? Und was mache ich mit meiner Liebe, die ich ihr immer noch zu geben habe? Was ist nun das Medium des Austausches? Ist es vorbei? Gibt es dann nichts mehr? Und wenn es nichts mehr gibt, warum dann das alles, verdammt!”
Wie kann es sein, dass ein solch starkes Band, eines von dem man annehmen könnte, dass es auf platonischer, numinoser Art existiert und das trotzdem durch körperliche Manifestationen seinen Ausdruck findet, plötzlich zu enden scheint, wenn der fleischliche Körper im Grab verschlossen liegt? Warum gibt es diesen fürchterlichen Schleier, der uns daran hindert, mit Gewissheit auf andere Welten zuzugreifen?
Die vom christlichen Glauben angebotenen Antworten, mit denen ich aufwuchs, erschienen mir plötzlich nicht mehr nur unzufriedenstellend, sondern sie beleidigten geradezu die Erinnerung an meine Großmutter und das Band, das zwischen uns existierte. Die Ideen des Spiritualismus und das Konzept der Reinkarnation waren nur bedingt hilfreich, denn sie waren für mich nicht bewiesen. Es gab zwar viele scheinbare bzw. anekdotenhafte Beweise und Vermutungen, aber diese hatten auch eine Kehrseite: Je nachdem wen man fragte – einen Wissenschafter oder einen Pfarrer – waren sie entweder psychologisch unsolide oder uns auf Abwege führende satanische Täuschungen.
Als meine Großmutter starb, war ich schwanger. Das Baby wurde im Frühjahr 1985 geboren. Als Resultat einiger Verletzungen, die ich aufgrund einer schweren Entbindung erlitt, war ich danach monatelang bettlägerig.
Da ich nicht mehr aktiv am körperlichen Leben teilnehmen konnte, war ich sozusagen vom Universum dazu gezwungen, andere Ventile für meine Energie zu finden. Ich dachte mir, dass dies eine ausgezeichnete Möglichkeit wäre, nicht nur wieder zu lesen zu beginnen, sondern auch die Kunst der Meditation zu erlernen, was mir bei meinen Nachforschungen in die Frage über das ewige Leben durchaus behilflich sein könnte. Ich erinnerte mich an ein Buch, das ich schon vor einiger Zeit gekauft hatte: Auf der Suche nach dem Wunderbaren – Perspektiven der Welterfahrung und der Selbsterkenntnis von P. D. Ouspensky.
Auf der Rückseite des Umschlags stand: “In diesem Buch berichtet der große Weisheitslehrer Ouspensky von seinen Erlebnissen und Erkenntnissen auf der Suche nach der wunderbaren Wirklichkeit der menschlichen Seele. Mit seinen Antworten weist er dem Suchenden einen Weg aus der geistig-seelischen Heimatlosigkeit1.” Ich dachte mir, dass ein Buch, das Einsicht in die Themen versprach, mit denen ich mich gerade abmühte – auch wenn es ein eher langweiliges Buch zu sein schien – nicht die allerschlechteste Idee wäre, wenn ich sonst schon nichts tun konnte. Ich bat meine Kinder um das Buch, sie fanden es und brachten es mir.
Es war mir ziemlich rasch klar, dass dieses Buch an der Spitze der Liste der ‘verbotenen Bücher’ stehen würde, wenn es nach den Kirchenvätern ginge, doch das war mir egal. Ich war immer noch ‘auf der Hut’ vor ‘bösen Ideen’, doch ich war mir auch sicher, dass ich die ‘gefährlichen’ Dinge aus einem Buch herausfiltern könnte, das Einblicke in genau die Themen versprach, auf die ich Antworten suchte.
Auf den ersten 17 Seiten war noch alles in Ordnung und ich fand es höchst interessant. Aber dann, nun, dann erschien diese mysteriöse G. (über den ich überhaupt nichts wusste) und machte eine Aussage, die mir völlig den Wind aus meinen größtenteils protestantischen Segeln nahm. Als Antwort auf Ouspenskys Vermutung, dass im Industriezeitalter die Menschheit “mechanischer” werde und zu Denken aufhöre, sagte Gurdjieff:
“Es gibt eine andere Art von Vermechanisierung, die viel gefährlicher ist: selbst eine Maschine zu sein. Haben Sie sich je die Tatsache durch den Kopf gehen lassen, dass alle Menschen selbst Maschinen sind? […] Schauen Sie, alle diese Menschen, die Sie sehen sind einfach Maschinen – nichts weiter. […] Sie denken, es gebe etwas, das fähig sei, den eigenen Weg zu wählen, etwas, was gegen die Mechanisierung aufkommen könnte. Sie glauben also, dass nicht alles gleichermaßen mechanisch ist.”
Und dann formulierte Ouspensky genau die Gegenfrage, die auch mir in dem Moment in den Sinn kam:
“Aber natürlich nicht! Kunst, Poesie, Gedanken sind Phänomene eines ganz anderen Bereichs.” “Genau des gleichen Bereichs”, sagte G. “Diese Tätigkeiten sind genauso mechanisch wie alle anderen. Menschen sind Maschinen und von Maschinen können nur mechanische Handlungen erwartet werden.”
Ich war so erzürnt, dass ich das Buch zuklappte und gegen die Wand donnerte!
Wie konnte er es wagen, so etwas Schreckliches über Menschen zu sagen? Wie konnte er es wagen, die Realität des Geistes, die Erhabenheit von Musik und Mystik und die Erlösung durch Christus in Abrede zu stellen!? Ich bin überrascht, dass damals die Funken aus meinen Augen nicht das Bett anzündeten und dass kein Dampf aus meinen Ohren ausstömte. Ich glühte vor Zorn!
Doch es war ausgesprochen. Die Saat dieses Gedankens war in meinen Verstand gesät worden. Nach einiger Zeit kam meine Neugier über diese Perspektive hervor. Ich begann über die Sache nachzugrübeln. Aber nur um Wege zu finden, wie ich sie widerlegen könnte.
Ich dachte über mein eigenes Leben nach, über all meine zwischenmenschlichen Beziehungen zu anderen Leuten, und ich begann zu begreifen, dass es tatsächlich etwas mysteriös “mechanisches” in den Beziehungen zwischen den Menschen gab. Ich dachte an die vielen Menschen, mit denen ich als Hypnotherapeutin arbeitete und auch daran, wie “mechanisch” die Therapien abliefen; wie die Wurzel der meisten ihrer Probleme eigentlich “mechanische” und konditionierte Reaktionen auf ihre Wahrnehmungen und Beobachtungen waren. Überhaupt hatte es den Anschein, dass diese Wahrnehmungen falsch waren und dass es Irrtümer dieses “mechanischen” Denkens waren, die diese Probleme überhaupt erst verursachten.
Immer wieder konnte ich sehen, dass diese Probleme und die Art und Weise, wie sie entstanden und wirkten – genauso wie die therapeutischen Lösungen selbst –, im Wesentlichen mechanisch waren. Es war wie eine Formel. Mit nur ein paar ‘Hinweisen’ des Patienten konnte ich nahezu unmittelbar die gesamte Dynamik des Patienten Vergangenheit, die Bildung seiner Probleme und eine “mechanische” Lösungsfindung erkennen. Ich wandte meine Technik an, und wie wenn man neue Zündkerzen ins Auto einsetzt, ‘sprang’ der Patient an und ‘lief wieder auf allen Zylindern’.
“Na gut, der Typ hat irgendwie recht”, dachte ich mir. Ich war neugierig zu lesen, was er denn über das Christentum zu sagen hatte. Ouspensky stellte dieselbe Frage, die auch ich gestellt hätte:
“Für einen Menschen westlicher Kultur ist es natürlich schwierig zu glauben und die Vorstellung anzunehmen, dass ein unwissender Fakir, ein naiver Mönch oder ein vom Leben zurückgezogener Yogi [das sind die drei Wege betreffend Körper, Emotionen und Intellekt] sich auf dem Wege der Entwicklung befinden kann, während ein gebildeter Europäer, gewappnet mit ‘exaktem Wissen’ und allen letzten Untersuchungsmethoden, überhaupt keine Hoffnung hat und sich in einem Kreis bewegt, aus dem es kein Entkommen gibt.”
Gurdjieff antwortete: “Ja, das kommt daher, weil die Menschen an Fortschritt und Kultur glauben. Es gibt überhaupt keinen Fortschritt. Alles ist genauso wie schon vor Jahrtausenden und Jahrzehntausenden. Die äußere Form wandelt sich, der Kern wandelt sich nicht. Der Mensch bleibt genau der gleiche. ‘Zivilisierte’ und ‘kultivierte’ Leute leben mit den gleichen Interessen wie die unwissendsten Wilden. Die moderne Zivilisation ist auf Gewalt, Sklaverei und große Worte aufgebaut. […]”
“Was erwarten Sie anderes, Menschen sind Maschinen. Maschinen sind blind und unbewusst, sie können nicht anders sein. Denn alle Handlungen müssen ihrer Natur entsprechen. Alles geschieht, niemand tut irgend etwas. ‘Fortschritt’ und ‘Zivilisation’ in der wirklichen Bedeutung dieser Worte können nur das Ergebnis bewusster Anstrengungen sein. Sie können nicht das Resultat unbewusster und mechanischer Handlungen sein. Und was für bewusste Anstrengungen kann es in Maschinen geben? Wenn eine Maschine unbewusst ist, dann sind auch hundert Maschinen unbewusst, und ebenso tausend, hunderttausend oder eine Million. Und die unbewusste Geschäftigkeit von einer Million Maschinen muss notwendigerweise in Zerstörung und Ausrottung enden. In unbewussten, unwillkürlichen Handlungen liegt eben die Wurzel allen Übels. Sie können sich jetzt noch nicht alle Folgen dieses Übels vorstellen noch verstehen. Aber die Zeit wird kommen, wo Sie verstehen werden.”
Gurdjieff hatte Recht. Er sprach über den Beginn des ersten Weltkrieges, über den Beginn eines Jahrhunderts noch nie da gewesener Kriege. Mein Exemplar von Auf der Suche nach dem Wunderbaren flog mindestens 10 mal durchs Zimmer. Ich schäumte und wütete jedes Mal, wenn ich mit einer Perspektive konfrontiert wurde, die, gemessen an meinen Beobachtungen und Erfahrungen, offensichtlich eine weitaus bessere Erklärung für die Dynamiken der menschlichen Existenz bot, als ich sie jemals zuvor gelesen hatte.
