Anmerkung der Übersetzer: Es handelt sich hierbei um die reine Textversion des Kapitels. Die kompletten Formatierungen sind später in der Buch- und Kindleversion enthalten.
Machen wir uns nichts vor. Wir sind in einem Gefängnis, das durch Wächter bewacht wird, die die Fähigkeit haben, durch die Raumzeit zu reisen. Sie greifen mit derselben Leichtigkeit in unsere Realität ein, wie ein Bauer in seinen Hühnerstall. Sie schüren Kriege, Gewalt, Hungersnöte und Umweltkatastrophen auf globaler Ebene, indem sie uns wie Virtuosen spielen, während sie zugleich unsere Emotionen und unseren Intellekt dazu benutzen, Unstimmigkeiten und Konflikte in unserem alltäglichen Leben zu erzeugen.
In einem Teil dieses Buches habe ich die Geschichte zitiert, die Gurdjieff über den bösen Magier erzählt hat. Die Geschichte ist es wert, wiederholt zu werden:
Es gibt eine östliche Erzählung, die von einem sehr reichen Magier handelt, der sehr viele Schafe hatte. Nun war dieser Magier sehr geizig. Er wollte keinen Schäfer anstellen, noch wollte er die Weide, auf der seine Schafe grasten, mit einem Zaun umgeben. Infolgedessen liefen die Schafe oft fort in den Wald, fielen in Abgründe, und vor allem liefen sie fort, weil sie wussten, dass der Magier ihr Fleisch und ihr Fell wollte, und ihnen dies nicht lieb war.
Schließlich fand der Magier ein Mittel dagegen. Er hypnotisierte seine Schafe und suggerierte ihnen zuallererst, sie seien unsterblich und es geschehe ihnen kein Leid dadurch, dass ihnen die Haut abgezogen würde, sondern es sei im Gegenteil sehr gut und sogar angenehm für sie. Zweitens suggerierte er ihnen, dass er, der Magier, ein guter Herr sei, der seine Herde so liebe, dass er bereit sei, alles in der Welt für sie zu tun; und drittens suggerierte er ihnen, dass, wenn ihnen irgend etwas geschehen sollte, es nicht gerade jetzt geschehen werde, jedenfalls nicht am gleichen Tag, und dass sie darum keinen Grund hätten, darüber nachzudenken. Ferner suggerierte der Magier seinen Schafen, dass sie überhaupt keine Schafe seien; einigen von ihnen suggerierte er, sie wären Löwen, anderen, sie wären Adler, wieder anderen, sie wären Menschen und wieder anderen, sie wären Magier.
Und danach hatten alle seine Sorgen um die Schafe ein Ende. Sie liefen nie wieder weg, sondern warteten ruhig auf den Tag, an dem der Magier ihr Fleisch und ihre Felle benötigen würde.
Dieses Gleichnis beschreibt unsere Situation perfekt. Wir sind darauf hypnotisiert zu glauben, dass wir sicher sind und unsere Wächter uns auch weiterhin scheren und enthäuten können, das heißt, indem sie auch weiterhin von unseren negativen emotionalen Energien zehren, die unsere Leiden erzeugen.
Die Frage ist: Was können wir dagegen unternehmen? Wie stellen wir es an, uns selbst zu de-hypnotisieren?
Die meisten «Lösungen», die für dieses Dilemma vorgeschlagen werden, beinhalten Ansätze, wie man diese Welt verändern kann. Einige dieser Vorschläge sind individuell ausgerichtet, andere wiederum beziehen die Organisation der Massen ein, um die gegenwärtige Ordnung zu stürzen und eine neue und «gerechte» Gesellschaft zu erschaffen, basierend auf einem Regelwerk, das die neue Elite ausgearbeitet hat. Während diese Pläne in materieller Hinsicht von oben nach unten funktionieren, d. h., von einer kleinen Gruppe ausgehend, die danach strebt, ihren Willen den Wesen in den Hierarchien unter ihnen aufzubürden, denken wir, dass in esoterischer Hinsicht diese Pläne von unten nach oben wirken, d. h., gegen die kreative Kraft, die im Universum am Werk ist; eine Kraft, die von oben her durch uns wirken kann, wenn wir es zulassen. Wenn wir an der Kraft der Entropie ausgerichtet sind, drängen wir der Welt unser beschränktes Verständnis auf. Wir streben dann danach, die Welt nach unserem Bilde zu formen, anstatt uns selbst zu gestatten, ein Ausdruck der Schöpfung zu werden. Dieses Aufzwingen einer Idee auf die Welt gilt sowohl für die neuesten New Age-Modeerscheinungen, von kreativen Visualisierungen bis hin zu kosmischen Bombardements von Licht und Liebe, als auch für politische Bewegungen – egal ob diese nun marxistisch oder libertär sind. Tausende Jahre der Menschheitsgeschichte zeigen eindeutig, dass keine dieser Lösungen funktioniert. Wenn sie gewirkt hätten, warum sind wir dann immer noch mit denselben uralten Problemen konfrontiert?