Dieses “unbewusste Böse”, das Gurdjieff erwähnte, erklärte er mit der Geschichte von dem bösen Magier:
Es gibt eine östliche Erzählung, die von einem sehr reichen Magier handelt, der sehr viele Schafe hatte. Nun war dieser Magier sehr geizig. Er wollte keinen Schäfer anstellen, noch wollte er die Weide, auf der seine Schafe grasten, mit einem Zaun umgeben. Infolgedessen liefen die Schafe oft fort in den Wald, fielen in Abgründe, und vor allem liefen sie fort, weil sie wussten, dass der Magier ihr Fleisch und ihr Fell wollte, und ihnen dies nicht lieb war.
Schließlich fand der Magier ein Mittel dagegen. Er hypnotisierte seine Schafe und suggerierte ihnen zuallererst, sie seien unsterblich und es geschehe ihnen kein Leid dadurch, dass ihnen die Haut abgezogen würde, sondern es sei im Gegenteil sehr gut und sogar angenehm für sie. Zweitens suggerierte er ihnen, dass er, der Magier, ein guter Herr sei, der seine Herde so liebe, dass er bereit sei, alles in der Welt für sie zu tun; und drittens suggerierte er ihnen, dass, wenn ihnen irgend etwas geschehen sollte, es nicht gerade jetzt geschehen werde, jedenfalls nicht am gleichen Tag, und dass sie darum keinen Grund hätten, darüber nachzudenken. Ferner suggerierte der Magier seinen Schafen, dass sie überhaupt keine Schafe seien; einigen von ihnen suggerierte er, sie wären Löwen, anderen, sie wären Adler, wieder anderen, sie wären Menschen und wieder anderen, sie wären Magier.
Und danach hatten alle seine Sorgen um die Schafe ein Ende. Sie liefen nie wieder weg, sondern warteten ruhig auf den Tag, an dem der Magier ihr Fleisch und ihre Felle benötigen würde.
Ouspensky schreibt in seinem Buch:
“Theoretisch kann [der Mensch erwachen], aber praktisch ist es fast unmöglich, denn sobald ein Mensch für einen Augenblick aufwacht und seine Augen öffnet, beginnen alle die Kräfte, die ihn veranlasst haben, einzuschlafen, mit zehnfacher Energie auf ihn zu wirken, und er schläft sofort wieder ein, wobei er sehr oft träumt, dass er wach sei oder aufwache.”
Ich dachte bei meiner Suche nach Antworten auf die Frage, warum die Dinge so sind wie sie sind, auch an mein Studium der Menschheitsgeschichte und auch daran, warum es soweit gekommen ist, dass ich diese Geschichte als Biographie des Teufels sehe. Ich begann zu realisieren, dass irgendetwas an dem Bild, das wir von unserer Welt haben, das uns von Geburt an gelehrt wird und das tief in unserer Kultur, unserer Gesellschaft und besonders in unseren Religionen verankert ist, völlig falsch ist.
Ich überdachte mein Leben und erkannte, dass alle Ereignisse, die mich schrittweise in meine damalige Situation gebracht hatten, mit ziemlicher Sicherheit als jene mechanischen ‘Kräfte’ bezeichnet werden konnten, die “wirken, um einen Menschen schlafend zu halten.” Es war völlig klar, dass auf mich von irgendwo her enormer Druck ausgeübt wurde, um mich von meinen Beobachtungen, Analysen und ganz besonders vom Denken und Lernen abzuhalten.
Die Frage stellte sich also: Wer oder was ist die wahre Natur des “bösen Magiers”?
NIEMAND WAGT ES VERSCHWÖRUNG ZU NENNEN
Die Lektüre von Auf der Suche nach dem Wunderbaren war die ‘Starthilfe’ für mein Denken, das, während meine ersten drei Kinder noch klein waren, brach lag. Ohne es wirklich zu planen, machte ich in der Zeit meiner körperlichen Ruhe eine Kur scharfsinnigen und intensiven Denkens, abwechselnd mit tiefer Meditation und dem Abschalten unsinnigen Gedankengeschwätzes, das während der Meditationen hochkam. Ich machte mit meinen Meditationen ziemlich gute Fortschritte, sodass ich bald in einen einigermaßen ‘zeitlosen’ Zustand gelangte, der, wie sich herausstellte, recht lange anhielt.
Nach meinen regelmäßigen Meditationsübungen richtete ich mich immer in meinem Bett auf – umgeben von Bücherstapeln und Bergen von Notizblöcken – und las und schrieb meine Gedanken über das Gelesene auf. Während ich das tat, hielt ich öfters inne, um über die in mir entstehenden Fragen nachzudenken. In dem Augenblick, in dem sich die Fragen in meinem Kopf formten, wurde ich derart schnell von Gedanken überflutet, dass ich mental zwischen ihnen hin und her springen musste, um ihnen folgen zu können. Diese Gedanken sind immer und ausschließlich nur als Antworten auf jene Fragen gekommen, die ich im Geiste über egal welches Thema, das ich gerade betrachtete, formulierte. Der Drang, diese Gedanken niederzuschreiben, war so überwältigend, dass ich täglich viele Stunden damit verbrachte, Seite über Seite mit der Hand niederzuschreiben. Ich habe noch viele Schachteln voll mit diesen Aufzeichnungen. Es wäre mir damals nicht vorgekommen, dass ich so etwas ähnliches wie Channeling betrieb. So eine Vorstellung hätte mich ziemlich verschreckt. Für mich stellte ich einfach nur ‘interessante Fragen’; offen und ohne die Ergebnisse vorwegnehmen zu wollen. Die Antworten in meinem Kopf kamen mir wie ganz normales ‘Denken’ vor.
An einem gewissen Punkt entschied ich herauszufinden, ob diese Gedanken auch tatsächlich mit Fakten gestützt werden könnten. Nur weil mir ein Gedanke ‘einfuhr’, hieß das noch lange nicht, dass ich diesen Gedanken auch als gültige Antwort auf meine Fragen akzeptierte. Und ich brauchte wahrlich mehr Fakten, um das herauszufinden! Also dienten die Antworten, die ‘in mir hochkamen’, dazu, mir die Richtung zu weisen, um bestimmte Themen zu erforschen, die ich ansonsten niemals entdeckt hätte. Mein rationales und reflektierendes Wesen veranlasste mich, jedem in mir hochkommenden Gedanken nachzuspüren, damit ich herausfinden konnte, ob er auch wissenschaftlich und objektiv gültig sein könnte.
Mehr Fakten zu bekommen war problematisch. Ich schrieb mich bei einem Bücherservice ein und bestellte und las ein Buch nach dem anderen – in jedem Themenbereich: von Geologie bis Physik, von Psychologie bis Theologie, von Metaphysik bis Astronomie. Während ich las, fand ich viele Stellen, die nicht nur die auf meine Fragen hochkommenden Antworten bestätigten, sondern die auch viele dieser Erklärungen auf dramatische Weise erweiterten. Das führte zu weiteren interessanten Fragen, mehr Antworten und noch mehr Fakten. Ich war überrascht und energetisiert zugleich als mir klar wurde, dass meine hochkommenden Gedanken gar nicht so verrückt waren! Wenn ich einen ‘Gedanken’ hatte, der durch Beobachtungen oder Gelehrtenmeinungen nicht bestätigt werden konnte, verwarf ich ihn.
Schließlich schrieb ich meine Notizen und Gedanken in ein Buch, das ich The Noah-Syndromenannte. Dieses Buch bekam nach einigen Überarbeitungen und Berichtigungen den Titel The Secret History of the World. Der Leitgedanke dieses Buches war eine makrokosmische Quantenmetamorphose, die ich mit der Bibelstelle von Matthäus 24; 37-39 in Verbindung brachte:
“Denn wie es in den Tagen des Noah war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein.”
Dieses Ereignis – das Ende – wird hier mit den “Tagen des Noah” verglichen – mit der Sintflut. Der Schlüssel schien im Konzept der Arche zu liegen. Meine Suche nach den wahren Bedeutungen von Liebe, Erlösung, Glaube und ewigem Leben war im Wesentlichen eine Suche nach der Bedeutung der Arche. Metaphorisch gesprochen gibt es keine bessere Ausdrucksweise dieser Suche als die Geschichte von Noah und seiner Arche. Alle Fragen des Lebens, der Liebe und der Existenz können mit dieser Geschichte über einen Menschen ausgedrückt werden, der angesichts der Zerstörung seiner Welt – und in seinem Fall war es die buchstäbliche Vernichtung der ganzen Welt (oder so ähnlich geht die Geschichte) – eine Arche baut.
Die nächste Frage war dann natürlich, was genau dieser Prozess der Metamorphose ist und was eine sichere Arche ausmacht? Ich hatte diese Fragen in meinem Kopf, als mir ein kleines Taschenbuch in die Hände fiel: Die Insider von Gary Allen2. Alles in diesem Buch passte genau zu den Lehren Gurdjieffs und Ouspenskys: dass die Menschen schlafen und unter der Kontrolle eines ‘bösen Magiers’ stehen.
Mir wurde klar, dass der böse Magier eine Metapher ist, die – zumindest teilweise – für politische und historische Kontrollsysteme steht. Diese Erkenntnis hatte wieder eine verheerende Wirkung auf meine Illusionen. Gary Allen weist darauf hin, dass eigentlich 50% des sozialen, kulturellen und politischen Zeitgeschehens zu großem Nutzen für alle Menschen führen müsste. Wenn dabei intelligente Entscheidungen, Gutes zu tun, berücksichtigt würden, läge dieser Wert noch höher. Ich konnte eindeutig erkennen, dass sich dies in unserer Realität nicht widerspiegelt. Die Menschen haben nicht aufgehört, sich gegenseitig umzubringen; sie haben nur effizientere und technischere Mittel gefunden, dies zu tun.
Warum? Wer oder was beeinflusst das Geschehen ins Negative?
Wenn wir Gary Allens Ideen mit Gurdjieffs Lehren verbinden, dann erscheint es eher das Resultat bestimmter “mechanischer” Gesetzmäßigkeiten des Universums zu sein, die die Menschen als ‘das Gute’ und ‘das Böse’ kennen. Diese Gesetze seien zyklisch und könnten durch die Physik gut ausgedrückt werden. (Diesem Gedankengang folgend gelangte ich zum Konzept der kosmischen Quantenmetamorphose) Wie wir jedoch noch sehen werden, verfeinerte sich die Vorstellung von ‘Kontrollsystemen’ – seien sie nun menschlich oder nicht-menschlich – durch die Erforschung der Thematiken immer mehr.
KRITISCHES CHANNELING
Es vergingen einige Jahre und einige sehr seltsame Ereignisse. Im Jahre 1991 traf ich einen jungen Mann namens Frank, mit dem ich viele Gespräche über metaphysische und philosophische Themen führte. Frank bat mich oft, ihm mittels Hypnose beim ‘Channeln’ zu helfen. Er sagte: “Das einzige was ich wirklich kann, ist channeln. Ich mach das die ganze Zeit.”
Ich hatte keine hohe Meinung über ‘Channelings’ nachdem ich unzählige davon gelesen hatte als ich Noah schrieb. Aber ich dachte mir, dass es keine wissenschaftliche Vorgehensweise wäre, wenn ich Franks Behauptung, eine “Ausnahme” zu sein, ohne einen Test abtun würde. Ich sagte ihm, er solle sich einfach entspannen und es mit automatischem Schreiben versuchen. Meine Meinung über Channelings änderte sich dadurch nicht. Er produzierte denselben ‘kosmischen Wortsalat’, der schon seit Jahren im Umlauf war. Trotzdem begann ich während meiner Gespräche mit Frank an meine eigenen Erfahrungen beim ‘Erhalten von Antworten’ zu denken. Ich dachte auch an die historische Tatsache, dass ‘gechannelte’ Informationen oft so schlüssig sein können, sodass sie ziemlich eindeutig nicht nur reiner Zufall sind, sondern dass etwas anderes am Werk ist. Diese kleinen flüchtigen Blicke auf die Wahrheit interessierten mich. Frank und ich diskutierten fleißig – und so formte sich in meinem Kopf als Antwort auf meine Fragen eine Theorie.
Ein Teil meiner zurechtgehämmerten Theorie war, dass der Grund, warum letztendlich in so vielen Fällen sich die Quellen als so menschlich und fehlbar erwiesen, an einem Fehler im Denken der verschiedenen Personen, die sich als Channel und Medium betätigen, liegt. Sie nehmen an, dass eine höhere Quelle einfach angerufen werden kann – dass es sozusagen wie telefonieren funktioniert – und dass dazu nicht mehr als das benötigt wird. Aus den wenigen Lichtblicken, die ich im riesigen Berg des gechannelten Materials ausmachen konnte, schloss ich, dass eine höhere Quelle es sofort schaffen würde, sich zu uns zu verbinden – oder zumindest auf verzerrte oder korrumpierte Art –, aber dass es sich in den meisten Fällen entweder um körperlose Wesenheiten handelt, die nicht viel mehr wissen als ein Mensch, oder dass das Phänomen durch psychologische Krankheiten produziert wird. Ich studierte das Thema aus allen Richtungen, um einen Hinweis zu entdecken, was die Blockade ausmacht, wenn tatsächlich höhere Quellen existieren sollten.
Die Hauptbehinderung schien diese Wolke aus theoretischen niedrigeren Wesenheiten und/oder Gedanken zu sein, die unsere Welt anscheinend wie ein Vorhang umgibt. Meine Untersuchungen führten mich zu den Arbeiten von Dr. William Baldwin, Dr. Edith Fiore, Dr. Carl Wickland und anderen Autoren, die direkt mit Besessenheit, Exorzismus und den dazugehörigen therapeutischen Techniken arbeiteten. Da eine Aufarbeitung dieser Themen schon lange auf meiner ‘Aufgabenliste’ stand, hatte es den Anschein, dass dies nun zu genau dem richtigen Zeitpunkt in meinem Leben geschah.
Einmal abgesehen von den Suggestivfragen und der subtilen Gedankenmanipulation vieler bekannter Hypnotherapeuten, macht es dennoch den Eindruck, dass es viele ‘tote Typen’ – d.h., Persönlichkeitsfragmente – gibt, die auf verschiedenste Weisen während einer Hypnose (einschließlich der Benutzung des Stimmapparates eines Mediums) zum Vorschein kommen und das ‘Leben danach’ in schillernden aber kurzlebigen Worten beschreiben. Nach eingehender Untersuchung wurde mir klar, dass in dieser Sache sehr viel mehr liegt.
Ich begann meine eigene experimentelle Arbeit in diesem Bereich mit äußerster Skepsis. Wie es sich herausstellte war es gut, als Skeptiker anzufangen, weil ich ziemlich verdutzt war als ich entdeckte, dass die sogenannten Astralebenen ein wahrer Dschungel sind. Obwohl ich meine Sitzungen mit äußerster Sorgfalt durchführte, um jede Möglichkeit der Kontamination meiner Klienten zu vermeiden, entdeckte ich immer wieder, dass in den ‘höheren Sphären’ nicht alles in Ordnung ist. Es schien, als ob die ‘Mächte’ auf diesen Ebenen mit großer Sicherheit der Menschheit nicht wohlgesonnen sind und auch nicht in unserem besten Interesse agieren.
Das führte natürlich zur Frage, warum so viel Unsinn durch sogenannte gechannelte Quellen verbreitet wird, die in so vielen Fällen eindeutig lügen? In anderen Fällen sind sie zumindest eines ernsten Mangels an Achtsamkeit schuldig, und zwar in solch einem Ausmaß, dass es einem horrenden Verbrechen an Versäumnis gleichkommt. Meiner Meinung nach ist der heutige Mangel an Wissen in diesem Bereich einer der Hauptgründe für das Leiden der Menschheit, das dadurch fortlaufend aufgebaut, aufrechterhalten, vergrößert und verstärkt wird. Wie ‘gut’ sind gechannelte Quellen, die uns nicht einmal die Wahrheit über diese Sachverhalte in den ‘höheren Ebenen’ mitteilen? Besonders die sogenannte New Age-Bewegung wurde so durchgehend mit der Idee versetzt, dass man niemals an negative Dinge denken darf, dass sie – mehr noch als alle anderen Menschen – am stärksten diesen Bedrohungen unterworfen sind. Denn wenn man über etwas nicht Bescheid weiß, so kann man sich dagegen auch nicht schützen. Die permanente Verzerrung der Wahrheit über diese sogenannten höheren Bereiche, die durch die Unmengen von veröffentlichten Informationen viele Jahre lang praktiziert wurde, legt fast ein Desinformationsprogramm nahe. Es wurde offensichtlich, dass es ‘dort draußen’ etwas oder jemanden gibt, das/der nicht wollte, dass wir Bescheid wissen.
Ja, ich weiß, das ist ein Schlag ins Gesicht der meisten New Age-Philosophien. Doch lassen Sie mich sagen, dass es in der Praxis klinischer Forschung von einer hinreichend großen Zahl an erfahrenen Forschern immer und immer wieder so gehandhabt wurde, dass, bevor jemand eine ablehnende Haltung einnimmt, er den Sachverhalt zumindest als Arbeitshypothese in Erwägung ziehen sollte. Wenn sie sich als falsch herausstellen sollte, ist durch die reine Erwägung noch kein Schaden entstanden. Wenn sie jedoch stimmt, könnte sie Leben retten.
Psychologe William Baldwin schrieb:
Mit beschränktem Wissen, wenn überhaupt vorhanden, und verzerrten Vorstellungen über die Natur der Geisterwelt, der nicht-physischen Realität, öffnen sich viele Menschen ungeschützt und erzeugen dadurch ihre eigene Verletzlichkeit als Teil der von ihnen geschaffenen Realität!
Diese Bemerkung beschreibt jene Falle, in der Millionen und Abermillionen von Menschen über die Jahrtausende hinweg gefangen gehalten wurden. Das Fehlen wahren Wissens über die Welt des Geistes ist, im Grunde genommen, die philosophische Grundlage des ‘Glaubens’, so wie er von den drei größten monotheistischen Religionen und deren New Age-Variationen gelehrt wird. Mit anderen Worten: Glaube/Vertrauen, wie es von den meisten Menschen verstanden und gelebt wird, ist lediglich ein anderes Wort für Leugnen. Und Leugnen heißt, eine Lüge zu leben. Und eine Lüge ist, gerade per Definition jener beteiligten Religionen, ‘teuflisch’. Doch ohne Wissen und der Fähigkeit zu unterscheiden, ist der Mensch nicht nur den Launen jeder vorbeikommenden Wesenheit ausgesetzt, die dem ‘Ruf’ Folge leistet, es wirken auf ihn auch kosmische Gesetze, denen die Menschheit mit unglaublicher Ignoranz gegenüber steht.
Manche “umgeben sich mit Licht” oder beten und erbitten “das Allerbeste”. Was sie jedoch nicht realisieren ist, dass dies in Fakt eine Erlaubnis und Einladung für jedes körperlose Wesen ist, das in seiner eigenen Welt des Wunschdenken und erdgebundener Ego-Fixierung aufrichtig daran glaubt, dass es “nur zum Allerbesten” handelt.
Man sollte daran denken, dass wir hier nicht über dämonische Besessenheit sprechen. Das ist etwas ganz anderes, obwohl es denselben Regeln folgt. Wir sprechen hier über den wohlmeinenden 08/15-Toten, der aufgrund seiner Ahnungslosigkeit oder sonstiger Affinitäten zur Erde in den niederen Astralebenen ‘herumschwebt’. Wie Edgar Cayce bemerkte: “Ein toter Presbyterianer ist einfach nur ein toter Presbyterianer!”