Nach über 30 Jahren Arbeit ist mir eine Sache klar geworden: Die Energien der Schöpfung strahlen «nach unten» aus und unsere Individualität als menschliche Wesen ist sozusagen lediglich ein Ausdruck der «theologischen Dramen». Der Versuch, unseren Willen oder unsere Stimme gegen die Schöpfung nach «oben» zu erheben, ist im Endeffekt ein Versuch, den freien Willen der Schöpfung zu missachten, d. h. es ist Hybris. Darum sind Vorgehensweisen wie Beten und Rituale, welche «beabsichtigen», die Realität zu «ändern», sowie das «positive Denken» mit dem «Vorsatz», etwas «dort oben» zu verändern, um dadurch «hier unten» Vorteile zu erhalten, immer unweigerlich dazu verdammt, mehr Konflikte, Elend und Leid auf globaler Ebene zu erzeugen.
Lassen Sie es mich noch einmal sagen: Wenn die Wahrheit über den wirklichen Prozess des Erwachens aus dem hypnotischen Schlaf für die Agenda der Kontrolleure unserer Welt – der Matrix – nicht so schädlich wäre, hätten sie sich nicht so viel Mühe gemacht, diesen Prozess zu verschleiern. Wenn wir am Ende die Verbindung zwischen dieser Tatsache und dem Faktum ziehen, dass unsere regierende Elite nach den Anweisungen dieser Kontrolleure handelt, dann beginnen wir zu realisieren, dass das Drama auf der politischen Bühne ein Schatten der Agenda von höherer Ebene ist. Und das führt uns zu der Erkenntnis, dass die Cointelpro-Operation in der New Age- und Human Potential-Bewegung wirklich die «Eröffnungszeremonie» war.
Basierend auf den Beobachtungen und Nachforschungen ist es offensichtlich, dass die Menschheit jetzt an einen großen historischen Scheideweg gelangt ist. Wir stehen am Ende einer zweitausendjährigen Geschichte voller Intoleranz, Grausamkeit und Dummheit, die unseren jetzigen globalen Zustand kollektiven Wahnsinns erschaffen hat. Die Menschheit als Ganzes erreicht gerade ein Stadium des spirituellen Bankrotts bzw. «Todes». Und dennoch können wir nicht annehmen, dass es sinnlos ist. Diejenigen, die mit den Prinzipien der Elektrizität vertraut sind, werden verstehen, was ich meine, wenn ich sage, dass der jetzige allgegenwärtige Zustand der Welt auf den Modus zurückzuführen ist, in dem die Natur funktioniert, und wie dies den Aufbau einer Kontaktpotenzialdifferenz darstellt, die dafür ausreicht, dass Energie in Form von kosmischem Licht einfließen kann. Wenn dieser Punkt jedoch im Fall des einzelnen Individuums erreicht ist – die dunkle Nacht der Seele –, wird der Seele eine «Wahl» offenbar: Ihr wird der Weg nach «oben» oder der Weg nach «unten» angeboten. Damit dieser einströmende Energiefluss auf positive Weise wirken kann, um eine neue Realität des freien Willens und des Gleichgewichtes zu schaffen, muss ein gewisser Kontaktpunkt bestehen, der diese Energie zu leiten vermag. Es müssen genügend menschliche «Mikrochips» oder «Kreisläufe» vorhanden sein, die stark genug sind, um diese Energie zu tragen, oder die gesamte Menschheit wird untergehen. Dies bedeutet, dass nur die Entwicklung bestimmter Menschen – sozusagen diejenigen mit einer gewissen «Verkabelung» – in einer globalen, ausreichend großen Aufnahmefähigkeit resultieren wird, dass der Energie begegnet werden kann, wenn der Scheideweg erreicht ist.
Boris Mouravieffs Gnosis1 ist ein Versuch, eine bestimmte Tradition in Begriffen, die für moderne Menschen verständlich sind, wiederherzustellen und zu beschreiben – eine Tradition, die über die Jahrhunderte in einer teils vielleicht unterbrochenen Linie weitergegeben wurde, welche aber heute noch in der orthodoxen Kirche existiert. Um Mouravieff zu paraphrasieren, könnte man sagen, dass diese Tradition das christliche Äquivalent von Yoga, Zen und anderen inneren Traditionen der Religionen des Fernen Ostens darstellt. Disziplinen, die jeweils als Spekulationen innerhalb der Religion, der sie zugehören, existiert haben. Die spätere Form dieser Tradition kann vor allem innerhalb der russischen Kirche zurückverfolgt werden und steht eindeutig in Verbindung zu jener mündlichen Überlieferung, die als der Königsweg bekannt ist.
Mouravieff selbst gibt zu, dass das Überleben dieser Tradition innerhalb der Kirche dürftig ist; die Doktrin scheint nicht als Ganzes überlebt zu haben oder wurde nicht in vollständiger Form wieder zusammengetragen. Die Mönche vom Berg Athos räumen die Existenz dieser Tradition ein, behaupten aber, dass sie niemals gänzlich verschriftlicht wurde.
Während wir die Arbeit von Mouravieff sorgfältig studiert haben, stellten wir fest, dass wir viele der fehlenden Puzzleteile gefunden haben. Sogar noch signifikanter ist der Umstand, dass diese Puzzleteile in direktem Zusammenhang zu den versteckten Bedeutungen der Suche nach dem Heiligen Gral und der Großen Arbeit der Alchemisten stehen.
Immer wieder haben Suchende den Aufstiegsprozess im Hinblick auf ihre äußeren Erfahrungen zu interpretieren versucht. Wie uns Fulcanelli mitgeteilt hat, stirbt das Schriftzeichen im Aufeinandertreffen von Ideen, und die Seele wird geboren. Das soll heißen: Das Wissen liegt in der Bedeutung und nicht in den Worten.
Immer wieder wird die esoterische Tradition in dieser Weise missverstanden und deshalb stirbt sie. Dann, wenn die Zeit reif ist, muss sie entweder restauriert oder neu formuliert werden. In der Zwischenzeit wird ihre Bedeutung in Gemeinschaften und Schulen am Leben erhalten und durch den Namen «Arche» symbolisiert, wobei die Arche Noah eine dieser Gemeinschaften war. Mouravieff schreibt:
Im Laufe der Zeit unterliegt das offenbarte Wort, das zuzeiten von ausgestorbenen Zivilisationen weitergereicht wurde, aufgrund der menschlichen Vergesslichkeit einem Schaden: es wird bruchstückhaft. Dann erhält es von rein menschlichen Quellen willkürliche Hinzufügungen. Im Laufe der Zeit werden diese Annahmen im Allgemeinen als Realitäten verstanden. Neben diesen Verstümmelungen sollten wir ein Phänomen gänzlich anderer Art nicht aus den Augen verlieren. Die göttliche Offenbarung, die Quelle aller wahren Traditionen kristallisiert im Laufe der Jahrtausende nicht zu Unbeweglichkeit. Die Offenbarung wird in Stufen offengelegt: jedes Mal in der notwendigen und ausreichenden Dosierung als Antwort auf die Bedürfnisse der Epoche und des Anliegens.
Mouravieffs Worte sind im Einklang mit denen des legendären Alchemisten Fulcanelli:
Jeder umsichtige Geist muss, wenn er kann, zuerst die Wissenschaft erfassen; d. h., die Prinzipien und Instrumente zum Handeln. Ansonsten sollte er dort Halt machen, ohne seine Zeit und sein Vermögen auf törichte Weise zu vergeuden. Und deshalb bitte ich diejenigen, die dieses kleine Buch lesen, meine Worte zur Kenntnis zu nehmen. Erneut sage ich zu ihnen: Sie werden diese außergewöhnliche Wissenschaft nie durch Bücherwissen lernen. Sie kann nur durch göttliche Offenbarung erlernt werden – folglich wird sie auch göttliche Kunst genannt – oder durch die Möglichkeiten eines guten und gewissenhaften Meisters; und da es nur sehr wenige gibt, denen Gott diese Gnade gewährt hat, gibt es auch nur sehr wenige, die dies lehren.
Wenn wir für einen Moment zurückgehen und die Probleme der vielen unterschiedlichen Lehren des Aufstiegs in Betracht ziehen, stellen wir fest, dass dieses Thema «Werke vs. Glaube» schon immer der Zustand war, mit dem der Suchende konfrontiert war. Er ist Teil des Zauberwaldes, den er durchqueren muss, bevor er sich den ernsthaften Härtetests – bestehend aus Ausdauer, Mut und Urteilskraft – stellen muss. Auch Mouravieff beschreibt diesen Umstand:
Eine sehr alte Maxime, die im Evangelium des Heiligen Lukas zitiert wird, stellt das Problem [des Aufstiegs] in seinen passenden Kontext. Er schreibt: «Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert». Diese Maxime wird im Kontext der Aussendung der 70 Jünger als «Lämmer unter die Wölfe» gegeben, um den Menschen mitzuteilen, dass «das Reich Gottes zu euch gekommen ist».