Als ich dem ganzen Material und meiner Erfahrung gegenüberstand, versuchte ich zunächst – so muss ich zugeben –, eine rationale Theorie zu formulieren, die alles erklärte. Ich konnte mir gut vorstellen, dass die dschungelähnliche Natur der Astralsphären möglicherweise nur ein weiteres, vom unendlich kreativen Geist erfundenes psychologisches Drama ist; als ein Mittel, um die Probleme des Lebens zu verarbeiten. Doch genauso wie es mir egal war, ob Wiedergeburt real ist oder nicht, interessierte es mich ebensowenig, ob die scheinbare Tatsache, dass es höhere negative Wesen in den Astralebenen gibt, möglich ist oder nicht. Ich interessierte mich nur dafür, dass die therapeutischen Anwendungen funktionierten.
Und das taten sie auf bemerkenswert konsistente Art. Eines der erstaunlichsten Dinge war die Einheitlichkeit der symbolischen bzw. archetypischen Sprache des Unterbewusstseins. Klient auf Klient – aus allen Lebensbereichen, mit unterschiedlicher Bildung und intellektueller Entwicklung, aus verschiedenen Religionen und Glaubenssystemen, einfach alle – erwähnten die gleichen Symbole im Zusammenhang mit bestimmten Problemen und Beziehungen.
Ob es nun tatsächlich körperlose Wesen gab, oder nur abgespaltene Aspekte der menschlichen Persönlichkeit, oder auch ätherische Energiekonstruktionen, die wahrgenommen und symbolischen Persönlichkeiten und Geschichten zugewiesen werden können, war nicht wichtig für mich; ich wusste, dass der Geist unendlich kreativ ist und zögerte deshalb, eine voreilige Position über dieses Problem einzunehmen. Ich fuhr fort, mit diesen Konzepten zu arbeiten, ständig auf der Ausschau nach neuen Daten, die mir helfen konnten, meine Theorie entweder zu verfeinern, zu beweisen oder zu widerlegen. Um für neue Informationen so offen wie möglich zu bleiben, war meine Arbeitshypothese, dass alles was existiert wahrscheinlich ein Artefakt von Bewusstsein ist; der einzigen Sache, der ich eine hohe Wahrscheinlichkeit zurechnete war, dass Bewusstsein unabhängig von Materie existieren kann. Bewusstsein konnte positiv oder negativ sein. Aber ob es in allen Fällen, oder zumindest in den meisten Fällen sich seiner selbst bewusst ist, wusste ich nicht.
Ein Teil der Schwierigkeiten, die durch diese Arbeit mit Exorzismus entstehen (obwohl dies eine Fehlbezeichnung für eine Arbeitsmethode ist, die einer ‘Beratung für Körperlose’ gleichkommt) deutete darauf hin, dass die meiste Aktivität, die als ‘Channeling’ durchgeht, sofort als ein Produkt der sogenannten ‘astralen Sphären’ aussortiert werden kann (das Problem, ob die astralen Sphären ein Nebenprodukt des Bewusstseins sind, einmal beiseite gelassen). Ich begann mich zu fragen, ob es wirklich irgendetwas gibt, das tatsächlich ‘höher’ war, und wenn ja, was könnte es sein und wie ‘hoch’ könnte man wirklich gehen?
Dies führte zur Formulierung der Idee über eine zweite Hürde beim Herstellen eines Kontakts zu höheren Ebenen; ich nannte es den ‘Transformatons-Faktor’. Diese Hypothese besagte, dass es offensichtlich ist, dass eine Quelle einer wahrlich höheren Ebene einfach keine vollständige und sichere Verbindung mit einem Bewusstsein, das sich in einem physischen Zustand befindet, herstellen kann, weil es fast so wäre, wie wenn man versuchen würde, ein für 110 Volt ausgelegtes Gerät mit einer Spannung von 220 Volt zu betreiben. Wenn es wirklich eine ‘höhere’ Quelle ist, so würde per Definition seine Energie jeden menschlichen Empfänger überwältigen, so dass der Kontakt nicht aufrecht erhalten werden könnte.
Eigentlich formulierte ich diese Idee auf Basis gelesener Fallbeispiele. Es gab viele Fälle, die diese Hypothese unterstrichen, und es gab sogar eindeutige Beispiele von Menschen, die nach dem Kontakt mit ‘höheren Quellen’ ihren Verstand verloren hatten. Wie Meteoriten blitzten sie über dem Himmel unserer kollektiven psychologischen und spirituellen Domänen auf – kurze Erheller der Landschaft –, nur um während eines unedlen Niedergangs zu verbrennen. Im Großen und Ganzen war ziemlich klar, dass solche Bemühungen viele Gefahren beinhalten, so wie es auch beim umfangreichen Lesen alter Literatur, okkulter Schriften und verschiedenen östlichen mystischen Lehren klar wird.
Es gab noch einen weiteren Grund, warum ich diese Idee formulierte, und er basierte auf einer Naturbeobachtung. Etwas, das wir in unserer Umwelt laufend beobachten können, ist Wachstum. Mehr noch, wir stellen fest, dass dieses Wachstum in Zyklen auftritt. Menschliches Bewusstsein beginnt vom Moment der Empfängnis an zu wachsen. Ungeachtet dessen, ob dies das Ergebnis einer Vereinigung eines externen Bewusstseins mit einem sich entwickelnden neurologischen/physischen System ist, oder ob es lediglich das Ergebnis des ‘Geist in der Maschine’-Effekts ist: Bewusstsein wächst. Lassen Sie uns das als ein wahrnehmbares, gegebenes Prinzip hinnehmen.
Am Anfang des Lebens, wenn es noch weniger sichtbares Bewusstsein gibt, schläft das jeweilige Wesen ziemlich viel. In den Blüte des Lebens, wenn das Bewusstsein am offensichtlichsten und am aktivsten ist, ist die Schlafenszeit reduziert (mit großen Unterschieden, was von der Reichhaltigkeit des jeweiligen Bewusstseins abhängen kann). An einem gewissen Punkt im Alter beginnt sich das Bewusstsein zurückzuziehen und der Körper kehrt zurück zu längeren Schlafperioden (diese können wiederum innerhalb weiter Bereiche schwanken). Mit anderen Worten, eine Bewusstseins-‘Saat’ wird in einen frisch empfangenen/geborenen Menschen gepflanzt. Dieses Bewusstsein wächst entsprechend der Reichhaltigkeit der Umgebung und dem DNS-Potenzial, das im Körper vorhanden ist. Wenn es optimales Wachstum erreicht hat, beginnt es sich wieder zurückzuziehen. Wichtig dabei zu verstehen ist, dass sich das Bewusstsein anscheinend zurückzieht, weil es maximal möglich gewachsen ist und nun nicht mehr ‘passt’. Es hat in diesem Körper, durch den Gebrauch des verfügbaren neurologischen/physischen Konstrukts, seinen vollsten Ausdruck erreicht. Wir könnten daraus schließen, dass, wenn diese Obergrenze bzw. kritische Masse erreicht worden ist, die schrittweise Bewegung ‘aus dem Körper’ stattfindet.
Diese schrittweise Bewegung in den Körper hinein und die schrittweise Bewegung aus dem Körper heraus ließen mich annehmen, dass der Prozess des Todes eine Art ‘Geburt’ in einen ‘höheren’ bzw. reicheren und dichteren Zustand des Seins ist, welcher von einem physischen Konstrukt nicht ausgehalten werden kann! Wäre er auf einer höheren Ebene oder mit größerer Dichte und Reichtum auszuhalten gewesen, wäre der Sterbeprozess an diesem Punkt noch nicht hervorgerufen worden. Mir kam der Gedanke, dass dies eventuell mit genetischen Faktoren zusammenhängt. Genauso wie verschiedene Pflanzen und Kreaturen bestimmte und eindeutige genetische Parameter haben, die nicht nur ihre Konfiguration, Funktion, Lernpotenzial und Lebenserwartung bestimmen, so haben individuelle Menschen innerhalb eines gewissen Rahmens ähnliche Konfigurationen, Funktionen, Lernpotenziale und Lebenserwartungen. Dass diese Potenziale sich auf symbiotische Weise auf das Bewusstsein beziehen können, empfand ich als eine starke Möglichkeit. Mit anderen Worten kann Bewusstsein nur bis zu einer gewissen Grenze wachsen, die durch die genetischen Beschränkungen des Körpers, den es einnimmt, bestimmt wird.
Somit schien es logisch, die Schlussfolgerung weiterzuverfolgen, dass ein wirklich ‘höheres Wesen’ oder eines, das eine große Dichte und Reichhaltigkeit von Bewusstsein erreicht hatte, gerade wegen diesen Einschränkungen (wie die genetische Konfiguration von Funktion und Potenzial im menschlichen Körper) nicht mehr in das menschliche Bewusstseinsfeld eindringen kann, um sich z.B. zum Zwecke der direkten Interaktion einen Körper wie einen Handschuh anzuziehen, es sei denn, es ist von ähnlicher Konfiguration und Potenzial wie der Körper des Gastgebers selbst. Es ist einfach darüber hinausgewachsen und würde nun nicht mehr ‘hineinpassen’.
Die logische Deduktion daraus wäre dann, dass, wenn ein externes Bewusstsein in der Tat in der Lage wäre, mit einem Menschen zu verschmelzen oder sich auf eine direkte Weise zu verbinden, es nur ein Bewusstsein sein kann, das nicht weiterentwickelter als das normale Bewusstseinspotential von diesem Menschen sein kann – nur eben ohne Beschränkungen von Raum und Zeit. Dieser letzte Punkt könnte solch einem Bewusstsein zwar einen anderen Blickwinkel verleihen, aber dies würde seine Entwicklung in philosophischer oder spiritueller Hinsicht nicht untermauern.
Mit anderen Worten, ein toter Presbyterianer ist nicht mehr als das: ein toter Presbyterianer. Wenn ein Bewusstsein einen Körper verwenden will, kann dieses nicht viel anders sein als das Bewusstsein der betreffenden Person.