Das bedeutet: Wie im alltäglichen Leben verdient der Mensch seinen Lohn auch im esoterischen Feld für die Arbeit, die er leistet. Im Bereich des Esoterischen können wir ohne Anstrengungen nichts Reines oder Wahres erlangen, und somit Schönes – Anstrengungen, deren Summe und Wichtigkeit zusammengenommen gleichwertig mit den Resultaten sind, die der Arbeitende zu erreichen anstrebt. Im Gegenzug entspricht der Wert der Ergebnisse, die wir erhalten, sowohl quantitativ als auch qualitativ immer dem Maß an Leistungen, die auf der esoterischen Ebene erbracht werden.
Es ist möglich, sogenannte esoterische Resultate zu erlangen, die unrein sind; doch sind sie falsch und somit flüchtig.
Hier beziehen wir uns auf den weitläufigen Bereich des Okkultismus, bei dem die Kinder dieses Jahrhunderts, [die sich für] fähiger als die Kinder des Lichts [halten], danach streben, ihre Fähigkeiten jenseits der sichtbaren Welt anzuwenden. Dies geschieht in Form dessen, was wir als Mystizismus der Phänomene bezeichnen. … Wenn sich der Suchende … dem esoterischen Gebiet annähert, getrieben von dem Verlangen, darin für sich selbst persönliche und folglich unreine Befriedigung zu finden, wird es ihm nicht gelingen, sehr weit auf diesem Weg voranzukommen. Beharrt er dennoch weiterhin darauf, wird ihm Misserfolg begegnen. Dieser anfängliche Konzeptions-Fehler wird ihn unmerklich zu diesem «Mystizismus der Phänomene» hinführen.
Der aufmerksame Leser wird aus dem oben Genannten eine praktische Schlussfolgerung ziehen: Man muss eine echte esoterische Aufgabe finden, die in dieser Welt durchgeführt wird und sich in dieser Arbeit nützlich machen sowie eine aktive Rolle darin einnehmen. … [Wir befinden uns inmitten dieser Periode,] die wir als Zeit des Übergangs bezeichnen. … Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die notwendigen Bedingungen für das Ende vor unseren Augen entstehen. … Die vorbereitende Aufgabe, die für diese Zeit des Übergangs grundlegend ist, kann und muss erfüllt werden … für und von den menschlichen Wesen. Dies ist daher eine Frage des Neuen Menschen. … In der Praxis kann dieses Problem auf die Notwendigkeit reduziert werden, eine neue Elite zu bilden [die Kinder des Elias, wie Fulcanelli sie nennt]. In der Zeit des Übergangs zwischen unserer Zivilisation, die nun an ihrem Ende angelangt ist und der neuen Ära, in welche sich die Menschheit im Prozess ihrer historischen Evolution hineinbewegt, hängt der Erfolg davon ab, dass in naher Zukunft eine ausreichende Anzahl von Menschen in Erscheinung tritt, die zu diesem Typus des Neuen Menschen gehören.
Hier bringt Mouravieff dieselbe Frage auf, die am Ende des letzten Kapitels aufgeworfen wurde: Dem Planeten fehlen gewaltige Mengen der feinsten Energie der Psyche, die für den Übergang notwendig sind.
Also wollen wir kurz beschreiben, um was es in der antiken Wissenschaft des Aufstiegs, laut unseren Forschungen und dem, was wir von den Cassiopaeanern gelernt haben, wirklich geht.
Noch einmal aus dem letzten Kapitel kurz zusammengefasst, dient das organische Leben auf der Erde als eine «Übertragungs-Station». In Zeiten des Übergangs, wie im Fall eines Quantenwellenkollapses, legt ein solcher Transmitter das, was «übertragen/beobachtet» wird, als «Maßeinheit» fest. Es gibt zu diesem Zeitpunkt des Übergangs ungefähr 6 Milliarden Menschen auf diesem Planeten, von denen die meisten zu der quantitativen Übertragung beitragen. Was jedoch fehlt, ist die qualitative Frequenz-Reaktions-Vibration, welche die Vorlage für die neue Welt erschaffen wird.
Die Qualität der Menschheit hat sich in den letzten vielen Jahrtausenden wenig verändert. Die meisten Menschen werden immer noch in Zuständen des Elends und des Chaos von Angst, Hunger und Sex beherrscht. Kurz zusammengefasst: Obwohl die globale Intensität der Übertragung exponentiell angestiegen ist, ist das Spektrum der übertragenen Energien unvollständig. Es fehlen massive Mengen der feinsten Energie der Psyche. Nur Menschen, die am Rande eines wahren spirituellen Aufstiegs stehen, sind in der Lage, die Übertragung dieser Energien in ausreichender Qualität und Quantität zu gewährleisten.
Die nötigen Energien sind die drei Strömungen der objektiven Liebe: spirituelle, emotionale/mentale und physische Liebe. Und wir betonen, dass diese Strömungen rein sein müssen.
Allein der Mensch besitzt die Fähigkeit, alle drei Strömungen zu erfassen und zu leben. Um aber die Seelenliebe, die gebende Liebe, die zuvorkommende Liebe gänzlich zu erfahren und zu verstehen, wie sie von der Ritterlichkeit und den Rittern der Grals-Geschichten demonstriert und gelehrt wurde, muss der Suchende ein magnetisches Zentrum in sich entwickeln.
Der Mensch ist durch und durch mit den zwei Strömungen der mentalen/emotionalen und physischen Liebe durchdrungen, aber diese Strömungen sind nicht rein; ohne ein voll ausgebildetes magnetisches Zentrum ist der Mensch nicht in der Lage, sie zu erfassen. Nur durch die Verwirklichung dieser drei Strömungen in seinem Leben – entweder in der Form des Alchemisten oder nach dem Modell der Gralssuche, die beide den ekstatischen schamanischen Aufstieg veranschaulichen – hat ein Mensch eine wirkliche Möglichkeit des Aufstiegs, die Rückkehr in das Goldene Zeitalter.
Wir haben in unserer Untersuchung der Geschichte und des Beweismaterials gesehen, was die Potenziale sind: eine Rückkehr zum edenisch-paradiesischen Zustand im buchstäblichen Sinne des primitiven Chiliasmus – ein neuer Himmel und eine neue Erde.
Nochmals; das hängt vom Einfangen und Beibehalten massiver Mengen an veredelter objektiver Liebe ab – möglicherweise im Angesicht von außergewöhnlichen Ereignissen.
Für diejenigen, die aufgepasst haben, was in unserer Welt geschieht, ist dieser Umstand klar: Es gibt Kräfte, die es nicht wünschen, dass diese Wahrscheinlichkeit sich manifestiert! Sie wollen ihre Zufuhr an negativer Energie-Nahrung nicht verlieren! Mit diesem Ziel im Sinn propagieren sie endlose Lügen und Täuschungen unter der Menschheit – um sogar die Auserwählten selbst zu täuschen!
Wie erreicht man die Verankerung der Frequenz – der drei Strömungen der objektiven Liebe?
Die Haltung, die ein Mensch gegenüber der Liebe annimmt, reflektiert seine Ebene des Seins. Die Herrlichkeit der Liebe Gottes/Schöpfung ist für ihn unfassbar. Allein schon ein flüchtiger Blick in diese Herrlichkeit würde all seine Schaltkreise durchbrennen lassen. Doch kann ein Mensch die spirituelle Liebe des objektiven Wissens schauen und überleben. Dazu muss er auf eine höhere Ebene des Seins übergehen und zu einer wahren Individualität werden. Nur die Wesen, welche die Ebene der Individualität erlangt haben und die Gebote des inneren Göttlichen befolgen, die Gebote des wahren «Ichs», haben die Möglichkeit, diese Frequenz aufrechtzuerhalten und sie in der Zeit des Übergangs auszustrahlen.
Die «Auserwählten», die Kinder des Elias, sind Menschen, die die Zweite Schwelle überschritten und die Zweite Geburt erreicht haben. Sie werden «von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zum anderen, zusammengeführt», oder sie passieren den Übergang und bilden das Saatgut der Menschheit in der Neuen Welt. Das bedeutet, dass sie Menschen jeglicher Hautfarbe und Art sein werden – das einzige Kriterium ist es, dass sie die Zweite Schwelle überschritten haben. Jeder von ihnen wird über volles Bewusstsein verfügen – durch eine direkte und unauflösbare Vereinigung der Persönlichkeit mit den höheren emotionalen und intellektuellen Funktionen. Dieser direkte Kontakt der neuen Menschheit mit den höheren Ebenen erklärt, warum «das zweite Kommen» keine «neue Inkarnation Christi» erfordern wird. Darum wurden wir gewarnt: «Sollte alsdann jemand zu euch sagen: Siehe, hier ist Christus! oder: da! so sollt ihr’s nicht glauben». «Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, sodass sie, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführten.»
Der Weg, dem man folgen muss, ist jener, der in der Suche nach dem Heiligen Gral veranschaulicht wird. Menschen müssen von den Restmengen der himmlischen Liebe, die wir in unserem alltäglichen Leben erfahren, zur Liebe der Seele gelangen. Das ist die allgemeine Voraussetzung für die «Erlösung».