Ich stellte beim Durchlesen der Literatur über Channeling und spiritueller Medien fest, dass es gewisse, sehr interessante Fälle gab, bei denen man denken könnte, dass die ‘besetzende Entität’ (weil trotz Behauptungen des Gegenteils das Channeln in Trance ‘Besessenheit’ IST) ein Bewusstsein hatte, das zumindest wenige Größenordnungen dichter und reichhaltiger war als das des Mediums selbst (das sein Bewusstseins- oder genetisches Potential vielleicht, oder vielleicht auch nicht vollständig erreicht hatte). Das Interessante an solchen Fällen war, dass es eine direkte Beziehung zwischen solchen Potenzialen und der Körpermasse zu geben schien. Mit anderen Worten waren Medien, die fähig zu sein schienen, Verbindung mit scheinbar höheren Wesen (wenn auch nur beschränkt) aufzunehmen, ziemlich ‘vollschlank’. Nicht nur das, denn als man sie wissenschaftlichen Kontrollen und Messungen unterzog, wie man es bei einigen von ihnen im 19. und frühen 20. Jahrhundert getan hatte, wurde bekannt, das diese Medien in den ein bis zwei Stunden eines solchen Kontakts bis zu 15 Pfund Gewicht verlieren konnten. Eusapia Palladino ist solch ein Fall.
Dies ließ mich natürlich an die sehr alten Göttin-Abbildungen denken, die man überall in der Welt gefunden hatte, wo sie fast immer als eine sehr dicke Frau dargestellt wird! Nun, somit war ich bestimmt ein qualifizierter Bewerber für diesen Job! Es war nur so, dass ich überhaupt nicht mit den bisher zustandegebrachten Kontakten, sogar jene in den oben beschriebenen Fällen, zufrieden war.
Es gab auch Geschichten über Yogis und Schamanen, die in Zuständen der Meditation oder schamanischer Ekstase – von der sie behaupteten, dass sie eine Art ‘kosmischer Verbindung’ ermöglicht – unglaublich viel Gewicht aufgrund der ‘Hitze ihres Zustands’ verloren. Dass dies eine Wärme war, die sich nicht unbedingt mit einem Thermometer nachweisen ließ, war klar, aber Wärme einer gewissen Art war in diesen Fällen bestimmt anwesend, genauso wie auch eine signifikante Schwankung des Körpergewichts.
Dies ließ mich überlegen, dass beim Channeling von wahrlich höheren Wesen der Modus selbst signifikante Probleme darstellt. Nebst der angenommenen ‘Hochspannung’ solch höherer Quellen, so schlug ich vor, ist die einzige Möglichkeit, solch einen Kontakt herzustellen, jene, die Energien von zwei oder mehr Leuten als ‘Empfänger’ zu kombinieren und dann zu versuchen, den Empfänger mit Absicht und wiederholten Handlungen ‘einzustellen’.
Als ich über dem Problem rätselte, merkte ich, dass die einzig wahre Art, Energien zu kombinieren um einen menschlichen, ‘biokosmischen’ Empfänger aufzubauen, sich nur durch eine Art von Kommunikation lösen ließ, die mehr als eine Person benötigte und zudem auch einen augenblicklichen Rückkoppelungs-Mechanismus zur Verfügung stellte. Die offensichtliche Antwort darauf war ein Ouija-Brett-ähnliches Instrument.
Als ich noch etwas jünger war, hatte ich bei meinen Versuchen mit solch einem Brett nur mäßigen Erfolg und gab es dann aufgrund möglicher ‘Gefahren’ auf – auch weil ich es einfach als kindisch ansah. Es war langsam, langweilig, ich war mir nicht sicher, wer die Antworten gab und kümmerte mich auch nicht darum, ob sie korrekt waren. Nichtsdestotrotz versuchte ich es diesmal auf andere Weise. Ich beachtete nun die Möglichkeit, dass es ein potenzielles Mittel sein kann, Fokus, Absicht, die Nähe biopsychischer Energiefelder, sowie die zusätzliche Rückkoppelungsschleife zur laufenden Verbesserung zu koordinieren. Mir war klar, dass ich das Thema erforschen musste, um herauszufinden, ob – zumindest theoretisch – es diesem Zweck dienen könnte.
Es gibt zwei Haupttheorien darüber, wie ein Ouija-Brett funktioniert. Die erste wird Automatismus genannt. Automatismus ist die Funktionsweise hinter dem Rutengehen, Pendeln, Tischrücken, automatischem Schreiben und anderen Bewegungen physischer Objekte durch angebliche spirituelle Kräfte. Das bedeutet, dass die Teilnehmer zwar nicht merken, dass sie für die Bewegungen eines Zeigers selbst verantwortlich sind, sie es aber trotzdem immer noch selbst sind. Bewusste oder unbewusste Erwartungen können die Nerven reagieren lassen und dadurch winzige, nicht wahrnehmbare Bewegungen der Finger verursachen, die die ‘Antworten’ produzieren. Nach dieser Theorie ist die Verwendung des ‘sprechenden Bretts’ ähnlich den Theorien des automatischen Schreibens, die behaupten, dass solche Mitteilungen aus dem bewussten oder unbewussten Geist des Mediums stammen. Innerhalb dieses Kontexts definiert ermöglicht das ‘sprechende Brett’ lediglich eine Umgehung des bewussten Geistes, d.h. einen Kurzschluss zwischen dem Unbewussten und dem neuromuskulären Kontrollorgan. Kollektiver Automatismus tritt dann auf, wenn mehr als eine Person das Brett bedient.
Also sehen wir, dass Automatismus – psychologisch gesprochen – dem Unterbewusstsein die zeitweilige Kontrolle irgendeines Körperteils, ohne Interferenz des Bewusstseins, erlaubt. Gleichzeitig lässt es den bewussten Verstand bewusst, der die Rückmeldungen überprüfen und die Aktivitäten überwachen kann und im Wesentlichen die ganze Unternehmung innerhalb des Kontrollbereichs der experimentellen Protokolle hält.
Einige ‘Experten’ behaupten, dass ein gesundes Unterbewusstsein der Schlüssel zum Selbstschutz ist, da das sorglose Öffnen einer solchen Verbindung in gewissen Personen sehr wahrscheinlich Psychosen ‘auslösen’ könnte. Ich jedoch vermute, dass dies eine Tür öffnen kann, die nur eine bereits vorhandene Psychose offenbart, die, wenn eine sorgfältige Analyse durchgeführt wird, eine schon länger bestehende Ursache vieler Symptome des Körpers und Probleme im Leben der betreffenden Person war.
Das Problem, ob das Benutzen eines Brettes oder einer anderen Art Werkzeugs, das auf das Unterbewusste zugreift, Besessenheit ‘einladen’ kann, ist wie zu fragen, was zuerst da war, die Henne oder das Ei? Dr. Baldwin zog diesbezüglich so manche unlogische Schlussfolgerung, obwohl er so viele andere Dinge in diesem Bereich vernünftig beurteilt hatte. Die Indizien, die Baldwin auch selbst beschreibt, sagen uns, dass der Zustand der ‘Besessenheit’ wahrscheinlich schon länger in der betreffenden Person vorhanden war und der Einsatz der Umgehung des Bewussten nur erlaubt, der Besetzung zu ‘sprechen’ und sich zu offenbaren. Aber dies stellt uns wiederum vor eigene Probleme. Offensichtlich sollte jeder, der nicht in den Techniken von Spirit Release (der Geistbefreiung) ausgebildet ist, nie eine solche Tür öffnen. Auf Grund derselben Annahme, basierend auf vernünftiger Beurteilung der Situation, sollte eine Person, die keine Kenntnisse dieser Techniken hat, und nicht einen beträchtlichen Zeitraum damit verbracht hat, sie zu lernen und mit ihnen zu arbeiten, unter keinen Umständen versuchen zu channeln! Es trotzdem zu tun bedeutet, eine Katastrophe einzuladen. (Und dies wirft nun die weitere offensichtliche Frage auf, warum ‘Channeling’ heute ein solch beliebter Sport geworden ist?)
Natürlich erklärt uns die Theorie der Spiritisten, dass die Meldungen eindeutig von körperlosen Geistern oder anderen ätherischen Wesen, also von ‘außerhalb’ stammen. Dennoch hängt sogar die Theorie der Spiritisten von der Theorie des Automatismus für die eigentliche Funktionsweise ab. Der körperlose Geist ist in der Lage, sich mit dem Bediener des Brettes über das Unterbewusste oder das Unbewusste zu verbinden und übernimmt die Kontrolle der ideomotorischen Antworten unter Umgehung des Bewussten, und erzeugt dadurch eine Bewegung der Planchette über die Stimulierung der Nervenimpulse. Natürlich postuliert diese Theorie, dass, sobald die Kommunikation endet, der Geist geht und alles fein und gut ist. Die Indizien zeigen jedoch an, dass, wenn ein bestimmtes Wissen nicht vorhanden ist und gewisse Maßnahmen nicht ergriffen werden, der Geist nicht weggeht! Er zieht sich lediglich in eine ‘Lücke’ im Energiefeld des Gastgebers zurück und wird ruhig, entzieht dabei aber fortlaufend Lebenskraft für sich selbst.
Eine der interessanteren Theorien stammt von Barbara Honegger, von der gesagt wird, dass sie die erste Person in den USA war, die ein Fortgeschrittenendiplom in experimenteller Parapsychologie erhalten hatte. Honegger kam zum Schluss, dass der Automatismus ein Resultat der ‘Stimulation’ der rechten Gehirnhälfte sei und so die Unterdrückung von der linken Gehirnhälfte überwinden könne. Es konnte jedoch niemals klargestellt werden, was für die Stimulation verantwortlich sei. Auch ich war bei meinen weiteren Nachforschungen hier erfolglos.
Die Chinesen scheinen die Ersten gewesen zu sein, die spirituelle Automatismen in der Form einer schreibenden Planchette verwendet haben. Das chinesische Gerät wurde Chi genannt – eine Art schreibende Wünschelrute. Es wurde gesagt, dass die Geister in sie herunterkämen und sie in Bewegung versetzten, um Meldungen der Götter auf Papier oder in den Sand zu buchstabieren.
Es hat den Anschein, dass alle ‘primitiven’ bzw. vorschriftlichen Kulturen die eine oder andere Form von kodierter Kommunikation zwischen der Welt der Geister und der Welt der Lebenden praktizierten. Dieses Phänomen scheint in der Vorzeit weitverbreitet gewesen zu sein. Es verschwand erst mit seiner Verdammung durch die Einführung des Monotheismus um 1000 v. Chr. von der Bildfläche. Im sechsten Jahrhundert n. Chr. war bekannt, dass die Thrakisch-Dionisos-Kulte Schamanen als Trance-Channels verwendeten, um mit den Geistern, oder was damals als theoi oder Götter bekannt war – das waren körperlose unsterbliche Wesen mit übermenschlichen Kräften –, zu kommunizieren.