Dieser Pfad ist der Weg zu der Zweiten Geburt. Um jedoch wiedergeboren zu werden, muss ein Mensch den Test der Wahren Liebe bestehen. Nur derjenige, der seine Persönlichkeit gemeistert hat und mit dieser echten Liebe brennt, kann die Zweite Schwelle überschreiten. Bevor er diesen Punkt überhaupt erreichen kann, muss der Suchende, vom brennenden Wunsch nach Erlösung angetrieben, die dazwischenliegenden Stufen bewältigen. Er muss seine Ehrlichkeit durch seinen Glauben unter Beweis stellen und muss dann den Test der Stärke, genährt durch Hoffnung, bestehen. Dann muss er Urteilsvermögen erlangen und das kann er nicht, ohne zuerst Wissen zu erwerben. Die Passage von Hoffnung zu Liebe ist gekennzeichnet durch die Erneuerung des Geistes, der Intelligenz, durch das Wissen.
Das Wissen, welches durch das Studium und die Arbeit erlangt wird, ist nur ein vorläufiger – aber dennoch wesentlicher – Schritt. Nur Höhere Liebe kann die Göttliche Natur offenbaren, und diese Liebe kommt direkt von Gott. Wenn jedoch kein Gefäß des Wissens geschaffen wird, um Gnosis zu empfangen, gibt es keine Möglichkeit, den Vorreiter-Geist zu verankern, der die Tore zum Heiligen Geist öffnen wird. Der Torwächter ist Wissen.
Damit das geschehen kann, muss das Zeichen des Wissens, das heißt, das Zeichen des Heiligen Matthäus/Wissenschaft, richtig ausgerichtet sein. Und das bedeutet, dass der Suchende von Lügen und dem Glauben an Lügen befreit sein muss. Ansonsten gibt es keinen realisierbaren Zugang zur Ära des Heiligen Geistes. Ganz gleich wie wohlmeinend diese Individuen sind, wenn sie Praktiken oder Lehren folgen, die auf Lügen basieren, werden sie den Gral nicht erreichen. Und damit sehen wir, warum Wissen und Urteilsvermögen wesentlich und erforderlich sind.
Der Zugang zu Wissen erfordert Mut, da dem Suchenden eine spezielle psychologische Anstrengung abverlangt wird: Er muss das Postulat akzeptieren, dass «die Wahrheit da draußen ist, sie jedoch sehr schwer zu finden ist», während er zugleich seine eigenen Ideen und persönlichen Glaubensvorstellungen außen vorzulassen hat.
Mit dem Ansatz dessen, was Mouravieff das Zeitalter des Heiligen Geistes nennt, muss alles schrittweise ans Tageslicht gebracht werden – und nicht nur die Geheimnisse des Laboratoriums, sondern die tiefste Bedeutung der Esoterik. Das Gleiche muss mit Illusionen geschehen, Fehlern oder Lügen, die aufzudecken sind, damit sie korrigiert werden können. Dieser Prozess, der die Offenbarung des tiefsten esoterischen Wissens, das versprochen und prophezeit wurde, mit einschließt, wird die vielen Abweichungen vom grundlegenden Forschungsgeist des Menschen gänzlich offenlegen. Die Einweihung im esoterischen Sinne dieses Wortes ist nicht einfach nur eine «Zeremonie». Tatsächlich geschieht die «Einweihungszeremonie» nicht länger mit menschlichen Ritualen auf der menschlichen Ebene. Die Initiation des gegenwärtigen Zyklus läuft auf der super-sensorischen Ebene ab. Diese Einweihung bekräftigt den Eingeweihten in einer neuen Würde, die er durch seine Arbeit verdient hat und führt ihn zur Gnade des Göttlichen.
Um die Aufgabe der Verankerung der drei Strömungen der objektiven Liebe zu lösen, müssen wir uns auf eine positive und praktikable Lösung der Probleme individueller menschlicher Wesen konzentrieren. Eine praktische Anwendung des esoterischen Wissens sollte jenen helfen, die Suchende sind, entflammt von dem Wunsch, die Zweite Geburt zu erreichen.
Die Suchenden nach dem Heiligen Gral müssen zuerst alles, was sie lernen können, exoterisch und mesoterisch verinnerlichen – genauso wie es in den mystischen Geschichten dargestellt wird. Anschließend müssen sie bereit dazu sein, der Sache mit Freuden zu dienen.
Zu brennen und zu dienen ist das Motto des Neuen Ritters.
Die Tradition lehrt uns, dass am Ende aller Zeiten die Kinder des Elias aus polaren Paaren und ihren angegliederten Gruppen und Helfern bestehen – und dieses Wissen lässt sich aus den Gralslegenden sowie aus den Fragmenten der katharischen Lehren ersehen. Während der Zeit des Übergangs muss der Neue Mensch das Problem der singulären Romanze lösen.
Der evolutionäre Weg der Liebe ist seit des Falles, der Vertreibung aus dem Paradies, von der Polygamie mit anderen menschlichen Wesen (meistens mit Frauen), die als «Hab und Gut» angesehen wurden, über die Form der freien Wahl des Partners bis hin zu ihrer ultimativen heutigen Ausdrucksform verlaufen. Dies ist eine im Verfall begriffene Form, die zu einer Überbetonung der körperlichen Äußerung führt, die sich in manchen Fällen sogar zu einer Form der «Polygamie» bzw. mit zahlreichen Partnern zurückentwickelt.
Der nächste Schritt in der Evolution der Liebe ist die alchemistische Androgynie. Das sollte jedoch nicht im körperlichen Sinne verstanden werden, sondern in spiritueller Hinsicht. Das Göttliche Androgyn ist der höchste Zustand des menschlichen Bewusstseins, welches die Anstrengungen des Suchenden krönt und durch dessen Erreichen von Einheit zur Zweiten Geburt führt. Mouravieff schreibt:
Stillschweigend geschieht ein Umbruch, der die freie Romanze ersetzen wird, [und der] das Erkennungsmerkmal der christlichen Ära mit der singulären Romanze als Merkmal des Heiligen Geistes [ist]. Befreit von der Knechtschaft der Fortpflanzung wird diese Romanze von morgen herangezogen, um die unauflösliche Vereinigung zwischen zwei konsequent polaren Wesen zu zementieren, eine Vereinigung, die ihre Integration in den Schoß des Absoluten gewährleistet. So wie es Apostel Paulus sagt: «Doch im Herrn gibt es weder die Frau ohne den Mann noch den Mann ohne die Frau.»
Die Vision einer solchen Romanze hat die größten Köpfe seit Jahrtausenden heimgesucht. Wir finden diese Vision in der platonischen Liebe, der Grundlage der singulären Romanze in den Mythen der Androgynität; Orpheus und Eurydike; Pygmalion und Galateia… Das ist die Bestrebung des menschlichen Herzens, das im Verborgenen in seiner großen Einsamkeit nach Hilfe schreit. Diese Romanze formt das wesentliche Ziel der esoterischen Arbeit. Hier ist diese Liebe, die den Mann mit dem Wesen verbinden wird, das für ihn einzigartig ist, der Schwester-Ehefrau, der Herrlichkeit des Menschen, so wie er die Herrlichkeit Gottes sein wird. Eingetreten in das Taborlicht, nicht länger zweigeteilt, sondern Einer, vom Quell der Wahren Liebe trinkend; der Umwandler: der Bezwinger des Todes.
Das Prinzip der Intervention der Frau findet man in allen maßgeblichen Geschichtsepochen.
Perioden, in denen die veredelnde Rolle der Frau im Leben der menschlichen Gesellschaft verblasst ist, sind durch eine Trivialität von Moral und Sitten gekennzeichnet, insbesondere durch eine Vorliebe für den Realismus ausgedrückt, der bis ins Äußerste ausgetragen wird.
Heute leiden menschliche Beziehungen unter einer wahren Verzerrung der natürlichen Rolle, für die die Frau an der Seite des Mannes bestimmt ist: Anstatt die aktive Kraft in diesen Beziehungen zu sein, das inspirierende und fruchtbar ergänzende Gegenstück des Mannes, tendiert die Frau heute dazu, einem parallelen Weg zu folgen, der es ihr nicht länger erlaubt, ihre eigene kreative Berufung auszuüben. … Einst waren Mann und Frau ein einziges spirituelles Wesen – selbst wenn sie unterschiedliche Körper bewohnten – ausgestattet mit dem einzigartigen Bewusstsein des wahren Ichs; das Wesen, welches im Mythos des Androgyn beschrieben wird.
Das unvollständige «Ich» der Persönlichkeit, unvollkommen und machtlos, wandert ohne Vertrauen und mit keiner aufrichtigen Zuneigung durch das Leben. Es wandert von Fehler zu Fehler, von Schwäche zu Schwäche und von Lüge zu Lüge. Ein gefangener Mensch – der unter Umständen freiwillig gefangen ist und dennoch ein Gefangener bleibt – übt nicht aus, was er im Leben machen will, sondern tut das, was er hasst und folgt blind der teuflischen Mechanik unter ihren drei Aspekten: Angst, Hunger und Sexualität, die sein Leben beherrschen.
Diese rein künstliche Existenz birgt nichts Reales in sich außer die Möglichkeit zur Entwicklung – die unterschwellig schlummernd verbleibt und das Ziel der esoterischen Studien und Arbeit bildet. Mit Ausnahme dieses Samens basiert alles in der äußeren Welt auf Lügen.