Einige Gelehrte schlagen vor, dass die rationale Betrachtungsweise aus den dionischen, orphischen und eleusischen Mysterienkulten geboren wurden, die sich dem Channeling dieser Götter widmeten; sicher waren viele der alten griechischen Betrachtungsweisen, besonders diejenigen von Pythagoras, Heraklit und Platon mit diesen Geheimnissen durchzogen. Dies wirft natürlich eine Frage auf, die sich direkt auf die Kontrollsysteme bezieht, die wir diesem Buch behandeln werden: Wie konnte es geschehen, dass ‘gechannelte’ Informationen die Grundlage für die rationalistische Philosophie waren, die ja gerade aussagt, dass es nichts zu channeln gibt? Könnte es lediglich eine Weiterentwicklung der monotheistischen Vorstellung sein? Dass es nur einen Gott gibt, und zwar Yahweh/Jehova? Wenn Yahweh durch seine Channel sprach, wurden diese Propheten genannt und ihre Handlungen für ‘göttliche Inspiration’ gehalten. Wenn es jemand anderer tat, dann war es Täuschung, Zauberei oder dämonische Besessenheit. Falls andere Götter jedoch tatsächlich existieren und kommunizierten, wie es auch Jahweh vermutlich getan hatte, welches Licht wirft das dann auf Yahweh, der behauptet, der einzige Gott zu sein. Einfach so, weil er es via Channeling mitgeteilt hatte? Die monotheistische Idee scheint bei der Verbannung von jeglicher spiritueller Unterstützung aus den Leben der Menschen erfolgreich gewesen zu sein.
In Platons Theagetes bekennt Sokrates:
“Dank der Unterstützung der Götter wurde ich seit meiner Kindheit von einem halbgöttlichen Wesen begleitet, dessen Stimme mir von Zeit zu Zeit manche Unternehmungen ausredete, aber mir nie vorschrieb, was ich zu tun hätte.”
Die griechischen Orakel in Dodona, Delphi und anderen Orten prophezeiten, indem sie in eine Trance versanken, in der sie von körperlosen Geistern besessen wurden; einige der berühmteren würden wir heute als Geistführer bezeichnen. Orakel lebten oft in Höhlen und glaubten, dass die von ihnen gechannelten Geister durch Risse im Felsen von der Unterwelt zu ihnen aufsteigen würden.
Die interessanteste Gegebenheit von allen ist vor allem, dass Pythagoras so etwas wie ein Ouija-Brett schon um 540 v. Chr. verwendete: eine “mystische Platte” auf Rädern bewegte sich hin und her und zeigte auf Zeichen, die damals entweder durch den Philosophen selbst oder seinem Schüler Philolaus interpretiert wurden. Sogar bis zum heutigen Tag sind die Pythagoräischen Mysterien Themen intensiven Interesses für Wissenschafter und Mystiker gleichermaßen. Und es scheint Indizien zu geben, dass Pythagoras fortschrittliches Wissen über ein Ouija-Brett erhalten worden sein könnte!
Spätestens als die Römer Griechenland erobert hatten, wandte sich die Bewegung der Rationalisten gegen das Geister-Channeln. Cicero, der römische Rationalist, den die frühen Kirchenväter hoch verehrten, schimpfte gegen das Geister-Channeling und die Totenbefragung, weil sie angeblich garstige heidnische Rituale verwendeten. Aber, wie bereits erwähnt, biss der Rationalismus schlussendlich jene Hand, die ihn fütterte, und fing an, seinen Vater, den Monotheismus, zu verschlingen, indem die Argumente bis zu jener Idee erweitert wurden, dass es keinen Gott, keine Geister gibt und nichts den Tod des physischen Körpers überlebt, sodass es wirklich niemanden auf der ‘anderen Seite’ gibt, mit dem wir reden könnten – warum sich also überhaupt damit auseinandersetzen? Die Wissenschaft übernahm die Ansicht, dass die ganze Sache ein Schwindel war, und das ist heute noch die offizielle konventionelle wissenschaftliche Meinung über das Phänomen.
Nach der Arbeit mit anhaftenden Geistformen hatte ich (als Hypnotherapeutin) viele Fragen. Ich habe bereits erwähnt, dass es für mich durchaus denkbar war, dass solche ‘Geister’ lediglich Persönlichkeitsfragmente einer Person sind – ähnlich zu einer Art von ‘abgebrochenen’ Schaltkreisen des Gehirns, die durch Trauma oder Stress geschaffen wurden und nun ihre Endlosschleifen drehen. Vielleicht gerieten Personen in einen narzisstischen Phantasiezustand, weil sie mit einer großen Schwierigkeit konfrontiert wurden, und erschufen dadurch einen ‘Traum’, der in das Gedächntnis des Gehirns eingebrannt wurde. Wenn sie dann aus diesem Schockzustand zurückkehrten, um sich wieder mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen, diese Angelegenheit jedoch nicht aufgearbeitet hatten, so könnte dieses Ereignis in eine Art zerebraler ‘Schublade’ weggeschlossen werden, um dort sitzen zu bleiben und darauf zu warten, von der Elektrizität oder den Neurochemikalien des Gehirns zufällig und unbewusst wieder ausgelöst zu werden. Dasselbe könnte für die Erinnerungen aus den sogenannten Vorleben gesagt werden: es könnten lediglich selbsterzeugte Erinnerungen sein, die aufgrund von Stress, in einem Zustand des narzisstischen Rückzugs erzeugt wurden. Solche neurologischen ‘Dateien’ könnten zu einem späteren Zeitpunkt dann ‘heruntergeladen’ und mittels Methoden, durch die das Bewusste umgangen werden kann, ausgelesen werden. Möglich ist das z.B. durch Automatismus oder wenn das Bewusste ganz zur Seite geschoben wird, wie im Trance-Channeling. Unter diesen Aspekten könnte man die herkömmliche Psychotherapie ebenfalls als Channeling bezeichnen.
Bewusstes Channeling ist etwas problematischer, weil es einen bestimmten pathologischen Zustand anzeigt, in dem Anhaftungen von Geistern oder multiple Persönlichkeiten eine Rolle spielen können. In solchen Fällen ist das ‘Alternativ-Ego’ – als entweder eine alternative Persönlichkeit oder eine tatsächliche anhaftende Entität (wobei man die oben angeführte Spekulation über die ‘Realität’ von ‘anhaftenden Entitäten’ beachten sollte) – stark und gut genug etabliert, um eine viel stärkere Macht über den Körper des Gastgebers zu haben als jene, die sich nur über Automatismus oder Trance manifestieren.
Prof. Douglas Robinson von der Ole Miss Universität (Mississippi), ein Professor in Englisch und Experte in Translationswissenschaften, schlägt vor, dass man eine Analogie zwischen der Funktion eines Übersetzers und dem Channel bzw. Medium ziehen kann. Beide, der Übersetzer und der Channel, müssen Ideen und Aussagen des Quellenautors einer neuen Audienz vermitteln und ihre eigenen Ideen, Meinungen und Argumente beiseite lassen. Der Übersetzer muss ein neutraler Leiter sein und es dem Quellenautor erlauben, durch sie zu sprechen. Übersetzung erstreckt sich üblicherweise nur über linguistische und/oder kulturelle Barrieren, während es sich beim Channeling auch um Barrieren des Bewusstseins, der Zeit oder sogar des Hyperraums handeln kann.
Die Analogie schlägt vor, dass sowohl (a) der Quellenautor die Kraft hat, über den Übersetzer eine Kommunikation mit dem Zielpublikum zu initiieren (der Autor ist aktiv, der Übersetzer ist passiv, oder nur insofern aktiv, um seine/ihre Aktivität dem Autor unterzuordnen zu können), als auch (b), dass der Übersetzer die Kraft hat, Zugriff auf die Stimme des Autors und dessen Aussagen zu erlangen, sich zuverlässig dem absichtlichen Sprechen einer Person zu ‘öffnen’, die fast immer fremd ist. Manchmal übersetzen Übersetzer Quelltexte, die sie selbst verfasst haben, doch normalerweise ist der Quellenautor eine andere Person, oft aus anderen Zeiten und Orten und oft auch schon tot. [Robinson]3
Gegenwärtig, unter dem Einfluss der rationalistischen westlichen Technik, ist die Idee, dass jeder sich einfach hinsetzen und zu channeln beginnen kann ähnlich der Idee, dass Übersetzungen von Maschinen ohne menschliche Eingriffe gemacht werden können. Dies ist ein sehr subtiler Punkt. Ein Übersetzungs-Computerprogramm führt einen bzw. eine Reihe von unterschiedlichen Algorithmen aus, die Informationen sammeln, das Ergebnis berechnen, und ganz allgemein aus einzelnen Befehlen bestehen. Die Resultate sind nur so gut wie der Algorithmus. Und aus der Literatur lernen wir, dass das ‘Channeling Phänomen’, so wie es weithin praktiziert wird, die Ratio/Vernunft aus dem Algorithmus ausgrenzt. Es gibt keinen Rückkoppelungsmechanismus und somit keine Möglichkeit zur genauen Abstimmung bzw. Verbesserung. Das bedeutet, dass kein Algorithmus erlaubt ist, der mit der Tatsache umgehen kann, dass im Channel miteinander wettstreitende Kräfte vorhanden sein können. Das Ausgrenzen von Ratio/Vernunft und der möglichen wettstreitenden Kräfte resultiert in einem Algorithmus, der so ähnlich lautet: “Ich bin der Herr, Euer Gott, und es gibt keinen anderen, weil ich es sage! Und wenn ihr mir nicht glaubt, dann wird es euch schlecht ergehen!” Nicht sehr produktiv, gelinde gesagt.