Wenn der Fall [aus dem Zustand von Eden] eine direkte Konsequenz der Identifizierung mit dem «Ich» der Persönlichkeit ist [dem Geist des Räubers; der degenerierte DNS-Zustand] und wenn die Einsamkeit der polaren Wesen, die durch den Fall getrennt wurden, die Quelle der Schwäche in den Menschen ist, die auf diesem Wege sterblich geworden sind, scheint die Rückkehr zur Verbundenheit eine unerschöpfliche Quelle neuer Energien zu sein. Diese Energien sind für den Menschen notwendig; und um das gefährlich gestörte Gleichgewicht des heutigen öffentlichen und privaten Lebens wiederherzustellen, muss er sie ausfindig machen.
Jedoch wird die Rückkehr zu der perfekten Einheit der polaren Wesen nicht einfach so gewährt. Es ist das alleinige Privileg derjenigen, die die Zweite Schwelle des Weges überquert haben, oder von denen, die darauf vorbereitet und bereit sind, diese Schwelle zu überschreiten.
Durch die Realisierung der völlig untrennbaren Einheit ihres wahren «Ichs», durch zwei polare Individualitäten, die die Zweite Geburt erreicht haben, kann und muss die Erbsünde erlöst werden.
Die objektive Liebe kann nur hier, in Form der menschlichen Existenz, erreicht werden, durch ihre vollständige und belebende Manifestation zum Zeitpunkt der Zweiten Geburt. Die Minne, wie sie in den Grals-Geschichten veranschaulicht wird, ist die Vorstufe der objektiven Liebe.
Die Minne ist der Daseinszweck des polaren Paares: für den Ritter und die Dame seiner Träume. Ohne diese bleibt ihre Polarität spirituell steril und sie fallen in den üblichen Zustand zurück.
Das Praktizieren der Minne erfordert Opfer und Heldentaten. Diese Taten sind Prüfungen. Für diejenigen, die diese Proben bestehen, verdoppelt sich die heilbringende Wirkung der Gnosis.
Die Minne des Ritters und seiner Dame platziert sie unmittelbar auf die vierte Stufe des Treppenaufgangs, wo ihre Heldentaten und Opfer ihren Fortschritt beschleunigen werden; vorausgesetzt, dass die Gnosis, die in ausreichendem Ausmaß von ihnen integriert wurde, ihre Früchte trägt, d. h. für die gemeinsame Sache arbeitet. Die Zeit, die sie brauchen, um diese Früchte hervorzubringen, wird ihnen gewährt, aber sie bleiben nur auf dieser Stufe, wenn sie mit Liebe brennen.
Die Minne kann nur wirksam sein, wenn sie auf einer Gnosis basiert, die gelebt wird. Denn nur gelebte Gnosis sinkt in das Herz ein und kann sicherstellen, dass der Ritter das Urteilsvermögen besitzen wird, welches ihn daran hindert, im Dschungel der rein menschlichen Denkweise und Gefühlswelt vom Weg abzukommen.
Die Minne ist die Bedeutung und das Instrument der Arbeit an dem, was Mouravieff den Fünften Weg nannte: Der erhabene esoterische Weg, um die Attribute zu erlangen, die für die kommende Welt charakteristisch sein werden.
Dieser Fünfte Weg wird nicht jedem zum Versuch geschenkt. Er schließt die anderen vier Wege auch nicht aus. Der große Fehler in esoterischen Studien, der zwangsläufig zum Scheitern führt, liegt darin, sich auf einen Weg zu begeben, der über die Fähigkeiten eines Menschen hinausgeht. Die Tradition warnt uns davor. Diese Überschätzung des Suchenden in seiner Stärke ist die klassische Falle, die für Menschen guten Glaubens ausgelegt wird, und in der sie vielleicht Erfolge erzielen, indem sie einem der anderen Wege folgen, welche den Schüler nicht unmittelbar dazu treiben, die Probe des Feuers zu bestehen.
Heutzutage bleibt die Minne, genauso wie zur Zeit der Entstehung der Grals-Geschichten, per Definition die unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg des polaren Paares, das nach der belebenden Liebe der Höheren Bereiche strebt, dem Ziel der Suche nach dem Heiligen Gral. Erst dann und nur dann kann der Suchende den Zugang zu der alten, geheimen Technologie erhalten, die die Meisterschaft über Materie, Zeit und Raum beinhaltet: den Stein der Weisen – Aufstieg.
Ich bin Eins geworden: Schöpfer von Welten.
- AdÜ: Es gibt keine deutschen Übersetzungen für Mouravieffs dreiteilige Buchreihe Gnosis.↩︎