Die Tatsache ist doch, dass Entwickler von maschinellen Übersetzungen darüber verzweifeln, jemals eine Maschine so zu programmieren, dass sie eine Übersetzung von professionell brauchbarer Qualität ohne menschliche Hilfe produziert. Auf dieselbe Weise ist es wahrscheinlich unmöglich, gechanneltes Material von brauchbarer Qualität zu produzieren, wenn man miteinander wettstreitende Kräfte und das Einsetzen von Ratio in der Auseinandersetzung mit ihnen ignoriert. Ohne die Anwendung von Wissen und ohne direkte, unmittelbare Rückkoppelung gibt es kaum die Möglichkeit, dass irgendetwas anderes außer nutzlosem Psychogequatsche herauskommt. Aber dies scheint der Fall zu sein. Doch davon sind natürlich die narzisstischen Träumer, die absichtlichen Betrüger und die pathologischen Fälle multipler Persönlichkeiten ausgeschlossen (ironisch). Sie sind alle dort draussen im New Age-Land, und es ist ein Dschungel!
Maschinelle Übersetzungssysteme, die tatsächlich funktionieren, heißen Cyborg-Übersetzungssysteme: sie erfordern eine Mensch-Maschine-Schnittstelle.
In Science-Fiction Filmen sehen wir oft ein ‘maschinelles Übersetzungssystem’, das es dem Raumfahrer ermöglicht, sich einfach über eine Hirn-Elektrode mit einem Gerät zu verbinden, den Mund zu öffnen und automatisch in der Sprache des Planeten, den er besucht, zu sprechen. Zu Beginn mögen die Wörter in seinem Gehirn in seiner eigenen Sprache entstehen, doch sobald sie aus seinem Mund kommen, hat die Übersetzungsmaschine die Nervenimpulse zu den Organen der Sprache so abgeändert, dass diese die richtigen Worte in der unbekannten Sprache erzeugen. Anscheinend arbeitet die Maschine auch umgekehrt und der Raumfahrer kann Wörter in der ihm unbekannten Sprache hören, aber er ‘empfindet’ diese als seine eigenen. Was für mich dabei interessant ist, ist die Tatsache, dass es sich um ein prothetisches Gerät handelt, welches den Raumfahrer in eine Art von Cyborg-Übersetzer verwandelt, der damit fähig wird, fremde Sprachen zu ‘channeln’.
Der Punkt, den ich mit dieser kleinen ‘umgekehrten Analogie’ zu vermitteln versuche, ist, dass wir durch die Verwendung von Prothesen in der Lage sind, einen Algorithmus zu verwenden, der Ratio/Vernunft und Rückkoppelung miteinschließt! Vernunft, wenn richtig eingesetzt, stellt eine ganze Armee davon dar, was Adam Smith “unsichtbare Hände” nannte, die formen, dirigieren, regulieren und Übersetzungen kontrollieren. Aus diesem Grund kann Vernunft selbst eine “unsichtbare Hand” sein: Vernunft ist eine verinnerlichte Form ideologischer Meisterschaft.
So wie ein Geist das Medium ergreift oder besetzt und durch den willigen Körper des Mediums spricht – genauso wie ein fremde Sprache in einen Übersetzungscomputer eingegeben wird (oft ziemlich unbeholfen) – so ergreift oder besetzt auch die Ideologie und ihre Agenten – Vernunft miteingeschlossen – das ideologische Thema und setzt den Körper dieses Themas praktisch ein wie seinen eigenen. Und in diesem Sinn entdecken wir, dass ein Channeler/Medium als ‘Übersetzungsmaschine’ etwas werden kann, das viel interessanter ist.
Eine Person, die nach langem und intensivem Studium zur Vorstellung gelangt, dass es eine Möglichkeit gibt, mit höherem Bewusstsein zu kommunizieren, und eine Hypothese formuliert, wie man dies erreichen könnte, um daraufhin mit dieser Hypothese zu experimentieren und dabei ständig Anpassungen und Modifikationen am Prozess vornimmt, wird in einem gewissen Sinn von unsichtbaren Händen oder Kräften des Kosmos geführt. Doch was so einen Übersetzer auf seine Arbeit vorbereitet, ist eindeutig eine Quelle von höherer Komplexität und ein tiefes Bedürfnis, komplexe und neue Konzepte zu vermitteln. Bezogen auf das gewöhnliche Channeling auf einer niedrigen Ebene stellen wir fest, dass die Geister solcher Aktivitäten das Medium/den Channeler, durch den sie sprechen möchten, durch das Erscheinen vor ihm oder durch verbalen Druck im Kopf ‘rufen’ und bitten, für den zu Beratenden freigelassen zu werden. Manchmal fällt der Channeler in Bewusstlosigkeit und erfährt nach dem Aufwachen, dass etwas oder jemand anderer sein Sprachorgan gebraucht hat.
Auf dieselbe Weise wird der Kosmos als Ganzes ein potentielles Medium/einen Übersetzer für höhere Realitäten ‘rufen’ – via Vernunft, Wissen und einen in eine menschliche Form eingepflanzten suchenden Geist. Die Worte übersetzen, übertragen und überführen haben alle dieselbe lateinische Wurzel und es ist die Aufgabe des Übersetzers festzustellen, dass es nicht genug ist, nur mal schnell ‘die Übersetzungsmaschine einzustecken und einzuschalten’.
Übersetzer müssen trainiert werden; sie müssen nicht nur die Fremdsprache beherrschen, sondern auch wissen, wie sie den Grad der Wiedergabetreue in Bezug auf den Quelltext regulieren können, entscheiden, welcher Grad und welche Art von Wiedergabetreue in einem spezifischen Kontext angemessen ist, wie Übersetzungen entgegenzunehmen und abzuliefern sind, wo Hilfe zur Terminologie zu finden ist, etc. All das deutet auf eine lange Zeit der Schulung und Vorbereitung hin.
Ein Übersetzer-Medium ist jemand, der diese Dinge studiert hat, der sie kennt, und der – und das ist besonders wichtig – die Channeling-Übersetzungen in Bezug auf dieses Wissen beherrscht. Dieses Wissen ist ideologisch. Es wird durch kosmisch-ideologische Normen bestimmt. Per Vernunft zu wissen, was jene kosmischen Normen verordnen und nach ihnen zu handeln, bedeutet, sich deren Steuerung unterzuordnen. Ein Medium/Übersetzer für höheres kosmisches Bewusstsein zu werden bedeutet, durch die “unsichtbaren Hand” des Universums als Übersetzer ‘gerufen’ zu werden.
Wenn man ein Übersetzer-Channeler werden möchte, muss man sich der Rolle des Übersetzers, die Fremdsprache auf Expertenniveau zu beherrschen, unterordnen; die kosmisch-ideologischen Normen teilen mit, was der wahre Geist des Quellautors ist; diesem ordnet man sich unter und channelt ihn in die Zielsprache.
Auf Basis all dieser Überlegungen entschied ich mich letztendlich für ein brett-ähnliches Instrument als die beste Art im Umgang mit diesen Angelegenheiten. Es ist ein prothetisches Instrument, das laufende Rückkopplung zwischen dem ‘maschinellen Übersetzungsalgorithmus’ (dem Unterbewussten/Unbewussten) und der menschlichen Schnittstelle (dem bewussten Geist, der für die ‘Abstimmung’ laufend Ratio einsetzen muss) erlaubt. Das ist nur mit einem Ouija-Brett möglich, da das Medium gleichzeitig sowohl die Umgehung des Bewussten zum Empfang verwendet, als auch fähig ist, eine konstante, bewusste Integrität beizubehalten. Indem man jederzeit in vollem Besitz seines eigenen Verstandes ist und die Fähigkeit hat, zu beobachten, zu kontrollieren und jedes Material oder jede Sinnesempfindung jederzeit anzunehmen oder abzulehnen, wird Vernunft als Teil des Algorithmus eingebracht. Mit anderen Worten, korrekt von einer Person angewandt, die sich sowohl in den Themen dieser Diskussion auskennt, als auch in den klinisch demonstrierten Wirklichkeiten ‘anderer Sphären’ sachkundig ist, so ist dies eines der besten Werkzeuge, um mit dem Unterbewusstsein, dem höheren Selbst und/oder wohlwollenden Entitäten, die in telepathischen Kontakt treten möchten, eine Verbindung aufzubauen. Und das ist das Schlüsselwort: telepathisch. Diese Art von Gerät ermöglicht es, eine ‘separate Leitung’ zu erzeugen, sozusagen wie eine ‘Schalttafel’, auf der ein neuer Schaltkreis durch einen hauchdünnen Faden des Bewusstseins aufgebaut wird, ohne die Kontrolle aufzugeben.
Durch den Einfluss des Films Der Exorzist hat das Ouija-Brett einen negativen Ruf bekommen. Jedoch war dies nicht immer der Fall! Es ist schon lustig, wie eine ganze ‘Doktrin’ von Hollywood erzeugt werden kann, was die Leute danach als ‘Evangelium’ akzeptieren.
Manche der so genannten ‘Experten’ behaupten, dass es in Ordnung sei, ein ‘Medium für Geister’ zu sein, aber dass man durch das Benutzen eines Brettes oder durch automatisches Schreiben oder sogar durch Channeln ‘in Trance’ nur Entitäten ‘niedriger Ebene’ kontaktieren kann. Sie basieren diese gänzlich unlogische Erklärung auf der Behauptung, dass “kein Geist fortgeschrittener Spiritualität, kein aufgestiegener Meister oder Geistführer sich jemals dazu herablassen würde, Schreib- oder Sprachtalente einer anderen Person – lebend oder tot – zu missbrauchen”. Lassen Sie mich das verdeutlichen: Es ist demnach also in Ordnung, alles von dem oben genannten zu tun, solange man sich als ‘Medium’ bezeichnet. Doch wenn man sich ‘Channeler’ nennt oder wenn man experimentelle Protokolle einführt, die es ermöglichen, unter der eigenen, bewussten, konstanten Kontrolle zu sein, so ist man per Definition nur im Kontakt mit ‘niedrigeren Entitäten’? Höchst seltsam. Und auch abgrundtief ignorant.
Im Gegensatz zur eben genannten ‘Expertenmeinung’ ist es ein Teil meiner Hypothese – basierend auf vielen Jahren von Untersuchungen –, dass fortlaufende Kontakte mit echten höheren Quellen in der gesamten Geschichte des Channeling sehr selten, wenn überhaupt, auftraten! (Zumindest nicht jene Art von Quellen, die ich mir als wirklich höhere Stufen der Existenz vorstellte.) Niemand ‘sprach die Sprache’ wirklich. Es war absurd zu denken, dass man sich ausgehend von seiner gegenwärtigen menschlichen Kondition einfach hinsetzen könnte, um etwas ‘herunterzuladen’ und zu übersetzen, auf das man offensichtlich noch nie zuvor gestoßen war.
Zu diesem Zeitpunkt nahm ich an, dass das ‘Universum im Ganzen’ oder die ‘Quelle’, die ich kontaktieren wollte, ohnehin die Macht hatte, eine Kommunikation mit dem Zielpublikum, der Menschheit, einzuleiten, denn es war durch all die Erfahrungen meines bisherigen Lebens offensichtlich, dass das Universum über die Ereignisse unseres täglichen Lebens mit uns spricht. Die vielen bemerkenswerten Synchronizitäten, die genaue Beobachtung der Dynamik meines Lebens und der Leben anderer Menschen konnten nur als bewusste Aktionen irgendeiner ultra-kosmischen Realität interpretiert werden, die versuchte, mir die Sprache der Symbole zu lehren. Ich fühlte, dass ich definitiv vom Universum ‘gerufen’ wurde, das mich aufforderte, diese Aufgabe – diese Sprache zu lernen und als Übersetzer-Channel zu handeln – zu übernehmen. Ob über mich, als so ein Übersetzer, eine direktere Kommunikationsart möglich war, war ich mir nicht ganz sicher. Aber ich war bestimmt bestrebt, den Versuch zu machen, Zugriff auf die Stimme des Universums zu gewinnen, indem ich über einen langen Prozess des Aufbaus eines Schaltkreises in das – und möglicherweise sogar durch das – tiefe Unterbewusstsein ‘zurückrief’.
Da es klar war, dass diese Wechselwirkungen eine bestimmte Stufe des Seins verlangten, deren sich die meisten von uns gar nicht bewusst sind, und auf die wir nur wenig Zugriff haben, merkte ich, dass dies der Tatsache gleichkam, dass ich ‘die Sprache’, auf einer noch unbekannten Stufe meines Wesens ‘lernen’ musste. Nicht nur schlug ich vor, diese Sprache zu lernen, die noch nie zuvor systematisch studiert worden war, sondern ich wusste auch, dass ich lernen musste, “den Grad der Wiedergabetreue des Quellentextes regulieren zu können, zu entscheiden, welcher Grad und welche Art von Wiedergabetreue in einem spezifischen Kontext angemessen ist, wie Übersetzungen entgegenzunehmen und abzuliefern sind, wo Hilfe zur Terminologie zu finden ist, etc.” Das alles waren die Überlegungen bzw. der ideologische Staatsapparat4, den ich als Protokoll – als den Algorithmus – für das Antwortsignal installierte.
Durch das Lesen der Literatur über Channeling war es klar, dass das angesehenste und vertrauenswürdigste Material in der Geschichte des Channeling entweder von brett-ähnlichen Instrumenten stammte, oder durch ein brett-artiges Instrument initiiert worden war. Dass es ein Mittel war, um eine neue Sprache an irgendeiner inneren Stelle des Geistes zu lernen, so wie man sich in ein Übersetzungs-Maschine einklinkt, war ebenfalls offensichtlich. Gemeinsam mit den ergänzenden Informationen bezüglich Geist-Anhaftungen, multipler Persönlichkeiten und anderer pathologischer Bedingungen, sowie auch die Mittel, um mit ihnen wirksam umzugehen, dachte ich, dass ich, wenn ich mit meiner Hypothese Recht hatte, in der Lage wäre, das Channeling auf eine nie zuvor erreichte Ebene – oder nur sehr selten erreichte Ebene, vielleicht einmal alle Tausend Jahre oder so – zu bringen.
Aber natürlich hing alles von einer langen Periode ab, in der der Algorithmus ‘trainiert’ und angewendet wurde. Und dies bedeutete eine sehr lange Periode des Gebrauchs eines brett-ähnlichen Instruments, nicht nur um die eigenen unterbewussten Fragmente durch ihre Dramen zu ‘channeln’, sondern auch eine endlose Anzahl von frequenzbezogenen körperlosen Wesen, bevor alle ‘Schleifen’ durchgespielt und behandelt worden waren, und die Synchronisierung mit dem Gehirn eingestellt war.
Schlussendlich entschied ich, dass, selbst wenn die einzige Sache, die in diesem Prozess vollendet werden würde, ein von all seinen kleinen versteckten Gedankenschleifen gereinigtes, ‘sauberes’ Unterbewusstsein wäre, es immer noch eine lohnende Angelegenheit ist. Den Geist zu reinigen, indem man seine Fragmente heilt – egal, auf welche Arten sie sich zeigen würden –, konnte nur gut sein! Es war wichtig für mich zu verstehen, dass ich die Benutzung des Brettes nicht zu früh aufgebe. Das wäre wie wenn man annimmt, dass jemand gute Sprachkenntnisse hat, nur weil er sie für alltägliche Zwecke einsetzen kann. Um ein wahrer Übersetzer zu sein, muss man die neue Sprache bis zur subtilsten und feinsten denkbaren Ebene beherrschen.
An dieser Stelle dachte ich, dass ich eine ziemlich gute Theorie hatte, es aber an der Zeit war, sie einer Testphase zu unterziehen; also begannen wir. Frank und ich trafen uns jede Woche, um das ‘Universum zu rufen’. Ich habe über zwei Jahre lang jede Bewegung der Planchette in meine Notizbücher geschrieben. Und letzten Endes bestätigte das Material tatsächlich meine Theorie. Wir wateten durch endlose Schleifen des unbewussten Geistes, durch ungezählte vorgeblich ‘körperlose’ Wesenheiten oder Szenen aus vergangenen Leben und durch so viele verlorene Seelen, die auf den Astralebenen Erlösung durch das Licht suchten. Schließlich kam ich zur Erkenntnis, dass, wenn irgendetwas aus diesen Informationen auf Fakten beruhte, das Brett ein ausgezeichnetes Werkzeug für Geistbefreiungen sei, ganz im Gegensatz zu Dr. Baldwins Ansichten.
Während unser Channeling-Experiment voranschritt, diskutierten wir die vielen Möglichkeiten, wie wir eine ‘echte höhere Quelle’ erkennen könnten. Wir waren beide der Meinung, dass durch eine größere und umfassendere ‘kosmische Perspektive’ eine höhere Quelle absolut erstaunliche ‘Vorhersagen’ treffen können würde, die immer zutreffen würden. Es stellte sich nur das Problem, wie man bei einer kurzfristigen Rückkoppelungsschleife so eine Hypothese bestätigen könnte.
Frank hatte die Lösung: Lotto. Nun, das schien vernünftig. Wir fragten jede Wesenheit nach den nächsten Lottozahlen und ‘stuften’ sie dann nach ihren Übereinstimmungen ein. Da täglich Lotto gespielt wurde, konzentrierten wir uns darauf.
Nun, ich war zwar dafür bekannt, nur dann Lottoscheine zu kaufen, wenn ich einen Traum oder einfach einen Impuls hatte, aber ich war nie eine Spielerin. Mir war egal, ob ich das Geld für eine Limo oder einen Lottoschein ausgab. Lotto war für mich dasselbe wie Junk Food kaufen oder ins Kino zu gehen: einfach nur Unterhaltung. Wenn ich etwas gewann, gut; wenn ich nichts gewann, auch gut. Ich gab nur das aus, was ich ansonsten irgendwie anders ausgegeben hätte. Ich dachte niemals daran, mit einem Lottogewinn aus einer finanziellen Krise kommen zu wollen. Und wenn ich nicht einmal einen Schokoriegel kaufen konnte, weil das Geld knapp war, dann kaufte ich auch keinen Lottoschein.
Dieser ‘Lotto-Test’ war für mich nur theoretisch. Ich kaufte nicht Unmengen von Lottoscheinen, aber Frank tat es. Und außerdem schien er diesem Aspekt des Experiments gegenüber besonders hingebungsvoll zu sein. Einen Test zu machen ist die eine Sache, aber zu sehen, wie Frank den Test mit der Absicht, Profit zu machen, anging, verstörte mich doch irgendwie.
Der Test ergab nur ein paar Übereinstimmungen. Die Zahlen wurden fast immer an einem anderen Tag gezogen, als vorhergesagt wurde. Manchmal lagen zwischen Vorhersage und Treffer einige Wochen. Frank behauptete, damit Geld gemacht zu haben, aber ich meinte, dass er die Kosten der Lottoscheine von den Gewinnen abziehen müsste, um ein richtiges Bild zu bekommen.
Doch das ‘Austesten’ durch Lottozahlen war nur ein Teil unserer Tätigkeiten. Wir ‘plauderten’ auch mit den Wesenheiten, die vorbeikamen und wieder gingen, fragten nach Einzelheiten ihrer vorgeblichen Leben und Erfahrungen und versuchten überprüfbare Daten zu bekommen. Frank und ich, und auch andere Teilnehmer, waren schließlich von der vorbeiziehenden Parade ziemlich fasziniert. Wir scherzten schon, dass es besser sei als ins Kino oder auf eine Party zu gehen, oder fernzusehen! Wir konnten in vollem Bewusstsein in die unendlichen Bereiche der Aktivitäten anderer Welten blicken – Dramen aus Tragödien und Hoffnung, Verzweiflung und Freude – und all das während wir Kaffee tranken, Kekse aßen und nebenher miteinander quatschten. Doch was wirklich in anderen Ebenen des Seins geschieht, erwies sich bald als faszinierender und mysteriöser als alles, was ich vermutet hatte.
FUßNOTEN
- auf dem Buchrücken des englischen Buches: “Der beachtete Autor von Tertium Organum kombiniert die Logik eines Mathematikers mit der Vision eines Mystikers in seiner Suche nach Lösungen auf die Probleme des Menschen und des Universums.” AdÜ
- Englischer Originaltitel: Non Dare Call It Conspiracy (“Niemand wagt es Verschwörung zu nennen”)
- Professor Robinsons Webseite: http://home.olemiss.edu/~djr/index.html
- Ein vom Philosophen Louis Althusser geprägter Begriff, AdÜ